20. Erste Patrouille Teil 2

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Der Vampir übt noch mehr Druck auf meinem Arm aus und plötzlich wird eine Druckwelle erzeugt, die mich gegen eine weitere Laterne schleudert. Augenblicklich schießt ein stechender Schmerz durch meinen Rücken und presst mir jegliche Luft aus den Lungen. Für einen Moment befürchte ich sogar gar nicht mehr atmen zu können und japse panisch auf.

Nur quälend langsam nehmen meine Lungen den ersten Sauerstoff wieder auf und gierig versuche ich immer mehr von ihm zu bekommen. Es fühlt sich an, als stünde ich kurz vor dem Ersticken.

Wäre da nicht die Uniform, die Angriffe aufgrund magischer Fasern größtmöglich abpolstert, bin ich mir sicher, dass mein Rücken normalerweise vollkommen verunstaltet und meine Wirbelsäule sogar gebrochen wäre. Ich kann mich nicht einmal aufrappeln, ehe der Blutsauger schon wieder vor mir steht, eine Hand an meine Kehle legt und mich hochhebt. Röchelnd umfasse ich sein Handgelenk, trete ihm mit aller Kraft in den Bauch, was ihn allerdings nur leicht zum Zurücktaumeln bringt. Das scheint ihn in keinster Weise zu stören und hält ihn auch nicht davon ab, die Hand immer fester zusammenzudrücken.

Während er mir immer mehr Sauerstoff raubt, der ohnehin schon knapp war, suche ich fieberhaft nach einem Ausweg, als mir eine Glühbirne aufflimmt.

Wenn ich ganz fest daran glaube, dann klappt es sicherlich.

Es muss.

Ich schließe meine Augen und konzentriere mich auf eine gewisse Stelle in der unendlichen Dunkelheit, ehe ich mir das mit Ornamenten verzierte, goldleuchtende Schwert vor Augen rufe. Langsam leuchtet ein goldener Punkt inmitten der weiten Schwärze auf, der stetig wächst und greife danach.

Ruckartig öffne ich meine Augen und bemerke sofort das goldene Licht rechts neben mir, von dem ein helles Schimmern und hunderte – nein, tausende – Strahlen ausgehen. Man kann gar nicht sagen, ob sie wirklich von dieser Stelle ausgehen oder ob sie zu ihr gezogen werden. Das Schimmern lichtet sich und zum Vorschein kommt das wunderschöne Schwert, dessen Griff sich, sobald ich meinen Arm nach rechts schwinge, in meine Hand legt, als würde es von einem Magneten angesaugt werden.

Mit großen Augen starrt der blonde Vampir auf meine Waffe und scheint abgelenkt, was ich mir sogleich zu Eigen mache.

Ich hole kräftig aus und die Klinge trennt ihm mit Leichtigkeit den Arm ab, der einige Meter wegfliegt. Augenblicklich springt der Vampir ihm hinterher, hebt ihn wieder auf und setzt ihn an die verwundete Stelle an, aus der das Blut wie aus einer Fontäne herausspritzt. Mit einem ekligen Schmatzgeräusch fügt sich der abgetrennte Arm wieder an den Rest des Körpers an, als wäre nie etwas gewesen.

Geschockt weiten sich meine Augen kaum merklich, denn das ist das erste Mal, dass ich zu sehen bekomme, wie ein Vampir ein abgetrenntes Glied wieder anfügt.

Das ist nur ein Beweis von vielen, wie überlegen diese Spezies den Menschen ist und vor allem wie gefährlich und stark.

Der Grund dafür, warum sie auf keinen Fall existieren dürfen.

Genau deshalb sollte ich diesen Kampf so schnell wie möglich beenden und für mich entscheiden, denn wer weiß, wozu er noch fähig ist.

Dank der Schuhe der Kampfuniform, stehe ich nach einem Sprung vor dem Vampir und hole mit dem Schwert aus. Mein Gegner weicht zwar in letzter Sekunde aus, doch die Klinge bohrt sich trotzdem in seine Taille. Die wenigen Meter zwischen uns überwinde ich ohne zu zögern, ramme meine Klinge erneut in seine Taille und ziehe das Schwert nach oben. Seinen Oberkörper aufzuschlitzen erscheint jedoch schwieriger als gedacht. Seine Gedärme scheinen so hart wie Stein zu sein, aber dennoch gelingt es mir, das Schwert nach oben zu ziehen und ihm somit eine riesige, klaffende Wunde zu verschaffen. Ein Blutspritzer trifft mich an der Wange. Ohne das Gesicht zu verziehen sehe ich dem Vampir in die Augen. Er schaut ungläubig von seinem Brustkorb zu mir, spuckt Blut und fällt zu Boden, als ich ihm die Klinge ins Herz ramme.

Keryno - Die verborgenen VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt