Irgendwann kann Rick dem Angriff nicht mehr standhalten. Als eine Art Druckwelle erzeugt wird, fliegt er durch die Wucht nach hinten, durch die Baumstämme zweier Bäume und hinterlässt somit ein riesiges Loch in ihnen. Letzten Endes überschlägt er sich mehrere Male auf dem Boden und wirbelt eine große Staubwolke auf, die jegliche Sicht auf das, was sich hinter oder wohl eher in ihr befindet, verwehrt. Einige Sekunden passiert nichts, lediglich die Staubwolke verflüchtigt sich langsam, bis sie sich jedoch plötzlich in Zwei teilt. Meine Augen können Ricks Bewegung gerade so erfassen, ehe er auch schon vor mir steht. Jetzt scheint mir das glühende Rot, das ich mittlerweile schon so oft gesehen habe, umso stechender. Dorian Gwadi und Liam Dirks bahnen sich einen Weg in meine Gedanken, dicht gefolgt von den Bildern meiner toten Freunde und den Albträumen.
Auf einmal packt mich die nackte Angst an den Beinen und schlängelt sich zischend wie eine Schlange an ihnen hinauf. Mein gesamter Körper erstarrt, während ich nur noch dazu fähig bin, in diese leuchtenden Augen zu schauen. Sie scheinen so durchdringend zu sein, als würden sie bis in die tiefste Ecke meiner Seele blicken können.
Auf einmal kommt es mir so vor, als ginge von ihm nun eine ganze andere Aura aus, die in dünnen, schwarzen Fäden um ihn herum schwebt und ganz anders als sonst bei Vampiren ist. Eine innere Unruhe beschleicht mich, wie die Welle eines Tsunamis und es fühlt sich an, als würden unsichtbare Hände auf meinen Schultern versuchen mich auf die Knie zwingen zu wollen.
Diese Aura...
Ist...
Beängstigend.
Rick packt meine Kehle, doch das nehme ich nur beiläufig wahr. Meine ganze Aufmerksamkeit gilt nur den rot glühenden Augen vor mir. Mein Körper kommt mir so schwer wie ein Brocken vor und meine Augen wollen sich einfach nicht von denen meines Gegenübers lösen. Das Herz hämmert mir schmerzhaft gegen die Brust, als wolle es herausspringen und forthüpfen. Panik überkommt mich. Ich fühle mich wie eine Gefangene in meinem Körper, als wäre es gar nicht mein eigener. Ich habe jegliche Kontrolle über ihn verloren.
Plötzlich ist mein Kopf gähnend leer, alle Gedanken sind wie weggefegt. Würde man etwas in ihn hereinrufen, würde sicher ein Echo zurückrufen. Ich bin nicht dazu in der Lage, etwas zu tun, dafür hat sich der Nebel der Angst zu sehr in mir ausgebreitet. Kann weder die Lage die Situation einzuschätzen, noch analysieren oder nach einem Ausweg zu suchen.
Ich fühle mich wie ein kleines Lämmchen inmitten eines Wolfsrudels.
Die Hand um meiner Kehle drückt fester zu und die roten Augen scheinen sich immer und immer tiefer in meine zu bohren.Es kommt mir so vor als würden sich Ketten um meinen gesamten Körper legen, selbst um mein Herz.
Mein Blickfeld färbt sich rasant schwarz und nur die leuchtenden Augen bleiben von der Schwärze verschont. Alles was ich weiß ist, dass sie zu meinem Her-
Auf einmal verschwinden sie aus meinem Sichtfeld und alle meine Gedanken sind zurück, ebenso wie die Kontrolle über meinen Körper. Der Nebel zieht sich ruckartig zurück, als würde er von einem Staubsauger eingesogen werden.
Zitternd starre ich auf meine Hände und taumle einige Schritte nach hinten. Was ist gerade passiert?
Verwirrt fliegt mein Blick umher und erfasst Rick, der vor einem Baum kniet und eine Hand auf dem Boden abstützt. Die Haare fallen ihm strähnig in die Stirn und das beißende, stechende Rot blitzt bedrohlich zwischen einzelnen Haarsträhnen hervor. Seine Aura ist um einiges angestiegen. Als mir etwas Verheerendes auffällt, weiten sich meine Augen.
Das muss die Aura eines A-Vampirs sein!
Das erklärt auch, warum meine Klinge sein Fleisch so schlecht durchtrennt hat, denn A-Vampire haben eine weitaus härtere Haut als B-Vampire. Aber wie kann es sein, dass er seine Aura begrenzen konnte? Ist so etwas überhaupt möglich oder habe ich nur misinterpretiert?
DU LIEST GERADE
Keryno - Die verborgenen Vampire
VampirgeschichtenDie Menschen wissen nicht, dass unter ihnen die Vampire im Verborgenen leben. Bis diese beiden Welten wieder einmal für kurze, brutale Sekunden aufeinander treffen, ahnt auch Sienna nichts. Sie beschließt einer Organisation beizutreten, deren Mitgli...