Kapitel 3

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„Und, was wollte Mister Eastwood von dir", fragte mich Matt, als wir nach draußen in die Pause gingen.

Ich starrte mürrisch die Sonne an. Dummes Teil, merkst du nicht dass du nervst?

Ja ich war kein grosser Fan von der Sonne. Sie war einfach nur warm und verursachte Sonnenbrand.

„Save?"

Ich schaute ruckartig meinen besten Freund an: „Oh, sorry Matt, ich war voll in Gedanken. Er wollte nichts besonderes, nur das übliche Blabla."

Wir gingen zu der Bank, auf der wir jede Pause saßen, und setzten uns hin. Ich setzte mich an den Rand der Bank, um immerhin ein bisschen in dem Schatten zu sitzen, was Matt sehr belustigend fand: „Save, Sonne ist gesund und du brauchst sie, damit du das auch bleibst!"

„Ich weiß, aber sie ist so ekelhaft heiß und oh mein Gott sind das Brownies die Nora aus der 9. Klasse da gerade auspackt? Ich muss dahin", erwiderte ich, doch das leckere Essen hatte sofort meine Aufmerksamkeit.

Ich sprang auf und lief auf das kleine blonde Mädchen mit zwei ordentlich geflochtenen Zöpfen zu: „Hey, Nora? Magst du mir zufällig zwei Brownies abgeben?"

Das kleine Mädchen schaute mich mit großen Augen.

„I-ich weiß n-nicht, d-die sind von m-meinem Bruder", stotterte sie.

Ihrem Bruder? Wirklich?

Ich seufzte: „Dann eben nicht, aber danke."

„Na, da hast du wohl keinen Erfolg gehabt", lachte mich Matt aus, während ich vor mich hin grummelte.

*****

„Savannah, was hältst du von Thomas Hobbes Theorie des Leviathans?"

Ich schaute meine Philosophielehrerin an, welche mich freundlich anlächelte.

„Ich denke, dass auch wenn der Anführer, der Leviathan, alle Menschen aus seiner Sicht gleich behandelt, und sie mit lebensnotwendigen Dingen versorgt, dass trotzdem weder Gerechtigkeit noch Sicherheit noch Zufriedenheit herrscht, da er sich wie ein Tyrann verhält, den Menschen jederzeit ihr Hab und Gut entreißen kann und sie ihrer Freiheit beraubt ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu Leben", legte ich meine Meinung dar, während ich meinen Kuli in der Hand kreisen ließ.

Meine Lehrerin nickte: „Sehr gut, hervorragend!"

Ich lächelte sie an, schrieb die Hausaufgaben von der Tafel ab und wartete auf das Klingeln zur Pause.

Als nächstes war Sport an der Reihe. Ich schnürte meine Schuhe zu und nahm meine Wasserflasche.

„Hey, Savannah, bist du fertig", fragte mich Carry, ein Mädchen aus meinem Sportkurs.

„Nein, einen Moment noch, ich komme gleich nach", antwortete ich und schaute mich nochmal in dem Spiegel an der Wand der Umkleide an.

Ich war nicht etwa eitel, aber ich achtete nunmal auf mein Aussehen. Ich betrachtete meine etwas herausstehenden Augen und meine zerzausten Haare. Wie so oft war ich die Letzte in der Umkleide und trottete alleine zu dem großen Sportplatz etwas abseits der Schule.

Völlig in Gedanken versunken summte ich Someone like you von Adele, als ich den kurzen Waldweg hinter mir ließ.

Ich sang mittlerweile leise vor mich hin: Nevermind I'll find someone like you, I wish nothing but the best for you two don't forget m-

Dann prallte ich abrupt gegen etwas Hartes.

„Savannah, du schon wieder. Wird das zur Gewohnheit", sprach die Person vor mir und ich schaute in die blauen Augen von Mister Eastwood.

„Ehm- Entschuldigung, das ist echt keine Absicht, ich war nur in Gedanken und haben Sie schonmal einen Fuchs in dem Wald hier gesehen? Ich habe nämlich eben einen gesehen und bestimmt hat er nach kleinen armen Tieren gesucht, die er fressen kann, das finde ich nicht okay, aber sonst stirbt er auch und das will ich auch nicht, das ist ein Dilemma nicht war? Und dann war da noch ein Baum und er hat gerauscht und es hat sich so angehört als würde er flüstern und-", ich bemerkte, dass ich mich noch immer in den Armen meines neuen Lehrers befand und rappelte mich hoch, „und jetzt halten Sie mich sicher für total gestört und es tut mir leid, dass Sie mich halten mussten und was machen Sie eigentlich hier Mister Eastwood?"

Shit, shit, shit. Was laberst du hier? Flüsternde Bäume? Im Ernst Savannah?

Mister Eastwood lächelte mich an: "Hol erstmal Luft und entspann dich, es ist alles okay und du bist gar nicht schwer, weshalb es mir nichts ausmacht, dich kurz zu halten."

Wir gingen schweigend nebeneinander her, denn ich glaubte nicht, dass ich grade im Stande dazu war, einen vernünftigen Satz zu formulieren.

"Ich bin hier, weil ich dein Sportlehrer bin und auch auf dem Weg zum Sportplatz war", fuhr Mister Eastwood fort.

"Achso, stimmt, das habe ich total vergessen", sagte ich und schaute auf meine Füße, "nicht Sie sondern Sport und Sie, ich meine als neuer Lehrer, im Fach Sport, als Sportlehrer."

Mein Magen zog sich zusammen, als ich Mister Eastwood anschaute, dessen strahlenden Augen mich musterten.

Was zur Hölle ist los mit dir Savannah? Reiß dich gefälligst zusammen!

"Savannah, ist alles okay mit dir", fragte mich der seeeehr gut aussehende Lehrer.

"Hm ja, der Baum hat geflüstert", murmelte ich mehr zu meinen Füßen und musste grinsen.

Verträumt schaute ich von meinen Füßen hoch zu dem hellblauen Himmel. Der Himmel hatte dieselbe Farbe wie Mister Eastwoods Augen.

Als ich realisierte was ich da eben von mir gegeben habe, lachte ich laut los: "Sie müssen mich für verrückt halten, oder? Ein fast erwachsendes Mädchen, dass über flüsternde Bäume redet. Das muss albern wirken."

"Nicht albern, es zeigt wie offen du der Welt gegenüber ist, dass du an gewisse Dinge glaubst", antwortete er kryptisch.

Ich schaute meinen Lehrer an. Er war ein wundersamer Mensch.

Sagst du? Flüsternde Bäume, bei dir piept es wohl!

First Love, Last Love? - In Lehrer verliebt man sich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt