Kapitel 29

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Das war doch wohl ein Witz. Warum führte das Schicksal Kyle und mich immer wieder zusammen? Waren wir auf eine verdrehte und nicht zu verstehende Art und Weise füreinander bestimmt?

„Ja, wusstest du das nicht", erschallte seine Stimme durch mein Handy.

Regungslos und auch fassungslos stand ich in dem leeren Gang. Warum kam dieses Unwohlsein immer wieder? Warum konnte ich nicht einfach vergessen? Ich habe ihm vergeben! Aber vergeben war nicht gleich vergessen.

Plump antwortete ich: „Nein."

Stille. Keiner von uns sagte etwas. Dann hörte ich Schritte auf dem Schulkorridor. Sie wurden lauter und lauter. Jemand kam auf mich zu. Mechanisch drehte ich meinen Kopf etwas nach rechts. Wie hätte es anders sein sollen? Es war Alex.

„Ich muss auflegen", sagte ich hart in mein Handy und legte auf.

„Miss Sharp, wie war Ihr erster Schultag, nach Ihrem Urlaub", fragte mich Alex freundlich und schaute mich durchdringend an.

Sofort wurden meine Muskeln etwas weicher und entspannten sich etwas.

Warum konnte Kyle nicht einfach nur existieren. Warum mussten sich unsere Wege immer wieder kreuzen?

Ich nickte abwesend und merkte wie mein Handy vibriert. Ich schaute hinab und sah, dass die Nachricht von Kyle war.

» Kyle: Sollen wir heute schon anfangen? Um 16 Uhr?

Sollte ich das machen?

Auf ein Mal wurde mein Körper grob in einen Klassenraum geschoben und mein Handy fiel herunter.

„Hey", schrie ich empört auf, „was soll das?"

Alex ließ meine Schultern los und schloss die Tür hinter uns.

Er schaute mich ernst an: „Vannah, rede mit mir! Was ist los?"

„Wie was ist los, was soll denn los sein", sagte ich genervt.

„Du hast heute in keinem deiner Fächer aufgepasst. Ich verstehe ja, dass familiäre Verluste nicht einfach sind, glaub mir, ich verstehe das! Aber du kannst dich nicht so gehen lassen", seufzte Alex und fuhr sich wie so oft, wenn er nicht wusste, was er machen sollte durch seine Haare.

Verärgert schnaubte ich auf: „Überwachst du mich jetzt etwa auch? Es ist nicht deine Aufgabe, dies zu machen."

Unglaublich. Redete er jetzt etwa mit jedem über meine Probleme?

„Dann sage ich dir das Folgende jetzt als dein Lehrer, und nicht als dein Freund", sagte er und stieß sich von seinem Pult ab, an welchem er bis gerade noch lässig gelehnt hat, „du machst dieses Jahr Abitur, und deine Noten sind exzellent, aber du kannst es dir nicht leisten, jetzt nachzugeben."

Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust und schaute Alex schnippisch an: „Ich gehe eben mein Handy holen, ich muss etwas mit meinem Nachhilfeschüler regeln."

„Du gibt Nachhilfe", sagte Alex erstaunt, „seit wann das?"

„Seit heute", antwortete ich und ging kurz vor die Tür, um mein heruntergefallenes Handy aufzuheben.

First Love, Last Love? - In Lehrer verliebt man sich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt