Kapitel 10

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Ich seufzte. Endlich wieder daheim. Endlich Wochenende.

Obwohl es nur eine kurze Schulwoche gewesen ist, war sie so anstrengend gewesen wie ein fünf Kilometer Marathon. Wie zwei Kilometer schwimmen. Ich fühlte mich, als würde ich schwimmen. Immer wieder untertauchen, um dann für eine Millisekunde Luft zu holen. Ich konnte spüren, wie mir das Wasser in die Lungen strömte.

Ich schüttelte meinen Kopf und schmiss wie gewohnt meine Tasche achtlos in eine Ecke. Ich band meine langen Haare in einen unordentlichen Zopf und ging in die Küche.

Ich seufzte erneut. Der Tag war viel zu viel für mich gewesen. So unangenehm mir diese Traumerscheinung von Mister Eastwood auch war, so sehr wünschte ich mir auch, dass sie Realität gewesen wäre. Ich schaute mich in der Küche um. Na da musste ich wohl mal wieder spülen.

Während ich zwei Töpfe und mehrere Teller wusch, da ich meistens zu faul war, die Spülmaschine zu betätigen, weil ich sie eh niemals ausräumen würde, überlegte ich mir, welches Essen ich bestellen sollte. Ich entschied mich dafür, etwas bei dem Chinesen in der Nähe zu bestellen und wählte zwei Portionen gebratene Nudeln, eine mit Entenfleisch, eine mit Hühnchenfleisch und zwölf kleine Frühlingsrollen.

Als dann alles gespült war, legte ich mich faul auf die Couch und schloss meine Augen. So viel war in den letzten Tagen passiert. So viel Schlechtes, Kyle, Kyle, und nochmal Kyle, aber eben auch Gutes, Lola wiederzusehen und Alex Eastwood. Ich grinste. Obwohl ich mir erfolgreich eingeredet habe, dass ich ihn vergessen musste und meine Gefühle sich nicht verstärken durften, so ging er mir doch nicht aus dem Kopf. Ich träumte ja sogar von ihm und hatte dieses unbändige Verlangen, ihn zu küssen.

DING-DONG

Ich quälte mich von dem Sofa hinunter und ging zu der Tür. Mein Abendessen war da. Ich bezahlte und pflanzte mich sofort zurück auf die Couch und startete den Film Star Wars- Der Angriff der Klonkrieger, meine Lieblingsepisode.

Während ich den Film schaute, fiel mir auf, dass es Parallelen zwischen Padmé und Anakin und Alex und mir gab. Padmé ist eine Senatorin, viel älter als Anakin, welcher ein Jedi ist, dem es untersagt ist, eine Beziehung einzugehen, und der sich nicht von seinen Gefühle lenken lassen darf. Auch Alex und ich durften nicht zusammen sein, obwohl es auch bei uns klare Andeutungen gab, dass auch er mir gegenüber nicht unbedingt abgeneigt war.

Obwohl, ich ja immer praktisch gegen ihn fiel, er hatte ja nie eine Chance, mir auszuweichen. Vielleicht sah er das als Verzweiflungsakt nach Aufmerksamkeit und dachte ich sei psychisch labil und er müsste sich um mich kümmern.

Oh mein Gott.

*****

Sanfte Sonnenstrahlen fielen auf mein Gesicht und kitzelten mich. Ich drehte mich um und fiel mit einem Aufschrei von der Couch. 

„Na super", fluchte ich und hielt meinen wehtuenden Arm fest, „das ist ja ein gelungener Start in den Tag."

Ich rappelte mich auf und sah, dass der ganzer Müll von gestern noch herumlag. Die leeren Verpackungen von dem Chinesen, eine leere Schokoeisbox, zwei leere Haribotüten und eine leere BBQ-Chipstüte. Ein Wunder, dass ich mich nicht übergeben habe.

Ich seufzte, packte alles in eine Mülltüte und brachte diese nach draußen. Mir war es egal, dass ich immer noch die Anziehsachen von gestern trug, dieser Tag sollte einfach nur entspannend sein. Nur ich mit meinem Haus. Ich ging wieder zurück und überlegte, was ich mir zum Frühstück machen könnte. Ich entschied mich für Speck mit Rührei. Also ging ich zu dem Kühlschrank, öffnete ihn und vor mir wartetet die Hölle auf mich, nämlich gähnende Leere. Bloß eine Packung Milch und ein Glas Gewürzgurken. Jetzt musste ich auch noch einkaufen gehen. Im Ernst?

First Love, Last Love? - In Lehrer verliebt man sich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt