Nachdem wir in Ruhe gefrühstückt haben, beschlossen wir einen Film zu schauen und unsere Wahl fiel auf Harry Potter und der Orden des Phönix. Ich habe diesen Film schon so oft gesehen, dass ich praktisch mitsprechen konnte und aß nebenbei glücklich Honigwaffeln. Neben mir auf der Couch lag Lola, wobei sie wie eine Katze eingerollt war. Wahrscheinlich hatte sie ihre ganze Energie dabei verschwendet, mich aufzuwecken. Naja, hätte sie ja auch nicht machen müssen.
Als dann letzendlich der Abspann lief, Lola wieder erwacht war, Kyle zum ersten Mal seine Augen von dem Bildschirm abwendete und Matt und James je eine Flasche Fanta und Sprite ausgetrunken haben, saßen wir alle mehr oder weniger schweigend und unseren eigenen Gedanken nachhängend auf unseren Plätzen.
Und wie es so war, beherrschte ein Mann in den Zwanzigern mit seinen blauen Augen meine Gedanken. NEIN! Das würde ich dieses Mal nicht zulassen!
„Hat jemand eine Idee, was wir jetzt machen könnten", warf ich meine Frage in die Stille ein, um mich selbst von meinen Gedanken abzulenken.
„Wir könnten bowlen gehen", schlug Matt vor, was Begeisterung bei James und mir, jedoch nicht bei Lola und Kyle hervorrief.
„Eis essen", fragte Lola, doch auch dies erhielt keine einstimmige Begeisterung.
„Wir könnten auch Joshua besuchen gehen", schlug dann Kyle vor, was mich total verwunderte.
Warum wollte er dorthin? War das, um Lola einen Gefallen zu machen?
„Was", fragte Lola verdutzt.
„Naja", begann Kyle wieder, „obwohl er bald entlassen werden kann, würde es ihn sicher freuen, euch nochmal zu sehen."
„Mitdenkend", sagte James anerkennend, „gefällt mir!"
Matt und ich verdrehten gleichzeitig unsere Augen und ich aß den letzten Bissen, den letzten wunderbar leckeren Krümmel der Honigwaffeln.
Kyle verschränkte seine Hände miteinander: „Also?"
*****
Kaum 30 Minuten später standen wir zu fünft in dem Raum, aus welchem Joshua bald endlich entlassen werden würde.
„Das ist Kyle, ein Freund aus der Schule und das ist James, Savannahs Cousin", stellte Lola die beiden vor, nachdem ihr Joshua versichert hatte, dass der unangekündigte Besuch auch wirklich okay sei.
„Hey Mann, ich habe schon viel von dir gehört", begrüßte James ihn und Joshua erwiderte die Begrüßung freundlich.
„Moment, bist du der Kyle, der mal mit Savannah zusammen war", fragte Joshua zugleich verwirrt und neugierig.
Heilige Mandarinenlimonade. Was bitte hat Lola ihm erzählt? Mein Blick schnappte herüber zu meiner besten Freundin, welche meinem Blick gekonnt auswich.
„Lola", fragte ich.
„Ja", antwortete Kyle.
Was? Okay. Keine Nachfrage, woher Joshua das wusste? Dachte Kyle etwa ich hätte über ihn geredet, denn das war er nicht wirklich wert, oder was war hier los? Warum war er nur die ganze Zeit so gelassen und entspannt? Er dürfte nichts im Schilde führen, aber das war so.... ungewohnt. Er schien so zufrieden. Ugh. Immer diese zufriedenen, glücklichen Menschen, die überall Zuckerwatte sehen.
„Cool", sagte Joshua und damit war dann auch die äußerst interessante Unterhaltung zwischen ihm und Kyle beendet.
Das schien eine tiefe Verbindung zu werden.
„Ich weiß nicht, ob das jetzt irgendwie taktlos ist oder so, aber was machst du denn so in der Freizeit", durchbrach James die Stille, „also naja.. bevor du hierhin gekommen bist."
„James-", seufzte ich nur.
War dem eigentlich gar nichts unangenehm?
„Das ist doch nur eine normale Frage. Ist ja nicht so, als wäre ich jetzt querschnittsgelähmt", grinste Joshua ehrlich, „ich habe viel Tennis gespielt und war öfters mit meinem Skateboard unterwegs."
„Du skateboardest", schoss es aus mir hinaus und ich zog die Aufmerksamkeit aller versammelten Personen auf mich.
„Ehm ja? Du etwa auch?"
„Ja", freute ich mich, „wie cool ist das denn!"
Moment... Vielleicht kannte ich ihn dann sogar schon? Es gab ab und zu ein paar Skateboardwettbewerbe in dem Herzen der Stadt, rein aus Spaß. Da müsste man sich doch sicher mal gesehen haben.
„Ich kann auch Tennis spielen", grinste James und schlug mit Joshua für diesen typischen Männerhandschlag ein.
Ich habe es ein Mal versucht und wollte dabei ganz cool nicht auf die Hände schauen, wodurch ich James Hand total verfehlt habe. Traurig traurig.
„Dann können wir ja mal zusammen spielen gehen, wenn ich wieder etwas fitter bin", schlug Joshua ein, was James bejahte.
Noch eine Bromance. Herrlich. Ich seufzte.
„Ich hab Hunger", warf Matt plötzlich ein.
„Dann hol dir Essen", pampte Lola ihn an, „du hast doch eben erst gegessen."
Sofort empörte sich Matt: „Save hat ganze Zeit gegessen, nicht ich!"
Was habe ich bitte damit zu tun, dass er Hunger hat? Haaaallo?
„Meine Güte, wo ist denn das Problem", seufzte James, „komm Matt, dann holen wir eben etwas zu essen. Sonst noch wer etwas?"
*****
Montag. Seufzend ging ich auf das Schulgebäude zu. Englisch. Das hieß? Richtig! Alex Eastwood.
Ich schulterte meinen Rucksack und zog meine Jeans nochmal hoch. Meine Haare fielen glatt über meine Schultern. Gerade, als ich den Parkplatz überquerte, fuhr er ein. Sein silbernes Auto fuhr elegant über die Kieselsteine. Prompt blieb ich stehen. Wie er wohl aussah? Wie es ihm wohl ging? SAVANNAH!! Ich schlug mir selbst vor den Kopf. Reiß dich zusammen!
Doch kaum, dass ich ihn erblickt habe, war es um meine Selbstbeherrschung mehr oder weniger geschehen.Er trug ein schlichtes, langärmliges, schwarzes Shirt, welches einen seinen Körper erahnen ließ. Solange man ihn noch nicht kannte. Dazu graue Jeans und seine Nike Airmax.
Sollte ich ihm hallo sagen? Wie sollte ich reagieren? Mein Mund wurde trocken. Meine Haare schienen auf einmal ganz zerzaust zu sein, wegen des Windes. Hatte ich zugenommen?
Er kam auf mich zu. Und kaum konnte ich den mir so vertrauten Duft einatmen, war der Duft auch wieder verschwunden. Ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen, lief er einfach an mir vorbei. Als gäbe es mich nicht. Als würde ich für ihn nicht existieren.
Game on, mein Lieber. Game on.
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First Love, Last Love? - In Lehrer verliebt man sich nicht
RomansaSavannah hat kein einfaches Leben. Das Schicksal verpasst ihr immer wieder Schläge und lässt zu, dass sie an sich selbst zweifelt. Doch über alles hinweg versucht Savannah, positiv zu bleiben. Begleite Savannah auf eine Reise voll Verzweiflung, H...