33. Hot & Cold.

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Trotz einem erneuten Versuch das Tagebuch der Frau zu bekommen, schaffte ich es natürlich nicht. Collin war viel größer als ich und somit musste er sich nicht mal anstrengen, sondern hob einfach das Buch nach oben und schon war es sicher. Es interessierte mich jedoch wirklich sehr, was dort drin stand. Zwar wollte ich nichts privates lesen, doch einfach nur einen kurzen Blick hinein werfen, wie das Leben der Frau war, bevor sie verschwunden war. Aber Collin würde das nicht zu lassen, was irgendwie seltsam war, aber ich musste nur warten, bis er nicht hin sah und dann würde ich es mir holen. 
"Also Mister Black", fing ich irgendwann an, "Erzähl mir irgendwas von dir." Ich wusste, dass er sich mir nicht öffnen wollte, doch ich wollte auch nicht einfach so hier rum laufen und nicht mit einander reden. Schließlich waren wir doch in irgendeiner Weise Freunde, oder? 
Er rümpfte jedoch nur die Nase und setzte sich auf das Bett, welches schon ziemlich schlimm aussah, doch das interessierte ihn anscheinend nicht. 
"Ach komm schon!", versuchte ich es noch mal, "Irgendwas muss es ja wohl geben, was du mir erzählen kannst, oder? Ich habe dir schon so viel erzählt und ich weiß gar nichts über dich."
"Was hast du mir erzählt? Und das ist wahrscheinlich besser so." Da war wie immer seine kühle Seite, denn obwohl ich ab und zu dachte, dass sie weg war und er offener sein würde, kam sie immer wieder. 
"Hab ich einfach, okay? Auch wenn du davon wahrscheinlich nichts mehr weißt.", ich schnappte mir einen Stuhl und rückte ihn zum Bett, jedoch mit einem guten Abstand. 
Er antwortete zuerst nicht, wahrscheinlich weil er einfach nicht wusste, was er sagen sollte, doch dann sagte er etwas und ich wusste zuerst nicht, ob ich es richtig gehört hatte. 
"Ich weiß noch alles."
Ich ging nicht darauf ein, wollte nämlich nicht zeigen, dass mich seine Art verwirrte, denn das genau tat es. Es verwirrte mich. Im einen Moment war er super nett und süß zu mir und im nächsten das genaue Gegenteil. Hot and Cold eben.
"Dann erzähl mir irgendwas."
"Ich weiß nicht was ich dir erzählen soll."
"Hast du Geschwister?"
"Nope.", kurz gebundene Antworten, wie nett. Sehr gesprächig. 
"Wie ist es ein Einzelkind zu sein? Ich kann das irgendwie nicht nach empfinden." ich versuchte ihn irgendwie aus der Reserve zu locken. 
"Es war...", er schien kurz zu überlegen, "einsam." 
Das hatte ich um ehrlich zu sein nicht erwartet. Einsam? Ich sagte nichts, sondern wartete, bis er sich von selbst erklärte. 
"Naja, ich schätze, dass ich ziemlich viel alleine war, bzw. mit der Nanny. Meine Eltern waren dauernd weg und somit wurde ich praktisch nur von ihr erzogen. Eigentlich hätte ich gerne Geschwister gehabt, glaube ich, denn dann hätte ich wenigstens ein wenig Familie da gehabt." 
Ich war geschockt, aber das im positiven Sinne, denn er war endlich ehrlich zu mir. 
"Ich verstehe so etwas nicht", gab ich ehrlich zu. 
"Was verstehst du nicht?"
"Warum man Kinder haben würde, wenn man nicht für sie da ist. Ich meine wenn ich mal eine Familie gründen will, muss ich mir doch sicher sein, dass ich für meine Kinder da sein kann, sonst sollte ich es nicht tun. Verstehst du, was ich meine?"
Er nickte nur und sah auf den Boden zu seinen Schuhen, anscheinend war das Thema sehr unangenehm für ihn, doch ich war deshalb nur noch glücklicher. Nicht weil es für ihn unangenehm war natürlich, sondern weil er sich mir öffnete, obwohl es ihm unangenehm war.
Niemand von uns sagte mehr etwas und es entstand eine irgendwie seltsame Ruhe. Ich wollte ihn nicht noch etwas fragen, da ich mein Glück nicht reizen wollte. Schließlich konnte seine Laune schnell, sehr schnell umschwingen. 
"So wie ich das sehe habt du und Chace ein gutes Verhältnis?", fragte er nach einer Weile. Ich nickte freudig. "Ja, das war schon immer so. Er ist mein Partner in Crime, wenn du verstehst, was ich meine." Leise lachte ich in mich hinein und dachte an all die Sachen, bei denen er mich schon vor meinen Eltern gedeckt hatte. 
"An was denkst du?", fragte er und ich sah hoch zu ihm. 
"Ach, ich weiß nicht. Wir haben einfach schon so viel zusammen erlebt."
"Es freut mich für dich, dass ihr euch so nahe seit.", sagte er und ich konnte in seinen Augen sehen, dass er es ernst meinte. Und gleichzeitig konnte ich auch Traurigkeit darin erkennen. 

"Darf ich dich noch etwas fragen?", okay, vielleicht reizte ich mein Glück mal wieder aus, doch er nickte zum Glück. 
"Wenn du dir einen Beruf aussuchen könntest, welcher wäre es?"
"Ich muss nicht arbeiten, meine Eltern haben mehr als genug Geld.", gab er schnell zurück.
"Das habe ich aber auch nicht gefragt", erwiderte ich, "Meine Frage war, was du machen wollen würdest, wenn du alles machen könntest." Er schien zu überlegen, doch antwortete lange nicht. 
"Ach, ich weiß nicht. Wahrscheinlich würde ich gerne Arzt werden."
"Arzt?", fragte ich nach, denn das hatte ich wirklich nicht erwartet. Er nickte wieder und ich fragte nach, warum das so war. 
"Chirurg finde ich irgendwie cool. Und ich würde Menschen helfen, was ein ziemlich cooler Bonus oben drauf wäre." Er überraschte mich doch immer wieder. Er tat zwar immer so, als würde ihn nichts interessieren, doch das war überhaupt nicht der Fall. 
"Das Studium dazu wäre mir zu schwer, aber sonst stimme ich dir vollkommen zu. Ich würde definitiv...", ich wollte meine eigene Frage beantworten, doch er kam mir zu vor. 
"...Psychologie studieren.", beendete er meinen Satz und ich sah ihn wohl ein bisschen überrascht an. 
"Stell dir vor, Prinzessin, ich höre dir tatsächlich zu. Du willst Psychologie studieren aber zuerst einmal reisen, Neuseeland oder Indonesien." Ich konnte nicht anders, ich fing an bis über beide Ohren zu grinsen. 
"Es war Irland, aber aber ja genau. Ich dachte nicht, dass dich das interessiert hat." Er hielt meinen Blick stand, ich lächelte immer noch wie ein Kleinkind, doch er blieb ganz ernst. 
"Vielleicht komme ich Leuten immer ein wenig desinteressiert vor, doch das ist nicht immer der Fall, ich habe nur manchmal meine Gesichtszüge nicht so unter Kontrolle, sie machen einfach, was sie wollen." Jetzt fing er auch er an zu grinsen und wir sahen uns eine Weile in die Augen. Keiner von uns sagte etwas, es gab nur seine schwarzen Augen, die mich fixierten. Um ehrlich zu sein, wäre das der perfekte Moment gewesen. Er hätte sich nur ein paar Zentimeter vor beugen müssen, doch natürlich tat er es nicht, das hatte er schon ziemlich klar gemacht. Außerdem versuchte ich mir natürlich ein zu reden, dass ich es gar nicht wollen würde, ihn weg schubsen würde, falls er es versuchen würde, doch natürlich wusste ich selber, dass ich das niemals tun würde. Aber ich musste standhaft bleiben, ich hatte gesagt, dass ich keinen der beiden wollte und das wollte ich auch wirklich nicht. Naja zumindest fast wirklich nicht. Okay, um ehrlich zu sein war ich eine Lügnerin, denn ich wollte, dass er nichts anderes macht, als sich jetzt ein wenig vor zu beugen. Auch wenn es nur für ein paar Sekunden wäre, das würde mir schon genügen. Doch statt dessen sagte ich leise: "Wir sollten vielleicht wieder zu den anderen gehen.", stand auf, ging hinunter und konnte seine Schritte hinter hören. Nicht wissend, was er über die Situation gerade gedacht hatte. Das selbe wie ich, oder genau das Gegenteil?

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Also Leute, ihr seit wirklich alle die süßesten! Jeden Tag bekomme ich Kommentare und die sind alle einfach immer so nett, dass ich aus dem Grinsen manchmal gar nicht mehr raus komme!:) Natürlich dürft ihr mir auch immer sagen, wenn euch etwas nicht passt, oder ich Fehler mache, ich bitte euch sogar darum, Kritik, positiv als auch negativ ist mir wirklich sehr wichtig!
Also ich hoffe das Kapitel gefällt euch, wie immer gibt es nächstes Wochenende das nächste. Wenn ihr irgendwelche Vorschläge habt, wie es weiter gehen soll, dürft ihr diese gerne in die Kommentare schreiben, oder auch mir privat, dann versuche ich eure Wünsche natürlich immer mit ein zu bauen (geht natürlich nicht immer, aber ich kann es versuchen:) ). Na dann noch einen schönen Sonntag und danke für's lesen :* 

P.S. Ich werde die Geschichte "Three sided love." nennen:)

Three sided love. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt