16. Smalltalk.

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So saßen wir also in seinem Auto und mampften unser ach so gesundes Essen. Da ich im Thema essen nicht umbedingt die beste war, versuchte ich sehr langsam zu essen, trotzdem fielen mir dauernd Salat Stücke in die Schachtel oder ich hatte Ketschup überall. Wow, das sieht bestimmt super sexy aus.
"Wenn du dich nicht beeilst klaue ich deine Pommes.", Collin grinste zu mir hinüber, natürlich war er schon fertig.
"Bedien dich, schließlich hast du bezahlt.", ich hielt ihm die Schachtel hin, woraufhin er sich in den Sitz fallen ließ.
"Na und, dann hab ich halt bezahlt, mach kein Thema drauß."
"Ich mach kein Thema drauß.", widersprach ich.
"Na sicher.", er griff zu einer Pommes und ich nahm meinen letzten Bissen vom Burger.
"Danke.", sagte ich plötzlich, ohne es wirklich gewollt zu haben, es rutschte mir einfach heraus.
Er sah zu mir. "Für was?"
""Für das Essen.", sagte ich. "Und dafür dass du mit mir rumgefahren bist.", fügte ich dann jedoch noch hinzu.
"Kein Problem Prinzessin."
"Nenn mich nicht so."
"Zerstör den Moment doch nicht so, gerade warst du noch sehr dankbar und nett und dann kommt wieder dieses grummelige Ding in dir zum Vorschein."
Ich sah ihn ungläubig an und konnte nichts anderes als anfangen zu lachen. Collin sah mich nur fragend an.
"grummeliges Ding also?", brachte ich hervor.
"Hey, so lustig ist das auch wieder nicht." Ich entschuldigte mich, lachte jedoch immer noch weiter. Ich wusste selber nicht wieso, denn schließlich war es nicht wizig. Vielleicht brauchte ich es einfach.

"Also, willst du mir jetzt erzählen warum du spazieren gegangen bist?" Ich starrte nach vorne und beobachtete die verschiedenen Menschen die vorbei liefen. Nachdem ich ihm nicht antwortete blieb er ruhig für eine Weile.
"Okay, dann lass uns doch über etwas anderes reden.", fing er jedoch nach wenigen Minuten wieder an, "Was möchtest du werden, wenn du deinen Abschluss hast?"
Ich drehte mich zu ihm, er hatte sich zu mir gedreht und seinen Kopf am Sitz angelehnt.
"Wie kommst du darauf?", fragte ich nur.
Er zuckte mit den Schultern und sah mich wieder an, als wartete er auf eine Antwort.
"Ich möchte Psychologie studieren. Aber zuerst einmal reisen denke ich."
"Wo möchtest du hin?"
"Neuseeland vielleicht, oder Irland, eigentlich überall, wenn ich genau überlege."

Er fragte mich nichts mehr, er starrte nur auf den Boden, wenn man das so nennen konnte in einem Auto. Er sah ziemlich friedlich aus, fiel mir auf, so hatte ich ihn noch nie gesehen. Normalerweise war er immer voller Energie, oder zumindest scheinte es so. In diesem Moment saß er einfach nur da, total entspannt.
"Warum starrst du mich an Prinzessin?", fragte er plötzlich und blickte hoch. Natürlich musste er mich erwischen.
"Hab ich gar nicht.", leunete ich.
"Na sicher.", sagte er wieder, jedoch konnte ich den Sarkasmus genau heraus hören und außerdem glaubte ich ein lächeln auf seinem Gesicht gesehen zu haben.
Collin setzte sich wieder geraden hin und starrtete den Wagen. Ohne ein Wort zu sagen parkte er aus und fuhr den langen Weg zurück.
Als wir an meinem Haus angekommen waren stoppte er, jedoch bewegte ich keinen Muskel.
"Ich möchte nicht wieder rein gehen.", sagte ich plötzlich, ohne ihn anzu sehen.
"Letztendlich musst du aber."
"Naja, letztendlich ist aber nicht jetzt."
Er starrtete den Wagen wieder und fuhr los.
"Warte, was machst du?", fragte ich und drehte mich zu meinem Haus um. Natürlich wollte ich nicht hinein, aber er hatte recht, ich musste.
"Ich fahre zu mir nachhause.", gab er nur zurück.

Ich erhebte keinen Widerspruch, was wahrscheinlich auch der Grund war, dass er einfach weiter fuhr. Natürlich hätte ich sagen können, dass ich umdrehen möchte, dass ich doch nach Hause möchte, doch das wäre gelogen. Ich war noch viel zu wütend auf meine Eltern, wie könnten sie mir das antun? Wie könnten sie das auch nur in Betracht ziehen? Hier ist alles was ich habe, auch wenn es nicht viel ist, doch es reicht für mich. Ich könnte ohne Laura nicht überleben und Amsterdam war viel zu weit weg um mich besuchen zu kommen. Ein Abend mit Collin würde mich sicherlich auf andere Gedanken bringen.

Nach nicht mal 10 Minuten waren wir angekommen. Natürlich erkannte ich das Haus, denn es war das selbe, in dem die Party letztes Mal stattfand. Es war noch viel schöner wie ich dachte, das letzte mal war es schließlich dunkel gewesen. Es hatte einen weißen Anstrich und beige Dächer. Außerdem konnte man schon von der Straße aus die riesigen Fenster sehen, die Licht in das Haus ließen.

"Also, steigst du wieder nicht aus, oder wollen wir rein gehen?", Collin riss mich aus meinen Gedanken.

Ohne zu antworten stieg ich aus und ging hinter ihm her zu der großen Haustüre. Ich konnte mir gar nicht vorstellen wie viel dieses Haus kostete.

"Treten sie herein junge Dame.", er hielt mir die Tür auf und verbeugte sich wie ein Gentleman, natürlich wusste ich, dass er genau das nicht war.

Trotzdem bedankte ich mich, als ich in das Haus eintrat und Collin ließ die schwere Tür ins Schloss fallen.

"Also, ich würde dir ja das Haus zeigen, aber wie du weißt war ich den ganzen Tag unterwegs, naja nicht den ganzen, aber egal. Also, das wäre mir echt zu viel Aufwand." Und hier verschwindet der Gentleman wieder.

"Okay, kein Problem." Er zeigte mir ihm zu folgen und er führte mich in ein Filmzimmer. Obwohl, es war eher ein Kino. Es hatte nämlich eine riesige Leinwand, echte Sitze und ich glaubte sogar einen Popcorn macher zu sehen.

"Hast du Lust einen Film zu sehen?", fragte er mich und setzte sich auf einen der Stühle.

"Sicher."

Er entschied sich für irgendeinen Horrorfilm, was für ein Klischee. Jedoch setzte er sich nicht mal direkt neben mich, er hatte eher sicheren Abstand. Um ehrlich zu sein hätte ich gedacht, dass er versucht sich an mich ranzumachen, schließlich ist er genau der Kerl dafür. Aber nein, er versuchte den ganzen Film über gar nichts. Ab und zu versuchte ich zu ihm hinüber zu sehen, nur um zu bemerken, dass er nur auf den Film starrte. Nicht dass ich wollte das er sich an mich ran macht, doch irgendwie war es etwas frustrierend. Vielleicht war ich nicht gut genug.

Der Film war eigentlich sogar langweilig. Ich liebte Horrorfilme, deshalb kannte ich auch sehr viele. Außerdem lenkten mich meine Gedanken aber auch ziemlich ab.


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Three sided love. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt