Mit dem Plan war es nicht schwer, mein Zimmer zu finden.
Der linke Flügel war der Jungenflügel, der rechte der Mädchenflügel, getrennt vom Schulbereich in der Mitte. Ganz einfaches Prinzip also. Unten im Erdgeschoss befanden sich die Aufenthalts-, Gemeinschafts-, Computer-, Fernseh-, Lern- und, ganz zentral, Essensräume. Also alles was im Leben so wichtig war. Oben drüber waren dann dementsprechend Schul- oder Schlafzimmer.
Der Wohnbereich bestand aus langen Fluren, in regelmäßigen Abständen mit Türen in der rechten Wand. Durch eine dieser Türen, an der meine Zimmernummer (22) und eine weitere (21) standen, trat ich nun. Und landete in einem weiteren Miniflur.
Gerade aus waren zwei Türen, die sich unschwer als Klo- und Badezimmertüren identifizieren ließen. Rechts an der Tür stand 21 und die linke Türe musste meine sein. Nummer 22.
Ich trat ein und war schon wieder positiv überrascht. Groß, geräumig, hell, mit ausreichend Steckdosen um mehrere Geräte gleichzeitig zu laden.
Das war auch gleich mal meine erste Tat: ich hängte mein Handy ans Ladekabel.
Auf dem Schreibtisch lag ein Zettel mit dem WLAN-Passwort. Ich frohlockte. Schneller als man "WLAN" sagen kann, war ich eingelockt. Ich öffnete YouTube, wählte eine Playlist aus und begann auszupacken.
Viel war es nicht, schließlich hatten meine Eltern mir versprochen, nächste Woche zu kommen und das restliche Gepäck mit dem Auto herzufahren. Also im Endeffekt hatte ich nur Gepäck für eine Woche dabei.
Nach zehn Minuten war ich fertig. Der Blick auf mein Handy verriet mir, dass ich noch eineinhalb Stunden bis zum Abendessen hatte.
Ich legte mich aufs Bett und öffnete WhatsApp.
279 Nachrichten in 8 Chats
Allein 253 Nachrichten verbuchte der Klassenchat für sich. Ich scrollte nach unten ohne zu lesen. Eigentlich könnte ich die Gruppe auch löschen, ich ging ja nicht mehr in die Klasse, aber so völlig wollte ich mich doch noch nicht von den ganzen Chaoten trennen.
Die anderen Nachrichten waren von den wirklich wichtigen Menschen, von Freunden und Familie, die sich erkundeten, wie ich angekommen war.
Ich schrieb eine Stunde mit denen, die gerade online waren, dann richtete ich mich fürs Abendessen.Jetzt wünschte ich mir, ich hätte Frau Tutleyv mehr über allgemeines Verhalten, speziell beim Essen, gefragt. Gab es eine Sitzplatzordnung? Oder saß jeder einfach immer wo er gerade wollte? Aber wo sollte ich dann hin?
Ich wollte mich nicht ganz allein hinsetzen, so, als hätte ich keine Freunde. Andererseits hatte ich hier auch einfach noch keine Freunde.
Langsam bewegte ich mich in Richtung Buffet und lud mir meinen Teller voll, dann blieb ich unsicher stehen.
Ich war nicht der mutige Typ, der sich einfach zu irgendeiner Gruppe dazu setzt und ein witziges Gespräch anfängt. Aber allein sitzen wollte ich erst recht nicht.
Ich blickte mich um. Wer könnte denn nett aussehen?
Auf der einen Seite saß ein Haufen kleiner Fünft- oder Sechstklässler. Nein. Ausgeschlossen. Zu denen setzte ich mich nicht.
Am nächsten Tisch saßen einige freundlich aussehende Jungen und Mädchen, aber ich hatte das Gefühl, dass sie älter waren als ich. Nicht, dass ich was gegen Ältere hatte, aber in meinem schulischen Alltag würden sie mir wohl auch nicht so viel weiterhelfen. Lieber wäre es mir schon, Leute kennen zu lernen, mit denen ich auch in den Unterricht gehen konnte.
Nie nächste Tischgruppe war von passend aussehenden Schülern besetzt. Ich wollte mich gerade auf den Weg in ihre Richtung machen, da sah ich, dass der Typ von heute Mittag dabei war. Der, der so ewig gebraucht hatte, bis ich er mir endlich die Wegbeschreibung zum Sekretariat gegeben hatte. Auf den hatte ich absolut gar keinen Bock.
Nochmal eins weiter saßen drei Mädchen und kurzentschlossen beschloss ich, zu ihnen zugehen.
"Entschuldigung, ist der Platz noch frei?", ich deutete auf einen der leeren Stühle.
Das Mädchen gegenüber grinste mich an. "Klar, setz dich."
Vorsichtig stellte ich meinen Teller ab und glitt auf den Stuhl.
Die drei hörten auf zu essen und musterten mich genauer.
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Just another Badboy
RomanceAls Lynn auf das Internat kommt, hat sie von Männern und Jungs absolut die Nase voll. So sehr sie auch die Zeit mit ihren neuen Freundinnen genießt, so sehr hält sie alle männlichen Wesen auf Abstand. Doch einer erregt ihre Aufmerksamkeit und lässt...