Der Tag musste mich mehr erschöpft haben, als ich gedacht hatte. Zumindest schlief ich wie ein Baby, tief und fest und lang. Ich schaffte es am nächsten Morgen gerade noch rechtzeitig zum Mittagessen aufzustehen.
“Warum bist du denn gestern so früh gegangen?“, fragte Cat, als ich mich zu ihr an den Tisch setzte.
“Wo sind denn Su und Jen?“, wich ich mit einer Gegenfrage aus.
Cat lachte. “Die schlafen ihren Rausch aus.“
“Wow“, ich lachte ebenfalls, wenn auch nicht ganz echt. “Dann kann ich ja echt froh sein, dass du schon wach bist und ich nicht alleine essen muss.“
“Kann man so sagen.“ Cat nickte. “Ich verzieh mich aber nachher auch wieder in mein Zimmer. Aber jetzt erzähl mal, was lief da eigentlich gestern mit dir und Toby?“
“Toby?“, fragte ich überrascht. “Welcher Toby?“
“Sag mal“, Cat legte den Kopf schief, “du hast doch gar nichts getrunken. Du solltest dich doch am besten von uns allen an gestern Abend erinnern.“
Und wie ich mich erinnerte!
“Du hast doch die ganze Zeit mit ihm geredet!“
“Ach, der heißt Toby?“
Cats helles Lachen hallte durch den ganzen, untypisch leeren Speisesaal.
“Du hast ihn nicht nach seinem Name gefragt?“
“Irgendwie hat es sich nicht ergeben.“
“Tssss. Und was lief da jetzt?“
“Nichts.“
“Hmmm, schade. Und hättest du gerne, dass da was läuft?“
Ich seufzte. “Keine Ahnung. Vielleicht. Aber irgendwie auch nicht.“
“Klingt nicht sehr überzeugend.“
“Ich weiß.“
Das war etwas, was ich an Cat mochte. Sie hörte mir einfach zu nahm mich ernst. Ich kannte genug Mädchen, die mir direkt eine Beziehung nachgesagt hätten und Verkupplungspläne geschmiedet hätten. Auch bei Su und Jen konnte ich mir das gut vorstellen. Aber Cat war nicht so. Sie glaubte einfach meinem Wort und beließ es dann auch dabei.
Cat gähnte. “Ich muss noch Mathe machen“, murmelte sie müde. “So gar kein Bock, ich glaub, ich lass es.“
“Du kannst bei mir abschreiben.“
Cat sah mich erstaunt an. “Echt jetzt?“
Ich grinste. Diesmal auch vollkommen echt. “Ja klar.“
“Hey, das ist echt super nice von dir!“
Ich fuhr mir durch die Haare. “Naja, die nächste Englisch-Hausaufgabe kommt bestimmt bald, da brauch ich dann dafür deine Hilfe.“
Cat nickte eifrig. “Aber klaro, ich stehe dir immer zu Diensten. Außer heute. Heut muss ich schlafen.“
Ich lachte. “Sag mal, du hast auch die Suppe der Weisheit mit der Gabel gegessen, oder?“
“Neeee. Ich doch nicht. Wie kommst du denn da drauf?!“
“Ach, weiß nicht. Nur so ein Gefühl...“
Cat streckte mir wie ein Kleinkind die Zunge raus, stapelte ihre leeren Teller und Schüsseln auf ihr Tablett und schlurfte zur Geschirrabgabe davon. Auf dem Weg zum Ausgang kam sie nochmal an unsrem Tisch vorbei.
“Soll ich Mathe nachher bei dir abholen?“
“Ne, ich komm vorbei und bring es dir. Hab eh nix zu tun.“
Und das stimmte. Sonntags war hier wirklich nichts los. Gar nichts. Wenn ein Reiskorn vom Tisch gefallen wäre, wäre das ein richtiger Event gewesen, aber nicht einmal das passierte. Es war ja auch kaum einer da, der ein Reiskorn hätte herunter schmeißen können. Die meisten waren bei ihren Eltern, ihren Familien, bei Freunden, in der Stadt, Rausch ausschlafen, oder sonst irgendwas, alles, überall, nur nicht hier, im Internat, noch dazu wach und bei vollen Bewusstsein. Nur ich eben und ein paar andere, die man an einer Hand abzählen konnte und die ich alle nicht kannte.
Und so fand ich mich sehr schnell auf dem Gang wieder, mit Mathesachen unter dem Arm. Ich bog gerade von der Treppe auf Cats Flur ab, als mir in der ersten Fensternische jemand auffiel. Durch das Licht von draußen war die Gestalt nur als dunkle Silhouette zu erkennen. Erst als ich ein, zwei Schritte auf sie zumachte, erkannte ich Mark, der es sich da auf der Fensterbank bequem gemacht hatte und nervös die Finger ineinander verhakte.
“Was machst du denn hier?“ Er sah bedrückt aus. Müde, aber nicht so wie Cat, sondern auf eine tiefgehendere Art. So, als wäre nicht sein Körper sondern sein Herz oder seine Seele müde oder so.
Ich wedelte mit dem Matheheft. “Ich bring Cat die Hausaufgaben zum Abschreiben. Und du?“
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Just another Badboy
RomanceAls Lynn auf das Internat kommt, hat sie von Männern und Jungs absolut die Nase voll. So sehr sie auch die Zeit mit ihren neuen Freundinnen genießt, so sehr hält sie alle männlichen Wesen auf Abstand. Doch einer erregt ihre Aufmerksamkeit und lässt...