Schlag

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Müde. Erschöpft. Im Moment war mir sogar völlig egal, was Lucas von mir dachte. Ich lehnte mich gegen eine der Säulen im Foyer.
Lucas zog die Augenbrauen zusammen. “Was hast du denn gemacht? Ich dachte, du warst mit den anderen draußen?“
“Das geht dich n Scheiß an“, fauchte ich matt.
Wir schwiegen.
Von draußen waren Stimmen zu hören. Ich erkannte Jen und “meinen neuen Freund“.
Shit, ich wollte nicht, dass sie mich so hier wiederfanden. Wie peinlich war das denn bitte?
Hektisch stieß ich mich an dem kalten Stein ab.
“Mistmistmist“, zischte ich. Gleich würde die Tür aufgehen. Sie waren schon zu nah!
“Was ist denn los?“ Lucas beobachtete mich erstaunt.
“Sie sollen mich nicht sehen!“
Lucas reagierte blitzschnell: er packte mich am Oberarm und schob mich hinter die Säule, an der er lehnte. Dann zerrte er mir den Rucksack von den Schultern, stellte ihn zwischen meine Beine und drückte mich gegen den Stein.
“Psst“, befahl er noch überflüssigerweise. Gerade in dem Moment, als die Eingangstür aufschwang, gelangte er an seinen Platz zurück.
Mein Versteck ist so schlecht, sie werden mich sofort entdecken, dachte ich. Aber die anderen bemerkten nur Lucas. Sie waren so abgelenkt von ihm, dass sie mich völlig übersahen. Fröhlich lallend grüßten sie Lucas und polterten dann zu ihren jeweiligen Schlafzimmern, ohne einen Blick zurück zu werfen.
Lucas kam um die Säule wieder zu mir. Süffisant grinsend stützte er einen Arm neben mir ab. “Und was krieg ich jetzt dafür?“
In meinem Kopf schrillten alle Alarmglocken los.
“Nichts.“ Ich schnappte mir meinen Rucksack und versuchte, einfach zu gehen, aber Lucas packte mein Handgelenk und hielt mich fest.
Das war zu viel.
Angst, tiefe Angst.
Und Wut. Wut, ja Hass gegen einen anderen. Ein anderer, der mich auch festgehalten hatte.
Schon wieder brannten meine Sicherungen durch, ich entriss mich seinem Griff, schubste ihn zur Seite und scheiterte kläglich. Mein ganzer Körper zitterte, meine Augen brannten und mein Atem ging flach und nervös.
“Was ist denn jetzt schon wieder los?“ Lucas' Augen waren weit aufgerissen. Mit gehobenen Armen wie bei der Polizei wich er zwei Schritte zurück. “Über mich kann man ja sagen, was man will, aber ich würde nie gegen deinen Willen etwas verlangen, was über Hausaufgaben abschreiben hinausgeht.“
Ich lachte bitter. So eine Versicherungen hatte ich schon einmal gehört. Die, die so sprachen, waren immer die Schlimmsten.
Er ließ die Arme wieder neben sich herunterfallen und kam einen Schritt auf mich zu.
Würde er noch einen Schritt näher kommen, würde ich ihm eine reinhauen, dass ihm hören und sehen vergeht!
In seinen Augen lag etwas hartes, berechnendes. Von den goldenen Sprenkeln, die mir in der Kampfsport-AG aufgefallen waren, war nichts mehr zu sehen. Jetzt waren seine Augen einfach nur noch dunkel, wie Kohlen, wie schwarze Löcher, die mich immer näher heranzogen, bis sie mich vernichteten.
Der Bann brach, als Lucas noch diesen einen Schritt auf mich zu machte und dabei die Hände nach meinen Hüften ausstreckte.
Meine Hand war schneller als mein Kopf. Ein sattes Klatschen hallte durch das leere Foyer. Blitzschnell bildete sich ein roter Abdruck auf Lucas Wange, wo meine Ohrfeige ihn erwischt hatte.
Bevor der Arsch richtig verstand, was passiert war, riss ich meinen Rucksack herum und rannte zu meinem Zimmer.

Just another BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt