Just another Badboy

Fight

Die AG begann um 14 Uhr, also direkt nach dem Essen. Ich hatte meine Sportklamotten schon in meinem Zimmer angezogen und wartete nun in der Turnhalle auf die anderen.
Nur der Lehrer war schon da. Herr Mattes, hatte er sich vorgestellt und dann hatten wir gemeinsam die Spiegel an den Wänden frei gemacht und Matten auf dem Boden ausgelegt.
"Hast du schon einmal einen Selbstverteidigungssport gemacht?", fragte Herr Mattes, als wir fertig waren und uns auf eine der Bänke gesetzt hatten. 
Ich nickte. "Ich hab vor ein paar Monaten angefangen."
Der Lehrer nickte. "Gut."
Dann war es kurz still.
"Ich habe die AG in verschiedene Gruppen geteilt, je nach Leistungsstand, damit niemand unterfordert ist", erklärte er weiter. "Wir werden schon eine passende Gruppe für dich finden."
Ich nickte wieder. Ich klemmte meine Hände zwischen meinen Oberschenkeln ein und starrte auf den Boden. Herr Mattes machte mich nervös. Seine Gegenwart, dass er so nah neben mir saß, das alles löste einen instinktiven Fluchtinstinkt in mir aus. Einen Fluchtinstinkt, den ich vor ein paar Monaten noch nicht gehabt hatte.
Das ist nur mein Lehrer, ermahnte ich mich. Das ist nicht Marco, nur mein Lehrer. Wie ein Mantra dachte ich diesen Satz vor mich hin, bis endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit die ersten Schüler die Halle betraten.
Herr Mattes stand auf und begrüßte alle. Ich blieb sitzen.
Die letzten die kamen, waren, wie hätte es anders sein können, Lucas und Mark mit noch zwei Kumpels, deren Namen ich nicht kannte.
Ein leises seufzen entschlüpfte meinen Lippen. Es schien fast so, als würden sie mich verfolgen. Als wären sie immer dort, wo ich war. Aber so, wie es aussah, waren sie schon länger Teil der AG.
Was solls, dachte ich. Ich durfte nur nicht in eine Gruppe mit ihnen geraten.
Ich wartete, während die anderen sich in Gruppen aufteilten und Herr Mattes ihnen die ersten Anweisungen gab. Nur Lucas stand noch so herum und sah aus, als hätte er nichts zu tun. Herr Mattes hatte ihn vorhin auf die Seite genommen und seither lehnte er an der Wand und starrte vor sich hin.
Endlich kam Herr Mattes wieder zu mir.
"So, dann stufen wir dich mal ein." Er zwinkerte. "Nur nicht einschüchtern lassen."
Mit einem Wink bedeutete er Lucas, herzukommen.
Das war so klar gewesen. Ausgerechnet er. Ich sah ihm an, wie er sich darauf freute, mich fertig zu machen.
"Los geht's!" Herr Mattes klatschte in die Hände.
Lucas trat auf die Matten.
Jetzt bloß keine Angst zeigen.
Ich trat zu ihm und stellte mich ihm gegenüber.
Jeder wartete, dass der andere Anfing. Ich starrte ihm in die Augen. In dem Licht, das durch die Fenster fiel, wirkten sie fast golden, mit kleinen dunklen Sprenkeln. Ein kleines Detail, das mich nicht interessieren sollte. Und trotzdem war es faszinierend.
Bumm.
Plötzlich lag ich auf dem Boden, Lucas drückte mich mit den Händen auf den Boden.
Es hatte nicht weh getan, Lucas hatte meinen Fall geschickt abgebremst. Nicht aus Freundlichkeit, sondern weil er es nicht nötig hatte mich hier zu verletzen. Nicht hier, wo Herr Mattes Augen aufmerksam auf uns ruhten.
Mit Schwung zog er mich wieder hoch. Ein herablassendes Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
"Das war ja einfach", murmelte er.
Aufrecht stellte ich mich hin. Ich musste mich konzentrieren, wenn ich mich nicht blamieren wollte.
Auf den nächsten Angriff war ich gefasst. Trotzdem konnte ich ihn nur ein paar Mal abwehren,  bevor er mich wieder zu Boden beförderte.
Er war mir haushoch überlegen.
Das ging so noch einige Male, bis Herr Mattes sich wieder einmischte.
Er schickte Lucas in seine Gruppe zurück. Die Gruppe der Besten, wie ich mitbekam.
Mich schickte er in eine der mittleren Gruppen.
Die ganze Zeit geisterte Lucas überheblicher Lächeln vor meinem inneren Auge herum.

So ihr Lieben,
Inzwischen hat bei mir auch wieder die Schule angefangen. Für euch heißt das, dass die Kapitel jetzt seltener kommen. Ich werde versuchen, einen Wochentakt einzuhalten. Ihr dürft mich gern ab und zu erinnern, wenn es wieder Zeit wird :-)
Eure Chrissy