Diesen Abend lag ich schlaflos in meinem Bett. Ich rollte mich auf den Bauch und wieder zurück auf den Rücken und dachte an Cat und an Lucas.
Weil ich das Gefühl hatte, dass meine Gedanken sich in immer kleineren Kreisen drehten, stand ich schließlich auf, öffnete das Fester und setzte mich aufs Fensterbrett. Die kalte Luft ließ mich frösteln und ich schlang die Arme um meine Beine.
Der Himmel was sternenklar. Ich atmete tief durch und genoss das Gefühl, lebendig zu sein.
Unten schlug die Eingangstür zu. Nanu, wer widersetzte sich denn da der Nachtruhe? Angestengt starrte ich nach unten und konnte zwei Gestalten ausmachen, die sich umarmten und küssten.
In meinem Kopf schrillten Alarmglocken los. War das Lucas?
Warum störte der Gedanke mich so sehr?
Erst auf den zweiten Blick konnte ich die eine Silhouette als Frau Tutleyv identifizieren.
Frau Tutleyv traf also ihren mysteriösen Freund.
Während ich beobachtete, wie die beiden das Schulgelände verließen, traten mir Tränen in die Augen bei der Erinnerung, wie Cat, Su und Jen dieses Gerücht an meinem ersten Tag hier erzählt hatten. Das alles schien so unendlich lange her!
Am anderen Flügel des Gebäudes öffnete sich ein weiteres Fenster. Leises Pfeifen ertönte, irgendeine unbekannte, nachdenkliche Melodie.
Vorsichtig stimmte ich mit ein, ergänzte die fremde Melodie mit ein paar lang gehaltenen Tönen.
"Wer ist da?", rief mein Pfeifkollege herüber.
Moment, die Stimme kenn ich doch! "Mark, bist du das?"
"Ja, und wer bist du?"
"Lynn."
"Ach. Hey Lynn. Kannst du auch nicht schlafen?"
"Ne, nich so." Ich seufzte leise.
"Magst du rüber kommen?"
Ich zögerte kurz. Um diese Zeit in das Zimmer eines Jungen zu gehen, war ein eindeutiger Verstoß gegen die Regeln. Andererseits, Frau Tutleyv war nicht auf dem Gelände. Und was Frau Tutleyv nicht weiß, macht sie nicht heiß.
"Warte kurz", rief ich hinüber. Schnell huschte ich zur Tür und wenige Minuten später stand ich in Marks Zimmer.
"Hey", flüsterte ich etwas nervös.
"Hey", erwiederte er rau. "Setz dich."
Ich sah mich um. Der Schreibtischstuhl war voller Schulbücher, also setzte ich mich auf das Bett.
"Und? Warum kannst du nicht schlafen?", startete Mark Smalltalk und ließ sich neben mich aufs Bett fallen.
"Wegen Cat." Und Lucas.
"Achso."
Schweigen.
"Und du?", fragte ich schließlich.
Mark seufzte und fuhr sich durch die Haare. "Hmm, ist schwer zu erklären...". Plötzlich wirkte er seltsam schüchtern.
"Du musst es nicht sagen", zog ich meine Frage zurück.
Prüfend sah Mark mich an. Dann gab er sich einen ruck. "Ich kann nicht schlafen wegen Toby."
Überrascht sah ich auf. Damit hatte ich nicht gerechnet. Einen Moment ratterte es in meinem Kopf. "Deshalb hast du vor Annkatrins Zimmer gewartet. An dem einen Tag, nachdem wir abends auf der Lichtung waren. Und ich dachte, du wärst so nervös, weil du auf Annkatrin stehst."
"Du hast gemerkt, dass ich nervös bin?"
"Dein kleiner Finger hat gezuckt."
Mark lächelte leicht. "Du bist sehr aufmerksam."
Ich grinste. "Danke. Weißt du, als ich dich das erste Mal gesehen habe, hab ich dich für einen ziemlichen Arsch gehalten, aber eigentlich bist du gar nicht so scheiße."
"Autsch." Mark lachte auf. "Das tat weh."
"Das war ein Kompliment. Sei gefälligst dankbar."
"Ja, Ma'am. Aber du hast recht, unsere erste Begegnung war echt witzig. Hast du das Sekretariat gefunden?"
Gespielt böse blickte ich ihn an. "Dank deiner wunderbaren Beschreibung, ja."
Schweigen.
Ich spürte das ich müde wurde.
"Ich sollte ins Bett gehen", seufzte ich.
Mark nickte. "Gutes Gespräch."
Ich streckte ihm die Zunge raus. An der Tür wandte ich mich noch einmal zu ihm um. "Ich kann dir leider keinen Tip wegen Toby geben, weil ich selbst völlig unerfahren bin und ungefähr der selben Situation stecke, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er nichts mit Annkatrin hat."
Marks Mundwinkel zuckten. "Danke.
Und wer ist dein Glücklicher?"
Ich biss mir auf die Unterlippe. "Lucas."
Und da brach Mark in schallendes Lachen aus. Und er lachte noch, als ich schon wieder in meinem Zimmer war.
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Just another Badboy
RomanceAls Lynn auf das Internat kommt, hat sie von Männern und Jungs absolut die Nase voll. So sehr sie auch die Zeit mit ihren neuen Freundinnen genießt, so sehr hält sie alle männlichen Wesen auf Abstand. Doch einer erregt ihre Aufmerksamkeit und lässt...