Danger

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Ich spürte Lucas Blicke auf mir. Er ließ mich kaum aus den Augen, das ganze Essen über. Immer wieder hörte ich unheilvolles Lachen von ihm und seinen Freunden in meinem Nacken.
Ich musste mich irgendwie ablenken, sonst würde ich beginnen, eine Paranoia zu entwickeln.
"Gibt es eigentlich irgendwelche AGs oder so?", fragte ich deshalb.
"Es gibt verschiedene Angebote, hängt aber alles auch am roten Brett aus."
Ich sah Su an. "Heißt das nicht schwarzes Brett?"
Sie lachte. "Ne, da sind nur die wichtigen Neuigkeiten."
"Ich bin im Chor und im Schwimmen", ergänzte Jen.
"Im Chor sind wir alle", erklärte Cat. "Su ist auch im Schwimmen und im Fitness und ich bin noch im Theater."
"Ich glaube, es gibt sonst noch Orchester und Big-Band, es gibt Handball, Fußball, Basketball, Volleyball und Turnen", überlegte Su.
Jen ergänzte sie. "Wir haben eine Schülerzeitung, eine Schreibwerkstatt und eine Schulfabrick. Dann gibt's noch sowas wie Mathezusatzkurs und Nachhilfe."
Wahnsinn! Wie viel Zeug gab es hier denn bitte?
Cat sah mich an: "Und die extravaganten wie Schach, Go, Selbstverteidigung, Fechten und Tennis."
"Wir haben bestimmt was vergessen", seufzte Jen.
Aber das war mir total egal. Mich interessierte vorallem eines.
"Hier gibt es Selbstverteidigung?"
Cat grinste. "Ja. Willst du hin?"
"Es würde mich schon interessieren." Ich hatte vor nicht all zu langer Zeit Zuhause mit Selbstverteidigungssport begonnen und würde das gerne weiter machen.
"Okay, dann schauen wir doch einfach nachher am roten Brett, wann das ist. Sonst noch was?"
"Ist im Chor noch Bedarf?"
"Immer", kam es wie aus der Pistole geschossen.
Ich grinste. Das hatte ich gehofft. Nur bei einem war ich mir nicht so sicher.
"Ich würde auch gern ins Theater gehen, aber ihr habt jetzt bestimmt schon alle Rollen verteilt und geprobt, oder?"
Cat strahlte. "Nein, eigentlich nicht. Für zwei Nebenrollen fehlen uns noch die Darsteller."
Ich entspannte mich. Dann wusste ich jetzt, welche drei Extrakurse ich belegen würde.
"Sollen wir sofort zum AG-Brett?", fragte Cat. Sie hatte gerade als letzte von uns Ihren Teller geleert.
Schnell packte ich ihren Arm und hielt sie fest. "Nein, warte noch. Bleib hier."
Drei verständnislose Aufenpaare waren auf mich gerichtet. "Warum denn?"
Ich warf einen kurzen Blick zu Lucas, Mark und seinen Kumpels hinüber. Sie lachten schon wieder über irgendetwas.
"Sie sollen nicht denken, dass ich ihnen ausweiche oder vor ihnen fliehe."
"Das solltest du aber." Der Rat kam Jen tief aus der Seele, das spürte ich. Aber trotzdem konnte ich darauf jetzt keine Rücksicht nehmen.
"Nein, kommt gar nicht in Frage." Ich reckte das Kinn in die Luft. "Ich gebe mich nicht so einfach geschlagen."
Su stellte die Ellbogen auf dem Tisch auf. Dann legte sie den Kopf in die Hände und sah mich fest an. "Das bedeutet, du forderst ihn heraus. Und glaub mir, das wird Krieg geben."
Ich nickte langsam. Wenn er das unbedingt brauchte, um sein Ego zu füttern... von mir aus. Dann sollte er seinen Krieg haben. Damit konnte ich umgehen.
"Wie sieht so ein Krieg aus?" Es war trotzdem nie verkehrt, sich über den Feind zu informieren.
" Das ist immer unterschiedlich. Völlig unberechenbar. Aber er gewinnt immer! Und er gibt nicht auf, bevor er nicht gesiegt hat."
Cat nahm den Faden auf. "Bitte mach das nicht. Du weißt nicht, was du da tust." Ihre Finger umklammerten meine Ellbogenbeuge.
Ich legte meine Hand beruhigend auf ihre. "Mich kann so ein Lucas nicht einfach umpusten. Ich gebe mich nicht geschlagen."
Cat seufzte. "Wir können dich nicht umstimmen, oder?"
"Nein. Aber keine Angst, ich werde euch da nicht mit rein ziehen."
Cat lachte. "Ach was. Wir stehen dir natürlich bei."
Ich hörte die Stühle am Nachbartisch über den Boden kratzen. Geschirr klapperte und Füße schlurften.
Ich nickte. "Jetzt können wir gehen."
Auch wir packten unser Besteck auf die Teller und brachten sie zum Geschirrwagen.
Wir kamen genau gleichzeitig an der Tür an wie Lucas' Clique.
Ich ließ Cat, Su und Jen vor mir gehen und bildeten selbst das Schlusslicht.
Im selben Moment wie ich machte auch Lucas einen Schritt in die Tür. Wir stießen zusammen. Er wirbelte herum, packte mich an den Oberarmen und drückte mich gegen die Wand im Flur.
Ich weiß nicht wie lange wir uns mit Blicken maßen. Kein Wort kam über unsere Lippen, wir starrte uns nur an.
Bloß nicht weg schauen, bloß nicht weg schauen!
Und ich schaute nicht weg. Sein Blick war so durchbohrend, fast schmerzhaft, als grübe er sich richtig in mich hinein.
Eine gefühlte Ewigkeit standen wir so da, unsere Nasen berührten sich beinahe, ich spürte seinen Atem heiß auf meinen Lippen.
Dann wich er einen Schritt zurück. Ein letzter niederschmetternder Blick sagte mir, dass ich nicht gewonnen hatte, als er sich umdrehte und mich keuchend an die Wand gelehnt zurückließ.

Just another BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt