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Das Wasser rauschte gegen die Fähre, die leichte Sommerbriese streifte durch mein Haar. Vögel konnte man über den Köpfen schwirren hören und die Sonne sah man leicht unter gehen. Ich sah ihn schon am Ufer auf mich warten. Ich lächelte ihn an und er winkte mir zurück. Als die Fähre andockte, stand ich auf und begab mich auf festen Boden. „Endlich bist du da.", sagte er als er mich in den Arm schloss. Er verschränkte seine Hand mit meiner. Gemeinsam liefen wir zum Eingang des Musical Theaters. Nedim nahm unsere Karten aus seinem Jackett und übergab sie der Frau am Eingang. Sie riss eine Ecke ab und gab uns die Karten wieder. „Hier für deine Sammlung.", sagte er und übergab mir die Karten. Ich legte sie in meine Handtasche und sah ihn lächelnd an. „Danke.", erwiderte ich. Da wir noch etwas Zeit hatten bis das Musical „Das Wunder von Bern" begann, bestellte Nedim mir ein Glas Fanta und sich ein Glas Cola. Wir setzten uns hin und unterhielten uns. „Wie war dein Tag?", fragte ich ihn. „Langweilig. Ich habe die Stunden gezählt, bis ich dich wieder sehe und wir uns gemeinsam dieses Musical ansehen können. Deiner?", antwortete er. „Sehr stressig. Wir haben bald neue Kooperationspartner, sodass sehr viele Verträge über meinen Tisch wandern, durchgelesen und verbessert werden müssen. Und ich freue mich wirklich sehr, dass wir den Abend so ausklingen lassen.", entgegnete ich. Nedim nahm eine längliche Schachtel aus seinem Jackett raus und hielt sie mir hin. „Alles Gute zum ein Jährigen.", sagte er und öffnete die Schachtel. Ein wunderschönes goldenes Armband stach mir ins Auge. Er nahm es aus der Schachtel und band es mir um. Ich öffnete meine Tasche und nahm mein Geschenk raus. „Ist das die Uhr die mir so sehr gefallen hat?", hinterfragte er. „Ja, ich habe mir gedacht unser einjähriges ist ein super Vorwand um sie dir zu kaufen.", ich überreichte ihm die Schachtel und er nahm seine Uhr ab und legte die um, die ich ihm gekauft hatte. Er nahm meine Hand in seine und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss, doch konnte mich nicht dazu ringen, den Kuss wirklich zu fühlen. Ich löste mich von ihm und setzte mir ein Lächeln auf. „Wollen wir zu unseren Plätzen?", fragte er mich. „Gerne.", entgegnete ich und folgte ihm.

...

Nach 10 Minuten Standing Ovation, begaben wir uns zur Fähre. Erneut setzten wir uns nach oben und genossen die frische Luft. „Es war wirklich wunderschön vielen Dank Nedim.", bedankte ich mich bei ihm und küsste ihn. „Nichts zu danken Schatz. Für dich doch immer.", entgegnete er und vereinte erneut unsere Lippen miteinander. Den ganzen Abend wich er mich nicht von der Seite, sogar als er mich nach Hause gebracht hat, wollte er mit mir bis ins Appartement, um sicher zu gehen, dass mir im Aufzug oder auf den Treppen nichts passiert. „Magst du noch reinkommen? Ich bin morgen im Home Office, also muss ich nicht früh raus.", er lächelte mich an, nickte und trat mit mir ins Appartement. Er lief ins Wohnzimmer und ich in mein Ankleidezimmer. Dort schmiss ich meine Sachen, die ich an hatte in eine Ecke und zog mir mein Nachtkleid und darüber eine Strickjacke an. Ich lief zu Nedim ins Wohnzimmer und setzte mich zu ihm. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und verschränkte meine Hand mit seiner. „Willst du mir denn gar nichts anbieten?", hinterfragte er. „Tut mir leid, ich habe es vergessen. Möchtest du etwas?", er lachte auf und zog mich auf seinen Schoß. Er sah mir tief in die Augen und küsste meine Lippen. „Ich möchte dich.", hauchte er gegen meine Lippen. Ich löste mich von ihm. „Müssen wir wieder darüber reden?", fragte ich ihn und er schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Dieser Diskussion gehe ich sehr gerne aus dem Weg. Wenn ich es mir recht überlege, dann hätte ich gerne ein Glas Wasser.", beantwortete er meine Frage. Ich stand auf, lief in die Küche, nahm ein Glas Wasser und lief wieder zu ihm zurück. „Was ist los mein Engel, du bist heute so still?", fragte er mich. „Ich bin nur erschöpft Nedim.", und das war ich wirklich. Ich war vom Leben erschöpft. „Magst du heute Nacht hier bleiben?", fragte ich ihn. „Würde ich sehr gerne, aber ich muss morgen früh raus, habe nichts zum Umziehen mit und auch die Unterlagen für morgen sind zu Hause.", erwiderte er. „Dann ein anderes Mal.", fügte ich hinzu und lehnte mich schweigend gegen seine Schulter. Ausgerechnet heute Abend, wenn ich seine Nähe gebraucht hätte, kann er nicht bleiben. An anderen Tagen ist er Feuer und Flamme, doch heute ist er irgendwie gar nicht so interessiert darin bei mir zu bleiben. An anderen Tagen wäre es für ihn kein Problem gewesen nach Hause zu fahren, seine Sachen zusammen zu packen und wieder zurück zu mir zu fahren, doch heute wollte er lieber zu Hause schlafen. Eine halbe Stunde saßen wir noch auf meinem Sofa und unterhielten uns, bis er beschloss nach Hause zu fahren. Ich begleitete ihn noch bis zur Tür, gab ihm einen Abschiedskuss und schloss die Tür hinter ihm zu und auch ab. Langsam schlenderte ich zu meinem Zimmer, zog meine Strickjacke aus, setzte mich auf mein Bett und nahm die Schachtel aus meinem Nachttisch.

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