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Völlig erschöpft saß ich auf dem Schaukelstuhl. Mein kleiner Mann hatte sich kaum beruhigt. Er lag auf meiner Brust und schlief relativ friedlich. Vorsichtig stand ich vom Stuhl auf und legte ihn ins Bettchen. Doch kaum hatte ich ihn abgelegt, fing er an zu weinen und Ismail schloss sich ihm an. Ich atmete tief ein und aus. Und legte beide in die Wiege und wiegte sie vorsichtig, doch sie wollten nicht so, wie ich wollte. Vorsichtig schob ich die beiden in die Küche. Es war schon drei Uhr morgens. Jasin schlief schon, aber auch wenn er wach wäre, könnte ich mich nicht auf ihn verlassen, da wir momentan zerstritten sind.

Ich lief das Wasser für die Tees aufkochen und legte die Warmkompressen in warmes Wasser. Wieder dieselbe Prozedur, wie in den letzten 24h. „Allahu daj mi sabura. (Gott gib mir Geduld.)", sprach ich vor mich hin und wiegte die Kinder, während ich darauf wartete, dass der Tee etwas abkühlt und ich die Kompressen verwenden kann. Mit den Tees und den Kompressen in der einen Hand und der anderen Hand an der Wiege, schob ich die Kinder zurück ins Zimmer. Ich legte sie auf das Bett, welches für mich gedacht war und im Zimmer stand, kniete mich auf den Boden, sodass ich zwischen den beiden kniete, beugte mich leicht vor, legte die Kompressen auf ihre Bäuche und hielt mit beiden Händen ihre Fläschchen. Sie ließen sich beruhigen, jedoch schluchzten sie noch weiter.

Da kauft man schon Fläschchen, die Koliken vorbeugen sollen und meine Kinder bekommen sie trotzdem und dann auch noch zur selben Zeit. „Mamas Kinder wollt ihr nicht langsam aber sicher aufhören zu weinen. Ihr müsst schlafen.", völlig verzweifelt sprach ich zu den beiden. Sie sahen mich mit ihren großen Augen an und waren so unschuldig. Sie wussten nicht, was ich von ihnen wollte und doch machte es den Anschein, als würden sie mir zuhören. Mit der Zeit beruhigten sie sich. Ich legte die beiden jeweils separat in ihre Wiegen, setzte mich selber in den Schaukelstuhl und schaukelte die beiden an. Keine Spur von Müdigkeit. Sie ließen sich nichts anmerken. Immer und immer wieder fielen meine Augen zu und doch, konnte und durfte ich einfach nicht einschlafen.

Mittlerweile waren zwei Stunden vergangen und es so langsam aber sicher ging die Sonne wieder auf. Ich nahm mir erst Ismail und wippte ihn auf und ab und lief mit ihm durch das Zimmer in der Hoffnung, dass er einschlief und als es bei ihm nicht klappte, legte ich ihn zurück in die Wiege, gab ihm seinen Schnuller und nahm Enis zu mir. Nach einer halben Stunde hin und her laufen, wurden seine Augen immer schwerer und schlossen sich immer mal wieder. Er nuckelte etwas an seinem Schnuller und schloss dann seine Augen. Das er aufgehört hat zu schluchzen und anfing regelmäßig zu atmen, wurde mir klar, dass er endlich eingeschlafen ist. Vorsichtig, legte ich ihn in sein Bettchen, bedankte mich bei Allah dafür, dass er eingeschlafen ist und widmete mich dann Ismail, der wieder anfing zu weinen. Um Enis nicht zu wecken, schnappte ich mir das Babyphone und verließ das Kinderzimmer mit Ismail. Ich setzte mich mit ihm vor das Panoramafenster, legte ihn auf meine Brust und strich vorsichtig über seinen Kopf, während ich Gebete vor sagte und hoffte, dass er sich beruhigt. Noch mehr Tee und warme Kompressen durfte ich ihm nicht geben, da er sonst noch mehr schmerzen bekommt und sich nur übergibt.

„Ah Ismaile Sine, mami se spava. Hajde zaspi molim te. (Ismail mein Sohn, Mama ist müde. Komm schlaf bitte.)", sprach ich fast jammernd zu ihm. Ich hörte Jasins Wecker klingeln und da war mir die Uhrzeit bewusst. 7:30 Uhr. Fast eine 24h Schicht habe ich hinter mir und keine Stunde schlaf nur wenige Minuten. Ich stand auf und lief im Wohnzimmer auf und ab. Ein verschlafener Jasin kam ins Wohnzimmer. „Was machst du denn da?", fragte er mich. „Ismail zum Einschlafen bringen.", antwortete ich ihm. „Seit Wann?", wollte er wissen. „Seit Enis am Schlafen ist. Also Seit zwei Stunden.", er verließ das Wohnzimmer und kam darauf wieder fertig für die Arbeit zurück. „Hast du geschlafen?", ich schüttelte meinen Kopf und sah zu Ismail. Siehe da, er war am Schlafen. Erleichtert atmete ich aus und wollte ins Kinderzimmer laufen. „Soll ich heute von zu Hause arbeiten und dir helfen?", ich schüttelte erneut meinen Kopf. „Nein geh in die Firma.", er sagte nichts mehr und wenige Sekunden später hörte man das Schloss in die Tür fallen. Ich legte Ismail auch in sein Bett und setzte mich dann erschöpft in den Schaukelstuhl. Ich erhoffte mir fünf Minuten nur fünf Minuten Ruhe. Doch falsch gehofft. Denn kaum hatte ich meine Augen zu, fing Enis an zu weinen. Verständlich. Nach fast drei Stunden wäre ich auch wieder hungrig, wenn ich er wäre. Ich nahm ihn aus seinem Bett und setzte mich auf den Stuhl, nahm vorsichtig meine Brust raus und fütterte ihn. Als er gegessen hatte, war er wieder am Schlafen, doch dann konnte ich nicht mehr schlafen.

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