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Stille. Verwundert über seine Worte sah ich ihn an, doch ich wagte mich nicht ihm etwas zu sagen. Weder er wollte sich weiter dazu äußern, noch wollte ich seine Aussage hinterfragen. Doch ich musste es. Ich wurde unruhig und sehr neugierig, das kann doch alles nicht sein ernst sein. Oder etwa doch?

„Was soll das heißen, dass du unsere Beziehung beenden möchtest? Ist das dein Ernst? Du machst doch Spaß Nedim? Oder? Du würdest mich in diesem Zustand nie alleine lassen? Das kannst du mir doch nicht antun.", völlig verzweifelt sah ich in seine Augen, die mir dieses Mal nichts verrieten. „Das ist mein Ernst Amal. Über dieses Thema habe ich nie Späße gemacht, das weiß du ganz genau.", meine Hände fingen an zu zittern. "Nedim, das kannst du mir doch nicht antun. Wie kommt dieser plötzliche Sinneswandel. Ich brauche dich doch, du kannst mich doch nicht verlassen.", er sah mich immer noch ernst an, während ich schon den Tränen nahe war. „Jetzt, jetzt wo du wirklich sehr krank bist brauchst du mich Amal. Vorher hast du mich nie gebraucht. Jetzt wo du krank bist, soll ich dich nicht alleine lassen? Entscheide dich und denke nicht nur an dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich wirklich sehr, wie ich es schon vorhin gesagt habe, aber du und ich das passt nicht mehr. Du sträubst dich vor einer Ehe. Du willst erst in einem Jahr heiraten, wobei ich dich am liebsten jetzt heiraten würde. Wenn ich zu lange in deiner Nähe bin enge ich dich ein. Du kannst es nicht ab, wenn ich mir Sorgen um dich mache und dir das offen zeige. Ich zweifle nicht daran, dass du mich liebst, aber du liebst mich nicht genug, um dich voll und ganz in meine Arme fallen zu lassen. Außerdem habe ich keine Kraft dich so sehr leiden zu sehen. Lieber würde ich mir die Pulsadern aufschneiden, als zusehen zu müssen, wie du Gewicht und deine Haare verlierst und wie du leidest. Es ist das Beste, wenn wir beide, von nun an, getrennte Wege gehen." Fassungslos schüttelte ich meinen Kopf. Ich wollte seine Worte nicht wahrnehmen. Ich war nicht in der Lage alles so anzunehmen und mich damit abzufinden. Eine Träne floss meine Wange entlang ehe andere es ihr gleich taten. „Jetzt, genau jetzt fällt dir ein, dass unsere Beziehung nichts mehr wert ist, dass wir beide nicht zusammenpassen, dass wir uns lieben, jedoch trotzdem nicht zusammenpassen. Das fällt dir genau jetzt ein, wo ich dich als Stütze am meisten brauche. Genau jetzt fällt es dir ein, wo ich ohne es zu wollen schwach sein werde und jemanden brauche, der mir beisteht.", ich stand auf und er tat es mir gleich. Ich nahm meinen Verlobungsring ab, legte ihn in seine Hand, wischte mir meine Tränen weg und sah ihn entschlossen an. „Verschwinde. Verschwinde aus meinem Appartement und aus meinem Leben. Wenn du meinst, dass wir nicht mehr zueinander gehören, dann nimm deine Sachen und verschwinde, denn wenn es so ist, dann brauche ich dich in meinem Leben nicht mehr. Lebe wohl Nedim und komm mir ja nicht mehr in die Quere. Nie wieder.", er starrte mich an, doch bewegte sich keinen Millimeter. Er schien nachzudenken, doch mir reichte es. Ich riss ihn an seinem Arm zur Haustür, öffnete diese und er begab sich von alleine aus meinem Appartement raus, jedoch ging er nicht. Er sah mir mit einem unbeschreiblichen Blick in die Augen. Ich jedoch versuchte ihn so kalt wie möglich anzusehen und knallte ihm, ohne weiter darüber nachzudenken, die Tür vor der Nase zu. Erneut stiegen Tränen in meine Augen. Ich lehnte mich gegen die Tür und ließ mich weinend an ihr runter gleiten. Und so endete Nedims und meine Geschichte. Wer hätte gedacht, dass nicht ich die Person bin, an der unsere Beziehung scheitert, sondern er. Ironie des Schicksals. Erneut wurde ich verlassen ohne jemanden verlassen zu haben.

...

Drei Monate gehe ich nun zur Chemo. Von Mal zu Mal werde ich schwacher, jedoch lass ich mich davon nicht unterkriegen. Jedes Mal gehe ich motiviert zur Chemo und komme gekränkt nach Hause. Ich habe in den letzten 3 Monaten 5 Kilo abgenommen und sehr viele Haare verloren, da sie bei mir eine etwas aggressivere Therapie anwenden müssen. Dementsprechend bin ich, nach der Therapie, dadurch, dass ich mich währenddessen immer übergeben muss, sehr ausgelaugt und Müde.

AjetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt