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Mit verstopfter Nase, heiserer Stimme und fieber, lag ich im Bett und wählte die Nummer meines Hausarztes. Es war Mittwochmorgen und ich wollte zur Arbeit gehen, doch ich war zu Schwach. Mit dem Anruf bei meinem Hausarzt, war ein Termin ausgemacht, sodass ich mich nur, so gut es ging, fertig machen und dahinfahren musste. Genau dann, als ich mir ein Taxi rufen wollte, klingelte mein Handy.

„Na mein Verlobter?"

„Schatz? Was ist mit deiner Stimme?"

„Keine Ahnung bin so aufgewacht. Ich glaube ich bin krank, ich lass mich gleich zum Arzt fahren."

„Ich bin im Home Office, ich komm dich abholen."

Schon legte er auf und ich setze mich schnaufend auf die Couch, da mir erneut schwindelig wurde. Kein 10 Minuten später, war Nedim da. Langsam öffnete ich ihm die Tür und er trat in mein Appartement. „Komm, ich trag dich runter.", sagte er völlig besorgt. „Übertreib es nicht Schatz. Ich bin weder tot krank, noch bin ich schwanger. Ich habe sehr wahrscheinlich eine Grippe. Ich kann laufen. Zwar langsam, aber ich kann laufen.", er sah mich grinsend an. „Schwanger.", er wiederholte dieses Wort immer und immer wieder. Als wir im Auto saßen, kam er wieder auf dieses Wort zurück. „Schatz lass uns so schnell wie möglich heiraten. Ich möchte am liebsten jetzt sofort Vater werden.", ich versuchte zu lachen, doch es ging nicht, weil mir meine Lunge weh tat. „Hör auf so etwas zu sagen. Wir können erst in einem Jahr heiraten, bis dahin musst du dein Vater Dasein etwas runter kurbeln.", ich holte ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, musste jedoch merken, dass es ihm so gar nicht passte. „Wieso willst du erst in einem Jahr heiraten?", fragte er mich. „Schatz wir können nicht vorher heiraten. Erst muss alles geplant werden, die Leute können nicht so kurzfristig zu unserer Hochzeit kommen. Außerdem habe ich mit meiner Arbeit zu kämpfen und du mit deiner. Bis ich keinen neuen Partner habe, kann ich das Heiraten vergessen.", er schnaubte, erwiderte jedoch nichts. Kurze Zeit später waren wir auch schon bei meinem Hausarzt angekommen. Da es relativ früh war, kam ich sofort ran.

Mein Arzt untersuchte mich und stellte eine Grippe und einen leichten bronchialen Infekt fest. Er verschrieb mir Medikamente und sagte mir, dass ich mindestens eine Woche zu Hause beziehungsweise im Bett bleiben soll, um schneller und besser zu genesen. Mit einem Händedruck verabschiedete ich mich von meinem Arzt und lief zurück zu Nedim, der auf mich in seinem Wagen wartete. „Und was hat der Arzt gesagt?", fragte er mich, ehe ich mich überhaupt richtig ins Auto begeben konnte. „Darf ich mich erst einmal setzen?", hinterfragte ich und setzte mich ins Auto. „Tut mir leid, ich bin nur besorgt.", verteidigte er sich. „Ich habe eine Grippe und einen bronchialen Infekt.", beantwortete ich ihm nun seine Frage und schnallte mich dabei an. „Und was hat er dir verschrieben?", ich lächelte ihn an. „Medikamente und eine Woche Bettruhe.", entgegnete ich und er fuhr los. Zuerst fuhr er zu einer Apotheke, um meine Medikamente zu holen, dann fuhr er mich nach Hause. Er machte es mir im Wohnzimmer auf der Couch sehr gemütlich, half mir dabei mich umzuziehen und platzierte mich auf den Platz, den er vorbereitet hatte. „Ich stehe ihnen die nächste Woche 24 Stunden zur Verfügung Frau Hodzic.", ich lachte über seine Worte. „Danke, Herr Muratovic, jedoch ist das nicht nötig. Sie können ruhig zur Arbeit und nach Hause fahren. Ich schaff das schon.", Nedim sah mich mit einem undefinierbaren Blick an. „Kannst du einmal die Schwache spielen. Ich habe das Bedürfnis Beschützer zu spielen. Du gibst mir nicht einmal die Chance dazu.", meckerte er. „Du weiß, dass", er unterbrach mich. „Ich weiß, aber lass es nur einmal zu. Du bist jetzt vier Jahre hier in Hamburg. Du hast vier Jahre versucht deine schwache Seite zu verbergen, weil du Angst hast erneut verletzt zu werden und jetzt, jetzt bin ich da, ich verspreche dir dich nicht zu verletzten. Wir sind verlobt. Lass die Starke und Taffe Amal mal weg und sei weich und auch mal Schwach. Das tut dir gut und baut meine Psyche auf.", zum Ende hin lachte er und ich musste auch lachen. „Ich nehme mir eine Woche frei und bleibe hier bei dir. Wir sehen wie wir zusammen auskommen und ich sorge für dich, bis du wieder gesund bist.", ich dachte kurz nach und verschränkte seine Hand mit meiner. „Wenn du es dir wünschst und es dir nichts ausmacht, dass ich so gut wie gar nichts machen kann, dann können wir das gerne so machen.", ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen und ehe ich ihn davon abhalten konnte mich zu küssen, da ich krank war, küsste er mich. „Willst wohl auch krank werden?", scherzte ich, als wir uns voneinander gelöst haben. „Natürlich, dann können wir uns gegenseitig helfen.", entgegnete er und ich grinste ihn nur an, denn wenn ich jetzt noch weiter sprächen würde, hätte ich in den nächsten 10 Minuten so gut wie keine Stimme mehr. „So du legst dich jetzt hin und schonst deine Stimme. Währenddessen werde ich dir eine schöne Cremesuppe machen mit Kartoffeln, Karotten, Blumenkohl und Broccoli.", ich lächelte ihn an und nickte. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und verschwand dann in die Küche. Da ich jetzt unmöglich schlafen konnte, checkte ich meine Emails. Nahezu alle beantwortete ich und einige ließ ich offen oder vermittelte sie an andere Mitarbeiter, die für die angeforderten Bereiche zuständig waren. „Wieso arbeitest du?", fragte mich Nedim und riss mich aus meinem Arbeitszustand. Ich schreckte auf und sah entgeistert auf. „Leg dein Laptop weg, du sollst dich auskurieren und nicht arbeiten.", meckerte er. „Ich", krächzte ich, doch kam nicht weiter. Er grinste mich an und lachte. „Oh mein Gott, wie verzweifelt du einfach ausgesehen hast gerade.", ich sah ihn wütend an und wollte erneut etwas sagen, doch auch ein erneuter Versuch zu sprechen, scheiterte. Ich sah Nedim erneut verzweifelt an. „Ich bring dir die Suppe und mach dir dann direkt einen Tee.", sagte er und ich nickte nur und machte es mir wieder gemütlich auf dem Sofa. Keine fünf Minuten später kam Nedim. Er setzte sich zu mir und platzierte das Tablett mit der Suppe drauf auf seinem Schoß. Vorsichtig drehte er sich zu mir und lächelte mich an. Ich wollte ihm das Tablett abnehmen, aber er hinderte mich daran. „Ich bin heute und die nächsten 6 Tage dein persönlicher Doktor. Du wirst gar nichts machen, ich werde dich verwöhnen.", ich grinste ihn an und nickte.

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