28

290 22 2
                                    

        Mit einem Kaffee, einer Decke, einem Block und einem Stift saß ich vor meinem Panoramafenster und dachte nach. Was muss ich vor Istanbul noch alles kaufen und was muss ich alles mit nach Istanbul nehmen. Also schrieb ich alles auf, während ich meinen Kaffee trank. Ich fing mit Anziehsachen an und endete irgendwann bei Kosmetik. Auch wenn ich genug davon hatte, konnte ich als Mädchen einfach nur immer mehr und mehr kaufen.

Als die Liste fertig war, machte ich mich schnell fertig und schlenderte zu meinem Auto mit welchem ich in die Stadt fuhr. Mit Freude am Shoppen lief ich von Laden zu Laden und kaufte auch Artikel, die gar nicht auf meiner Liste standen.

Zu guter Letzt fuhr ich zum Türken, bestellte mir, weil ich wirklich eine Fressattacke bekommen hatte, einen normalen Döner, einen Dürüm Döner und zwei kleine Pommes. Als das alles fertig war, bezahlte ich und nahm das Essen. Schnell fuhr ich nach Hause, um mein Essen endlich essen zu können, doch zu meinem Glück, verzögerte sich das mit dem essen, weil ein gewisser Jasin vor meiner Tür stand.

„Was machst du hier?", fragte ich ihn. „Ich will einfach nur reden. Ich habe auch deine Lieblingstorte mit.", ich sah ihm in die Augen. Jasin ich habe wirklich Hunger, du kannst doch nicht genau jetzt reden wollen. „Nur reden?", hinterfragte ich. „Ja.", bestätigte er mir und ich schloss die Tür auf. „Danke, das bedeutet mir echt viel.", ich nickte nur, legte das Essen auf dem Tisch ab, wusch meine Hände, nahm Majo und Ketchup aus dem Kühlschrank und setzte mich an den Küchentisch. Jasin gesellte sich zur mir und sah mich mit einem traurigen Blick an. „Wäschst du bitte deine Hände?", bat ich ihn. Er stand auf, wusch seine Hände und setze sich wieder zurück.

„Hier, damit du auch was essen kannst.", ich gab ihm den Döner, weil er das lieber mochte, als den Dürüm. Zu dem Döner reichte ich ihm auch noch eine Pommes und fing dann aber endlich mit dem Essen an. „Prijatno (Guten Appetit)", wünschte ich ihm. „Hvala, dir auch.", entgegnete er.

Während des Essens schwiegen wir uns nur an. Er sah mal zu mir, mal sah er weg. „Jasin wieso bist du hier?", fragte ich ihn, als ich den letzten bissen runtergeschluckt hatte. „Ich möchte reden.", ich nickte. „Wird es dir nicht langsam langweilig. Ich meine du siehst doch, dass ich dich kaum ansehen, geschweige denn normal mit dir reden kann.", er sah mir in die Augen. „Nein es wird mir nicht langweilig. In dem Moment, als ich dich da hab liegen lassen, habe ich schon angefangen es zu bereuen. Amal, ich bereue es, ich würde alles für dich tun, warum willst du das nicht einsehen.", ich sah auf meine Hände. „Du hast mich sehr verletzt. Ich kann es nicht einmal mehr in Worte fassen. Du hast einen Teil meines Herzens sterben lassen. Wir waren so glücklich, wir hätten jetzt verheiratet sein können. Du hättest mir durch meine Krankheit geholfen und ich hätte dir Kinder gebärt und wäre dir eine gute Ehefrau. In der Nacht, in der du mich hast stehen lassen, war ich sogar bereit mich unter meinem Niveau zu verkaufen. So oft wollte Nedim mit mir schlafen, so oft hat er versucht mir näher zu kommen, doch es hat sich jedes Mal falsch angefühlt. Jedes Mal hat es mir wehgetan. Denn jedes Mal musste ich an dich und an deine Worte denken.", meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich konnte einfach nicht mehr. Alles, was mich belastet, hat mit ihm zu tun. Er soll es ein für alle Mal verstehen und mich nicht mehr belästigen. „Ich, Ajet, mir fehlen die Worte. Ich bin mir dessen bewusst. Ich weiß, was geschehen ist. Was ich gemacht habe und ich weiß auch sehr wohl, dass er der größte Fehler meines Lebens war. Nana (Oma) hat mich ausgeschimpft, wollte nicht mehr mit mir reden. Sie war sauer auf mich, weil ich so ein Mädchen wie dich habe gehen lassen. Sie wollte nicht mehr mit mir reden, weil ich dir ein Gefühl gegeben habe, als ob du für mich keinen Wert hattest, obwohl das gar nicht so war.", ich sah ihn an und Tränen liefen meine Wange entlang. Er hob seine Hand und wollte sie mir wegwischen, doch ich hielt ihn zurück. „Ich mach das schon. Fünf Jahre lang habe ich meine Tränen alleine weg gewischt, jetzt schaffe ich es mit Sicherheit auch.", er sah mich mit einem leeren Blick an. „Ajet, ich weiß es ist unverschämt dich das zu fragen, aber Oma geht es sehr schlecht, sie ist in Istanbul im Krankenhaus in der Nähe der Firma, du bist übermorgen in Istanbul, bitte geh sie besuchen. Sie will dich sehen, weil sie das Gefühl hat, dass sie nicht mehr lange leben wird. Es zerreißt mir das Herz, sie so sehen zu müssen. Ich war wegen ihr in Istanbul und konnte deswegen auch nicht an der Übergabe der Stelle an Herrn Mustafi anwesend sein. Ajet du weiß selber, wie sehr mir meine Oma am Herzen liegt und wie weh mir mein Herz wegen ihr tut.", er verlor eine Träne. Reflexartig erhob ich meine Hand und wischte sie schnell weg. Auch mir waren die Tränen gekommen. Seine Oma lag mir wirklich sehr am Herzen und ich wollte nicht, dass sie gehen muss, ohne mich noch einmal gesehen zu haben. „Geh bitte, du machst es mir nur noch schwerer, als es schon ist.", er stand auf, doch ich hielt ihn doch noch kurz fest. „Ess erst den Kuchen, bevor du gehst.", er jedoch, schüttelte nur seinen Kopf und lief zur Tür. Ich lief ihm hinterher. Er drehte sich noch einmal um, als er aus der Tür war und sah mir tief in die Augen. „Ich liebe dich.", sagte er, drehte sich um und ging.

AjetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt