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„Na Lust auf ein Treffen Ajet.", ich grinste bis über beide Ohren, als ich die Nachricht las. „Ajet?", schickte ich zurück. „Ja, Ajet. Amal nennt dich jeder, ich möchte, dich Ajet nennen, weil das dann etwas Besonderes ist.", und erneut grinste ich. „Na dann sei es dir natürlich erlaubt mich so zu nennen und ja, ich hätte Lust auf ein Treffen.", beantwortete ich ihm seine ursprünglich gestellte Frage. „Ich komm dich dann heute Abend gegen 20 Uhr abholen.", geschockt schaute ich auf mein Handy. „Was so spät? Dann ist es aber viel zu dunkel.", entgegnete ich. „Ist doch nicht schlimm. Ich pass schon auf dich auf.", weiter auf das Thema wollte ich nicht eingehen. Ich überlegte und überlegte. Wieso möchte er sich mitten in der Woche so spät mit mir treffen. Eigentlich kann das nur einen Grund haben.

Verdutzt setzte ich mich auf mein Bett und starrte den Boden an. Meine aufgestellte Hypothese brannte sich in mein Herz. Er ist doch nur wie alle anderen. Vielleicht möchte er mich wirklich kennenlernen, aber schämt sich davor mit mir gesehen zu werden. Er hat bestimmt Angst ausgelacht zu werden. In meinen Augen sammelten sich die Tränen, doch ich versuchte mich zu Beherrschen. Schließlich lohnt es sich nicht wegen einer Person traurig zu sein, die man noch nicht einmal so gut kennt. Mein Entschluss stand fest, ich will nicht zu diesem Treffen gehen.

Sofort schnappte ich mir mein Handy. Entriegelte es und schrieb Jasin, dass ich doch keine Zeit hätte, weil mir kurzfristig etwas dazwischen gekommen sei. „Was ist dir denn dazwischen gekommen?", fragte er mich. „Ich muss etwas Wichtiges machen, das kann ich dir nicht sagen.", war meine Antwort. Um nicht weiter darauf eingehen zu müssen, legte ich mein Handy weg, begab mich in mein Bett und deckte mich zu. Ich wollte, dass die Gedanken so schnell wie möglich verschwinden und dass der Tag so schnell wie möglich ein Ende findet.

Mit zusammengepressten Augen versuchte ich meinen Schlaf heraufzubeschwören, doch davor war keine Spur. Seufzend richtete ich mich auf, legte meine Bettdecke beiseite, stand auf, zog mir eine schwarze Hose und dazu einen schwarzen Hoodie an und lief zu meinen Eltern ins Wohnzimmer. „Ich bin draußen bisschen spazieren.", sagte ich ihnen Bescheid, ehe ich mir meine Vans anzog und einfach so das Haus verließ. Ich zog mir die Kapuze meines Pullovers über, versteckte mich darunter und lief zu meinem Stammplatz.

Ich setze mich hin, schnappte mir mein Telefon und spielte Snake darauf. Als ich keine Lust mehr auf Snake hatte, spielte ich Bounce. Als ich auf die Uhr blickte hatten wir 20 Uhr. Genau die Uhrzeit zu der ich mich mit Jasin hätte treffen sollen. Ich seufzte lautstark und die Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ich bin so dumm, so dumm. Wie konnte ich nur denken, dass ich mich auf einen Jungen einlassen kann? Wie konnte ich nur denken, dass das Glück auf mal auf meiner Seite stand. Wie konnte ich nur so leichtgläubig sein und mich von dem Zauber seines Charmes blenden lassen. Als ob so ein Junge wie Jasin mehr in mir sieht als du eine Freundin. Als ob so ein Junge wie Jasin überhaupt etwas in mir sieht.

Werde ich jemals glücklich? Kann ich überhaupt glücklich werden? Wie soll es weiter gehen? Möchte ich mich weiterhin mobben lassen, oder unternehme ich etwas dagegen? Wie oft habe ich versucht abzunehmen, doch nie hat es so geklappt wie ich es wollte. Ich konnte es nie bis zum Ende hin durchziehen. Ich wollte immer schon dünn sein. Denn seit ich denken kann, war ich pummelig und die anderen um mich rum waren Bohnenstangen. Ich sehne mich nach so einem Körper, doch mir fehlt die Motivation und mir fehlt die Lust. Denn wenn ich keine Erfolge sehe, habe ich auch keine Lust mich dafür einzusetzen und mich anzustrengen.

„Ich sehe schon. Weinend auf der Bank sitzen ist wirklich sehr, sehr wichtig.", schlagartig drehte mich meinen Kopf zur Seite und blickte in das Gesicht von Jasin. Schnell wischte ich mir die Tränen weg und stand auf. Er jedoch zog mich an meinem Handgelenk zurück, sodass ich neben ihm Platz nehmen musste. „Wieso bist du hier? Was war denn so wichtig?", wollte er wissen. „Ich, ich, ich...", fing ich an zu stottern. „Du, du, du? Wenn du kein Lust auf ein Treffen oder auf mich gehabt hast, wieso hast du dann erst zugesagt?", ich schaute auf meine Hände. „So, so ist es nicht.", er schaute mich ernst an. „Wie ist es denn dann?", fragte er mich. „Es hat an mir genagt, dass du dich so spät er mit mir treffen willst. Ich wollte wissen wieso, du hast es mir nicht gesagt. Und das war die Perfekte Möglichkeit mir Gedanken darüber zu machen und Hypothesen aufzustellen.", er sah mich immer noch ernst an. „Und was war deine Hypothese?", hinterfragte er. „Na, dass du dich schämst mit mir gesehen zu werden und dich deshalb in der Dunkelheit mit mir treffen möchtest. Das hat mich so sehr mitgenommen, dass ich das Treffen absagen musste.", gestand ich ihm und kaute nervös auf meiner Unterlippe. Er lachte ironisch auf. „Du willst mich doch verarschen? Ist das dein Ernst Amal?", Jasin stand auf und lief vor mir hin und her. „Ja, das ist mein ernst.", nun stand auch ich auf und stellte mich vor ihn. Ich musste nach oben gucken, um ihm in die Augen sehen zu können. „Bist du verrückt? Wenn ich solche Gedanken hätte, dann würde ich mich überhaupt nicht mit dir treffen wollen. Was denkst du dir denn bitte dabei? Wir sind nicht alle gleich. Und was erlaubt du dir einfach so Hypothesen aufzustellen. Ich meine du kennst mich wie es aussieht noch nicht einmal. Ich habe keine Schlechten oder Bösen Absichten. Ich habe nicht vor dich bloßzustellen und ich habe nicht vor dich meinen Jungs auszuliefern. Ich habe vor mir etwas mit dir aufzubauen, doch du lässt es gar nicht zu Amal.", meine Augen füllten sich mit Tränen. Von Satz zu Satz wurde er lauter und von Satz zu Satz bereute ich es ihm meine Gedanken mitgeteilt zu haben. „Ich hätte dich echt anders eingeschätzt. Du möchtest nicht mit allen anderen Mädchen, die etwas mehr wiegen, in eine Schublade gesteckt werden, dabei steckst du alle Jungs, egal wie sie ticken, in eine Schublade. Sowas kannst du echt nicht bringen.", er machte kehrt und ließ mich mit seinen Worten einfach so alleine da stehen. „Jasin bitte, lass es mich erklären.", rief ich ihm hinterher, doch vergebens. Er blieb weder stehen, noch reagierte er anderweitig darauf. Ich blickte um mich herum, um sicher zu gehen, dass niemand da ist, der mich hätte weinen sehen können und setzte mich dann weinend auf die Bank. „Was hab ich nur getan?", wiederholte ich immer und immer wieder. Irgendwann beschloss ich nach Hause zu gehen. Dort angekommen, schloss ich die Tür auf und verschwand, ohne meinen Eltern hallo zu sagen, auf mein Zimmer. Ich schloss die Tür ab, zog mich um und schmiss mich weinend auf mein Bett. Ich wollte nicht, dass es so endet. Ich wollte doch auch, dass es klappt, ich will ihm doch auch vertrauen. Wieso klappt es nicht? Wieso kann ich mich nicht öffnen? Er hat mich im Park wie ein Häufchen Elend stehen lassen. Er hat sich nicht einmal umgedreht gehabt. Er hat nichts gesagt und nicht reagiert, er ist einfach gegangen. War es das jetzt? Hatte ich es beendet, ehe es wirklich hätte anfangen können?

Unruhig wälzte ich mich hin und her. Vor meinem Schlaf war keine Spur. Mitten in der Nacht stand ich auf, zog mir etwas Bequemes an und verließ heimlich das Haus. Wenn meine Eltern das mitbekommen würde, wäre ich mit Sicherheit dran. Ich lief die Straßen entlang, bis ich ein Weinen mitbekam. Da es ausnahmsweise mal nicht mein Weinen war, das ich hörte, wurde ich aufmerksam und versuchte zu entziffern von wem das Weinen stammen könnte. Vom Weiten sah ich ein Mädchen an eine Hauswand angelehnt. Sie hätte ihre Hände vor ihrem Gesicht und weinte. Ich trat näher an sie ran. „Ist alles in Ordnung? Was hast du?", fragte ich sie, während ich mich selber fragte woher ich den Mut hatte, sie überhaupt anzusprechen. „Wer bist du?", wollte sie wissen, während sie sich ihre Tränen wegwischte. „Ich bin Amal. Ich habe dich weinen gehört und wollte wissen, was du hast.", gestand ich ihr. Wie aus dem Nichts fiel sie mir um den Hals und drückte mich. Sie ließ erneut ihren Tränen freien Lauf, während ich über ihren Rücken strich und versuchte sie zu trösten. Sie löste sich nach einer gewissen Zeit von mir und sah mich an. „Ich bin Lamija.", stellte sie sich vor. „Freut mich.", entgegnete ich. „Wieso hast du geweint?", fügte ich noch hinzu. „Ich komme einfach nicht an meinen Freund. Es hat etwas erlebt und ist einfach zu verschlossen. Es macht mich fertig. Er ist die Liebe meines Lebens und entfernt sich schon seit einigen Monaten von mir. Ich halte das nicht mehr aus, es tut so weh.", ich tröstete sie erneut, bis sie zu sich kam. „Es tut mir leid, ich möchte dich damit nicht nerven. Sicherlich hast du deine eigenen Probleme.", ich lächelte über ihre Aussage. „Ich höre dir gerne zu.", sie sah mich lächelnd an und drückte mich. „Du bist so süß.", sagte sie.

...

Nervös stand ich vor der Haustür von Jasin. Schon fünf Tage hatten wir nicht miteinander geschrieben. Er schrieb nicht und ich traute mich einfach nicht, mich bei ihm zu melden. Da ich auch die letzten fünf Tage nicht wirklich schlafen konnte, wollte ich das zwischen mir und ihm endlich klären. Etwas Angst hatte ich schon vor seiner Reaktion, doch ich wollte es einfach hinter mich bringen. Dafür nahm ich auch in Kauf, dass mich seine Eltern empfangen.

Mit zittriger Hand klingelte ich und wartete darauf, dass mir jemand die Tür aufmacht. Wenige Sekunden später öffnete mir eine brünette Schönheit die Tür. Mein Magen drehte sich einmal um seine eigene Achse und die schlimmsten Befürchtungen machten sich in meinem Kopf breit. „Hallo.", sagte sie zu mir. „Hallo, ehm ist Jasin vielleicht zu Hause?", fragte ich sie und versuchte mein Glück. „Nein, aber er müsste jeden Moment nach Hause kommen, magst du vielleicht hier auf ihn warten.", ich nickte und sie bat mich ins Haus. „Ich bin übrigens Sarah.", stellte sie sich vor. „Amal.", entgegnete ich. Ehe sie noch etwas sagen konnte, hörten wir die Tür aufgehen. „Sarah jesi li kuci? (Sarah bist du zu Hause)", hörte ich seine Stimme und mein Puls ragte in die Höhe. Wenn ich ehrlich sein soll, dann hatte ich ihn durchaus vermisst. „Evo me u dnevnoj sobi. (Ich bin im Wohnzimmer.)", er kam ins Wohnzimmer und blieb stehen. Erst sah er mich an, dann Sarah. Er lief auf sie zu und begrüßte sie mit einem Kuss auf die Stirn. Wie es aussieht hat sie eine besondere Bedeutung für ihn. Mir nickte er nur stillschweigend zu und verschwand aus dem Wohnzimmer. „Du wolltest doch mit ihm reden nicht wahr?", hinterfragte Sarah und ich nickte. „Dann folge meinem Bruder doch und sitzt nicht nur hier.", ich lachte über ihre Aussage und stand entschlossen auf. Ich lief aus dem Wohnzimmer raus und folgte Jasin, bis in sein Zimmer. Er schloss die Tür, ohne zu merken, dass ich hinter ihm her lief, vor meiner Nase. Der Mut hatte mich verlassen und die Nervosität kam wieder in mir auf. Doch jetzt war nicht der Richtige Zeitpunkt dafür. Ich musste die Chance ausnutzen, wenn ich schon einmal hier bin und auch die Möglichkeit habe mit ihm zu reden. Ich schloss meine Augen, atmete einmal tief ein und aus und klopfte an seiner Tür. „Herein.", hörte ich ihn sagen und öffnete ohne groß darüber nachzudenken die Tür. Ich trat in seine Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Er lag auf seinem Bett und schaute die Decke an. „Wieso bist du hier?", fragte er ohne mich auch nur einmal anzusehen. Ich lief auf ihn zu, setzte mich neben ihn und wollte anfangen zu reden. Doch statt das Worte aus meinem Mund kamen, bahnte sich meine Hand den Weg zu seiner und legte sich auf seine drauf. Abrupt richtete er sich auf und sah er auf meine Hand dann in mein Gesicht. „Was wird das Amal?", fragte er. „Jasin, wir müssen reden.", entgegnete wiederum ich.


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