XXXVIII. Tränen voller Hass

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Claires Sicht:

Es musst irgendwann spät am Morgen gewesen sein, als ich endlich wieder erwachte. Für einige mochte ein langer Schlaf erholsam sein, doch ich fühlte mich ausgelaugt und schutzlos, als ich mich langsam an das grelle Licht gewöhnen musste. In mein Ohr drang das Piepen der Maschinen – ich brauchte einen Augenblick, bis ich realisierte, dass es sich um meinen Herzschlag handelte.

Ein leichter Wind ließ die Gardinen aufwirbeln und diese nur kleine Bewegung zog meine ganze Aufmerksamkeit zu sich. Es wirkte fast schon hypnotisch und ich bekam gar nicht mit, wie sich mein Herzschlag wieder beruhigte. Das Piepen der Maschine wurde langsamer und meine Lider wurden schwer. Anstatt jedoch wieder einzuschlafen, brachte ein weiterer Windstoß die Gardine zum Flattern und mich zum Aufschrecken.

Ich fuhr hoch, gleichzeitig schoss ein ziehender Schmerz durch meinen Kopf und ich fiel wie ein instabiles Kartenhaus wieder in mich zusammen. Immer wieder sagte ich mir, dass ich mich ausruhen müsse, dass ich noch nicht bereit wäre. Und gleichzeitig sagte mir etwas anderes, dass ich es versuchen sollte, dass ich mich erheben und Owen sowie Zach suchen müsste.

Meine Hand fuhr herauf zu meinem Kopf und ich fühlte den weichen Stoff eines Verbandes an meinen Fingerspitzen. Ich fragte mich einige Sekunden lang, wieso, bis mir wieder einfiel, dass wir den Unfall gehabt haben, als wir auf den Weg zum anderen Lager waren. Die Erinnerungen an den Aufprall ließen mich zusammenzucken. Ich wollte nicht mehr daran denken, wie mich Lowery angesehen hatte, als er mein Blut sah. Und ich konnte es nicht wahrhaben, dass er dauerhaft in meiner Nähe war.

Ich wollte niemanden lieber als Owen. Und dass musste er wissen.

Ich erinnerte mich an seine Blicke, die Bosheit in seinen dunklen, braunen Augen, wenn er mich mit Owen sah. Jedes Mal, wenn ich ihn in diesem Augenblick anguckte, sah ich, wie sich seine Hände zu Fäuste ballten. Und wirklich jedes Mal fragte ich mich, warum.

Ein zweites Mal schoss ich hoch, doch diesmal war der Schmerz in meinem Kopf nichts weiter als ein dumpfes Dröhnen, dass mich für einen kurzen Augenblick nicht mehr richtig denken ließ. Ich war mir jedoch ziemlich sicher, dass der Grund für die bösen Blicke meines ehemaligen Arbeitnehmers eindeutig waren.

Er war eifersüchtig auf Owen.

Aber dies gab ihm noch lange nicht die Erlaubnis, mir wehzutun. Die blauen Flecken, die er mir bereitet hatte, waren nur noch schemenhaft zu erkennen. Man bräuchte eine Lupe und direktes Sonnenlicht, um es überhaupt erkennen zu können. Während ich meinen Arm betrachte, fiel mir nicht einmal auf, dass die Person, die auf einem Stuhl am Ende des Raumes saß, sich langsam zu bewegen begann.

Mein Kopf fuhr hoch und ich kniff die Augen zusammen. Wenn ich nicht schon wieder bewusstlos werden wollte, musste ich mir dringend antrainieren, den Kopf nicht so ruckartig zu bewegen. Wegen der ziemlich untypischen Kleidung, die er trug, war er nicht sofort zu erkennen, doch mein Bewusstsein sagte mir sofort, dass es sich um Lowery handelte.

In einer dünnen, braunen Jacke steckend saß er auf dem Stuhl und stützte mit seiner einen Hand seinen Kopf ab, damit dieser nicht auf dem Holztisch aufschlug. Zwar konnte ich sein Gesicht nicht genau erkennen, doch ich wusste, dass er müde war. Immer wieder schien ein kurz vor davor, einzuschlafen und sein ganzer Körper wirkte schlaff. Trotzdem fuhr er jedes Mal wieder hoch und schien sich zu ermahnen, wach zu bleiben.

Ich hatte keine Ahnung, was dieser Mann tat, um so müde zu sein, doch wenn ich ehrlich war, wollte ich es auch nicht wissen. Vielleicht sollte man ihm seine Eigenheiten lassen, auch, wenn sie seltsam erscheinen mochten.

Als hätte ich etwas gesagt oder ihn direkt angesprochen, hob er langsam seinen Kopf und schaute mich an.

Was in in seinem Gesicht sah, ließ mich innehalten. Seine Miene war komplett versteinert, nicht einmal ein Muskel rührte sich. Seine einst braunen Augen waren schwarz. Selbst das Licht, welches sich in ihnen spiegeln sollte, schien von der Dunkelheit verschluckt zu werden. Ich hatte ihn noch nie so gesehen.

Devil | After Jurassic WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt