XLIII. - Das Ende des Schweigens

225 21 10
                                    

Owens Sicht:

„Fahr schneller!", schrie ich durch das Auto, traute mich jedoch kaum, Lothar länger als drei Sekunden anzuschauen. Zu groß war die Angst, dass der Indominus plötzlich hinter uns auftauchen könnte. Ich hörte hinter mir ein Schnauben, als ich meinen Blick wieder der Heckscheibe zuwandte und mich erwartend in den Sitz krallte.

„Wenn ich noch schneller fahre, bricht die Kiste zusammen!", schnauzte er und fuhr eine scharfe Linkskurve, sodass ich gegen die Tür gedrückt wurde und für einen Moment damit rechnete, sie würde meinem Gewicht nicht standhalten und ich könnte aus dem Auto fallen. Ich atmete erleichtert aus, als dies nicht geschah und suchte mit zusammengekniffenen Augen nach einem riesigen Schatten zwischen den unzähligen Bäumen.

Es rührte sich jedoch nichts. In meinen Ohren konnte ich neben dem Dröhnen des Trucks auch das Rauschen meines Blutes hören. Es war plötzlich, als sei der Wald wie ausgestorben. In meiner Aufregung hätte es auch sein können, dass ich alles übersah und überhörte, doch ich versuchte mich immer wieder an die Übungen zu erinnern, die wir auch bei der Army durchgenommen hatten. So oft haben wir schon für den Ernstfall geübt, ich bin dem Indominus schon einmal entgegengetreten und trotzdem glaubte ich wieder, tief in meinen schlimmsten Alpträumen zu sitzen.

Obwohl es noch nicht Nacht war, schien die ankommende Dunkelheit alles in sich zu verschlucken. Unsicher sah ich mich im Auto um. Meine gesunde Hand umklammerte die Waffe, die mir Lothar in die Hand gedrückt hatte und es wurde schließlich zwischen den Bäumen etwas heller. Lichter irrten zwischen dem Holz hervor und wie ein Irrer fing Lothar in diesem Moment an, auf die Hupe zu schlagen.

Mit großen Augen schaute ich ihn an. „Was soll das?"

„Es sollen nicht nur Claire und Allek wissen, dass wir kommen, sondern gleich das ganze Lager!", rief er zurück und fuhr die nächste Kurve, bei der ich jedoch fast auf seinen Schoß geschleudert wurde. „Falls wir das Vieh hier ins Lager locken sollten, sollen sie wenigstens schon bereit sein."

Der Wald endete schneller, als ich es in Erinnerung hatte und wir rasten hupend über den Sandweg in den zentralen Punkt des Lagers. Ich konnte gerade noch sehen, wie sich die Köpfe zu uns herumdrehten und ich erkannte eine Horde von Soldaten und weiteren freiwilligen Helfern, sowie Staatsbedienstete, die sich vor der Krankenstation versammelt hatten. Ich glaubte zwischen den Menschen Claires rote Haare erkennen zu können, die in der letzten Zeit deutlich gewachsen waren. Dabei bemerkte ich kaum, dass die Menschen zu tuscheln begannen.

Sobald das Fahrzeug zum Stehen gekommen war, stieg ich aus dem Wagen, jedoch nicht, ohne meine Waffe auf dem Sitz liegen zu lassen. Mit schnellen Schritten ging ich durch die Massen hindurch, während Lothar laut um Aufmerksamkeit bittet. Es war mir jedoch egal, was er tat, denn ich hatte Besseres vor. Als ich Claire in der Mitte des Stromes erkannte, steuerte ich sofort auf sie zu, mein Blick veränderte sich nicht und für einen winzig kleinen Moment sah es so aus, als wollte sie vor mir ausweichen. Es war sicherlich mein Gesicht, das sie zurückschrecken ließ. Wahrscheinlich hätte ich im ersten Moment nicht anders reagiert, wenn sie mit blauen Flecken und angeschwollenen Beulen vor mir gestanden hätte.

Sie riss ihre leuchtend hellen Augen weit auf, nachdem ich vor ihr Halt machte. Meine Instinkte schienen von dieser Sekunde an, meinen Körper zu übernehmen. Mein Arm legte sich um ihre Taille, ruckartig zog ich sie zu mir und schaute in ihre bereits wässrigen Augen, bevor ich ihren stockenden Atem auf meinen Lippen spüren konnte und sie küsste.

Der Moment verging viel zu schnell. Ich wurde unsanft in die Realität zurück gerissen, als ich ein raues Räuspern neben mir wahrnahm. Es gebrauchte nur den Anblick seiner Schuhe und ich wusste sofort, dass es sich um Allek handelte.

Devil | After Jurassic WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt