XLI. Ein Feind kommt selten alleine

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Owens Sicht:

Es ging schneller, als ich es erwartet hatte. Irgendetwas packte mich schwer an den Schultern, ich hatte nicht einmal Zeit zum Reagieren, und riss mich von Claire weg. Ich wollte schreien, ihr zurufen, dass sie sich in Sicherheit bringen soll, doch mir wurde die Luft abgeschnürt und ich schnappte entsetzt auf. Etwas hatte sich um meinen Hals gelegt und drückte ihn zusammen, doch ich schaffte es, mit meinem Bein auszuholen und meinen Angreifer mehrmals zu treten. Erst als ich dachte, dass er nicht mehr loslassen würde, verschwand auf einmal der Druck um meinen Hals und ich bekam wieder Luft. Ich versuchte, meine Füße präzise auf dem Boden abzustellen, damit ich sofort wieder für den nächsten Angriff gewappnet sein konnte, doch ich stolperte und schlug mit einem dumpfen Schlag auf dem harten Waldboden auf. In meinem Augenwinkel blitzten die Blinklichter des Wagens auf und ich sah, dass Claire mich mit großen Augen vom Innenraum des Autos anguckte. Dann begann sie wie wild mit ihren Fäusten auf die Fensterscheibe einzuschlagen, holte mit den Ellenbogen aus und verzog jedes Mal vor Schmerzen das Gesicht, wenn sie trotz aller Anstrengung wieder am Glas abprallte.

Plötzlich landete etwas einige Meter neben mir zwischen den Wurzeln eines alten Baumes und ich konnte mir vorstellen, dass dies die Autoschlüssel sein mussten, doch der Schatten des Angreifers, welcher nicht mehr als nur ein schwarzer Fleck in der Dunkelheit war, hechtete hinter dem Auto hervor und holte aus. Mit nur knappem Vorsprung rollte ich zur Seite und spürte das Beben des Bodens, als er neben mir aufschlug. Ich hätte schwören können, dass ich eine Faust im fahlen Licht des Mondes gesehen hatte, doch ich war mir alles andere als sicher gewesen, weshalb ich vom Boden aufsprang und zu den Bäumen eilte, um meinen Angreifer von Claire wegzulocken und vielleicht irgendwas zu finden, das ich als Waffe benutzten konnte.

Meine Pläne wurden jedoch vereitelt, als sich nach nur wenigen Schritten etwas an meinem Knöcheln festhielt und mich zu Fall brachte. Rasend vor Wut und Adrenalin drehte ich mich auf den Rücken und trat erst ins Leere, bevor ich den Schatten anscheinend so stark verletzte, dass dieser ein lautes Zischen von sich gab. Und dieses hörte sich auf jeden Fall menschlich an. Lange hielt mein Erfolg jedoch nicht an, als er sich erneut auf mich stützte und ein unglaublich schweres Gewicht mich auf den Boden quetschte.

Ich wand mich unter ihm, doch seine Finger rissen brutal an meinen Haaren und brachten mich dazu, vor Schmerzen einen gequälten Laut von mir zu geben. Ein leises Lachen drang in meine Ohren, als er sein eines Knie in meine Rippen rammte und mir somit jegliche Luft aus den Lungen drückte. Ich versuchte mich zu befreien, schaffte es, ihm mit meinem Knie einen Tritt in die Flanke zu verpassen und ihm schließlich ins Gesicht zu schlagen. Er heulte auf und ich befreite mich aus seinem Griff. Sofort lief ich wieder los, ich hörte Claire noch immer vor Wut und Verzweiflung gegen die Glasscheibe hämmern. Diesmal erkannte ich jedoch, dass sie mit ihrem Finger zu den Vorderreifen des Autos zeigte und mein Herz machte einen Satz, als ich zwischen Dreck, Blätter und Ästen meine Waffe liegen sah. Hoffnung glomm in mir auf, ich sprintete so schnell ich konnte, doch ein harter Schlag auf meinen Hinterkopf ließ mein Sichtfeld auf wenige Zentimeter schrumpfen. Dröhnende Schmerzen benebelten meinen Kopf und fraßen sich durch den Nacken und Kiefer, als verbreiteten sie sich wie ein Virus. Ich hielt den Atem an und meine Beine verloren den Halt. Wieder spürte ich den Boden unter meinem Rücken, doch diesmal schaffte ich es kaum, meinen Kopf zu heben.

Der Schatten ging in Zeitlupe an mir vorbei, er schien es zu genießen, dass ich am Boden lag und schnaubend versuchte, mich wieder aufzurappeln. Seine Schritte machten bei meiner Waffe halt und ich ahnte das Schlimmste. Mit zitternden Armen drückte ich mich vom Boden ab und krabbelte langsam nach hinten, um mich hinter dem Auto in Sicherheit zu bringen.

Doch mein Gegner war schneller. Er hob die Waffe so schnell auf, dass ich wie erstarrt in den Lauf meiner eigener Waffe schaute. Ein Schauer jagte meinen Rücken hinab und ich schluckte. Schießen tat der Schatten aber nicht. Mit schnellen Schritten hechtete er auf mich zu und holte mit der Waffe aus. Ich zog den Kopf ein und und die Schulterstütze verfehlte meine Schläfe nur um Haaresbreite. So schnell ich konnte holte ich aus und traf sein Kinn, doch noch immer hatte er die Waffe mit beiden Händen fest umklammert. Somit versuchte ich, mich gegen ihn zu stemmen und sie ihm aus der Hand zu reißen. Es wurde zu einem Duell der Stärke, und der Schwächere würde verlieren, wenn nicht sogar schwer oder tödlich verletzt werden.

Devil | After Jurassic WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt