Owens Sicht:
Unentschlossen, was nun passieren mochte, drückte ich Claires Hand fest zusammen. Mein Kopf war noch immer gefüllt mit so vielen Fragen und den Bildern, die sich uns ergeben hatten. Meine Nackenhaare standen, seitdem ich den Atem des Indominus' an meinem Nacken gespürt hatte, auf und ich war mir ziemlich sicher, dass sie sich nie wieder legen würden, so lange ich noch zwischen diesen Fleischfressern stand.
Sie beobachteten uns mit ihren giftigen, gelben Augen. Jedes Mal, wenn sie uns ansahen, konnte ich erkennen, wie sich ihre schwarzen Pupillen zusammenzogen. Und das trotz der Nacht. Mittlerweile hatten sich meine Augen so gut an die Dunkelheit gewöhnt, dass ich sogar zwischen den Bäumen erkennen konnte, was vor uns lag.
Ich führte Claire neben mir her, weil ich mich nicht traute, sie nur einen Moment lang außer Acht zu lassen. Ihre Nägel bohrten sich in meine Haut und ich stellte mir meine zerkratzte, blaue Hand vor. Wenn ich jedoch genauer darüber nachdachte, wollte ich lieber eine zerkratzte, blaue Hand haben, als dass sie nicht mehr bei mir ist. Nur bei diesem Gedanken, begann mein Herz schneller zu schlagen und wieder erwischte mich die kalte Angst.
Als ich kurz zur Seite sah, wurde ich wieder von den Raptoren angestarrt. Sie blinzelten nicht, das war mir als Trainer in Jurassic World nie aufgefallen. Sie hatten ihre starren, großen Augen immer offen und schienen nun zu überlegen, was sie tun würden: Entweder ließen sie uns in Ruhe und widerständen dem Drang oder sie ließen sich auf die Gefahr und das Risiko ein, griffen uns an und schafften es vielleicht, einen von uns zu töten, bevor ihnen Blue und der Indominus ihnen das Fell über die Ohren ziehen würden, welches sie nicht besaßen.
Anmutig und elegant ging sie vor uns und schaute zwischendurch einmal zu uns zurück – wahrscheinlich als Absicherung, dass wir nicht schon im Magen ihrer Gefolgsleute verschwunden waren. Noch immer konnte ich aber nicht verstehen, was gerade passiert war. Sie war einfach aufgetaucht, aus dem Nichts. Wäre sie nicht gekommen, wäre ich nun tot und Claire sicherlich auch. Sie hatte uns gerettet, sie hatte sich mit dem um einiges größeren Indominus angelegt und ihn besiegt, um uns zu retten.
Auch das Bild, welches sich uns in diesem Moment ergab, war mehr als nur fragwürdig und skurril. Niemals würde uns irgendjemand glauben, dass wir erst kurz vor dem Tod standen und dann plötzlich mit fleischfressenden Dinosauriern einen Spaziergang erlebten. Ich konnte es nicht glauben, dass dies wirklich geschah. In einem Science-Fiction Film wären wir nun sicherlich zu dem großen Herrscher gebracht worden, um uns zu unterwerfen. Doch die Anführerin ging direkt vor uns und warf wieder einen Blick nach hinten. Sie kniff kurz die Augen zusammen und zischte einem Raptor zu, der ihr anscheinend zu nahe hinter Claire und mir ging. Sofort ließ dieser sich ein Stück zurückfallen und marschierte dann weiter. Ich war erstaunt, wie sicher sie ihr Rudel unter Kontrolle hatte, doch ich war mir nicht sicher, ob wir beide uns nun auch unterworfen haben oder ob wir nur als Gäste angesehen wurden. Schließlich haben die Raptoren einen Kreis um uns gebildet, Blue ging voraus und der Indominus ließ sich gerade zurückfallen, um anscheinend die Nachhut zu bilden. Dabei fragte ich mich, ob sie dies alles taten, weil si euns beschütze wollten oder weil wir nicht flüchten durften.
Trotzdem fehlenden Stück Fleisch an seiner Wange ging der Indominus anmutig und mit gehobenem Kopf. Seine hellen, blauen Augen gaben mir ein Rätsel auf, welches ich nicht beantworten konnte. Es konnte nur ein genetischer Defekt sein, der ihn so aussehen ließ. Wahrscheinlich waren einige Zellen mutiert, als sich seine Mutter selbst befruchtete. Ich musste schlucken bei dem Gedanken, dass er ein Albino sein könnte – etwas Außergewöhnliches, das anscheinend nicht unmöglich war. Im Gegensatz zu seinem Bruder oder Schwester sah er um einiges unschuldiger aus. Er war nicht so groß, hatte keine dunkle Haut, keine langen Krallen. Er sah jung aus, tapste zwischendurch, wenn Blue nicht hinsah. Er war ein Junges, welches zu schnell alterte, vielleicht sogar altern musste. Sonst würde er gegen seinesgleichen keine Chance haben. Ich war mir nicht sicher, ob er es überhaupt mit dem anderen Indominus aufnehmen könnte, auch nach dem Vorfall im Lager, als es schwer verletzt worden war. Aber irgendwas sagte mir auch, dass es nicht unbedingt zu einem Kampf kommen musste. Was, wenn er sich auf die Seite seines Bruders oder seiner Schwester überlief? Würde er die Seiten wechseln, wenn er wüsste, dass er nicht siegen könnte? Ich wusste, dass er schlau genug für diese Überlegung sein musste und hoffte nicht, dass meine Ängste wahr wurden.
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Devil | After Jurassic World
Fiksi Penggemar"Wir befinden uns in der Realität, das weiß ich. Diese Insel aber ist verflucht. Sie besitzt den Drang, uns zu töten." Mit der Tötung der letzten Dinosaurier hatte jeder angenommen, dass es keine Bedrohung mehr geben würde. Niemand konnte jedoch ahn...