XXXIX. In den Tiefen der Insel

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Owens Sicht:

Ich erschrak, als sich plötzlich die Tür zu meiner Zelle öffnete. Das Geräusch hallte an den grauen Mauern wieder und ließ meine Trommelfelle erzittern. Mit leicht zusammengekniffenen Augen hielt ich mir die Ohren zu, merkte jedoch schnell, dass dies nichts mehr brachte. Nachdem sie mir vor gefühlten Stunden das Essen brachten, auf das ich sehnlichst gewartet hatte, hatte ich nicht mehr damit gerechnet, sie überhaupt noch sehen zu müssen. Auch, wenn die Drohung des einen Mannes sich in meinen Ohren festgesetzt hatte. Er hatte doch gesagt, dass später der richtige Spaß losgehe. Und er schien recht gehabt zu haben.

Ich hatte nicht einmal die Zeit gehabt, mich umzudrehen, da wurde ich auch schon sehr sanft an den Armen gepackt und auf die Füße gerissen. Verbittert biss ich die Zähne zusammen, meine Beine gaben kurz nach, da die wegen dem harten Boden eingeschlafen waren. Ich wusste jedoch, dass sich die Worte nicht lohnen würden, die ich bräuchte, um mich mit den Soldaten zu verständigen. Das Einzige, das sie getan hätten, wäre das Grummeln gewesen, welches sie auch schon so von sich gaben.

Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich bemerkte, dass sich eine Hand in meinen Nacken legte und meinen Kopf brutal Richtung Boden drückte. Es wunderte mich jedoch mehr, dass die Schmerzen auf sich warten ließen. Zwar pochte meine Hand, aber das tat sie schon, seitdem mich Blue gebissen hatte und auch mein Rücken gab zwischendurch ein Ziehen oder Brennen von sich, an das ich mich schon gewöhnte.

In dieser krummen Haltung wurde ich aus der Zelle geführt; Ich konnte nicht einmal sagen, wie viele Soldaten es waren, die mich 'begleiteten'. Meine Umwelt war längst nicht mehr der wichtigste Teil meines Sinnbildes gewesen. Ich sah nur noch wenig, meine Augen hatten sich nur noch auf den Boden gerichtet und alles, was außerhalb diesem kleinen Kreis war, nahm ich nicht mehr wahr. Vielleicht war es auch besser so. Ich wollte nicht wissen, was die Soldaten sich zuriefen. Ich wollte ihre Blicke nicht sehen, ihre Ausdrücke und Gesten. Am liebsten wollte ich nichts mehr sehen und hören. Nichts konnte schlimmer sein, als zu wissen, was mit einem geschah.

Zwar wusste ich nicht, was die Soldaten mit mir vorhatten, doch der Verfall meines Selbst war nicht zu übersehen. Ich wollte mir nicht dabei zusehen. Trotzdem hatte ich keine andere Wahl, als alles zu spüren und in eine andere Richtung zu gucken.

Jedes Mal, wenn ich versuchte, meinen Kopf ein wenig zu heben, wurde der Griff um meinen Nacken fester und ich gab ein Zischen von mir. Ich hatte keine Chance, ich musste mich erneut geschlagen geben. Während des Weges war ich still und legte es nicht einmal drauf an, die Soldaten zu provozieren.

Am Ende des Flures trieben sie mich eine Treppe herunter, die sich einige Male im Kreis unter die Erde führte. Ich hatte nicht erwartet, dass dieser von außen klein aussehende Bunker so riesig sein konnte. Im Keller führten gleich mehrere Flure in verschiedene Richtungen, es kam mir mit jeder Sekunde, die verstrich, mehr vor wie ein Labyrinth, dass sich über die komplette Insel erstreckte. Nur aus den Augenwinkeln erkannte ich die vielen Türen, die von dem Flur, dem wir folgten, abgingen.

Irgendwann blieben wir stehen. Der Griff in meinem Nacken wurde nicht gelockert, sodass ich ein Schnauben unterdrücken musste, als ich einen Schlüsselbund klimpern hörte. Einer der Soldaten schloss langsam die Tür auf, das Knacken des Schlosses war zu vergleichen mit einem Schuss eines Revolvers, der mich zusammenfahren ließ. Gelächter drang in meine Ohren, während meine Arme von Händen zerquetscht wurden und dies mit großer Wahrscheinlichkeit hässliche blaue Flecken auf meiner Haut hinterlassen würde.

Die alte Metalltür wurde geöffnet und der sicherlich dunkelste und kälteste Raum auf der ganzen Insel entblößte sich vor uns. Ich musste schlucken, als das Licht angeschaltet wurde und dieses mit dem Knacken der Glühbirne den Raum durchflutete. Es brannte in meinen Augen und ich blinzelte mir die Tränen weg, als die Hand in meinem Nacken meinen Oberkörper nach hinten zog, sodass ich wieder gerade stand. Ein widerliches Knacken zog sich von meinem unteren Rücken bis zum Nacken hinauf und das beklemmende Gefühl verschwand für einen kurzen Augenblick.

Devil | After Jurassic WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt