XXIX. Das fremde Lager

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Claires Sicht

Mit wackeligen Beinen und brummendem Kopf folgte ich Lowery. Freiwillig war es jedoch nicht gewesen. Lieber wäre ich noch liegengeblieben und hätte mich weiterhin mit Schmerzmitteln zudröhnen lassen, als die Krankenstation zu verlassen und zu versuchen, hinter den Soldaten des Lagers hinterher zu kommen. Die hatten nämlich einen verdammt schnellen Gang drauf, doch auch, wenn Lowery mir die ganze Zeit die Hilfe anbot, die ich eigentlich benötigte, verneinte ich. Dies tat ich jedoch nur, um nicht noch schwächer auszusehen, als ich ohnehin schon war. Die Menschen hier wollten niemanden sehen, der so schwach war, dass er nicht einmal selbst noch laufen konnte.

Die Soldaten führten uns von der Krankenstation aus über deren Hauptstraße, die - wie bei uns - nicht mehr als nur ein plattgefahrener, breiter Weg war. An der Straße standen Trucks und andere Fahrzeuge, die schon ziemlich mitgenommen aussahen und auch die Zelte und Container der Soldaten sahen wenig vertrauenswürdig aus. Riesige Laternen und Strahler zeigten uns den Weg durch das Lager und zogen unzählige Mückenschwärme an. An uns liefen mehr Sanitäter vorbei, als normale Menschen, aber ihre bedrückten Gesichtsausdrücke warfen Fragen in mir auf. Das Lager war zwar nicht mehr in einem Topzustand, doch sie konnten damit leben. Vielleicht lag es auch einfach an dem Wetter, vielleicht war ihrer Stimmung schuld. Oder es waren die verschwundenen Soldaten und die Gefahr, die im Wald lauerte.

Mein Blick wanderte zwischen den Soldaten her, die sich den ganzen Weg lang nicht ein einziges Mal anblickten. Wie bei einem Feuer knisterte die Luft förmlich und ich glaubte einen Moment lang, man würde uns umbringen, bevor wir beim Offizier ankämen. Ich hatte es mittlerweile geschafft dem Tempo der Soldaten Stand zu halten, doch mein Kopf dröhnte und riss mich wieder aus meinen Gedanken.

Lowery schnaubte neben mir, als wir die Unterkunft des Offiziers erreichten. Ich konnte nicht einmal etwas sagen, mir verschlug es einfach nur die Sprache. Es war nicht das, was ich erwartet hatte. Es war schlimmer. Vor uns thronte eine große Blockhütte, die umgeben war von Soldaten. Die Fenster waren abgedeckt und die Tür war von einem ziemlich großen Soldaten besetzt, als wenn sie den Präsidenten höchst persönlich in der Hütte versteckten.

Mein Magen begann zu rumoren, als sich der Blick des großen Mannes auf uns richtete. Seine Augen waren von einer Sonnenbrille bedeckt, weshalb ich nicht wusste, wen er ansah, doch meine Haut kribbelte schrecklich. Er sah durch die Dunkelheit und das schwache Licht des Mondes nun so gefährlich aus, dass ich mich nicht einmal mehr traute, ihm ins Gesicht zu sehen. Der Rest seines Gesichtes, der nicht von der Brille bedeckt wurde, war starr, als dürfte er keinen Muskel bewegen.

Als wir dann schließlich vor der Hütte standen, neigte sich der Kopf des Soldaten und schaute uns an. „Guten Abend", brummte er und sein Blick wechselte zwischen Lowery und mir im Sekundentakt. „Ich weiß, Sie sollten eigentlich schon schlafen, doch Offizier Dalton hat das Meeting von morgen früh auf heute Nacht verlegt. Wir wollen nur sichergehen, dass niemand das Gespräch mitbekommt und Sie morgen wieder in ihr Lager zurückfahren können." Seine Stimme hörte sich eiskalt an, als verabscheute er uns und das machte mich nur noch ängstlicher. Ich wollte diesen Soldaten eigentlich nicht als meinen Feind haben, weshalb ich leicht nickte.

Uns wurde die Tür geöffnet und wir bekamen einen Einblick in die Hütte, dessen Einrichtung das genaue Gegenteil von den Zelten und Container des Lagers war. Spätestens in diesem Moment hätte Owen geflucht, was er doch für ein arroganter Schnösel sei. Wie bei General Allek gab es antike Möbel, einen hässlichen Teppich und eine Lampe, bei der du sofort erblind würdest, wenn du nur in die Nähe der Glühbirne schautest. Warme Luft empfing uns und der Geruch von Zigarettenrauch hüllte Lowery und mich komplett ein. Stimmen waren zu vernehmen und ich bemerkte sofort, dass einer dieser Stimmen Allek gehören musste.

Devil | After Jurassic WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt