XVI. Hass und Liebe

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Claires Sicht

Mir wurde heiß und kalt, als Lowery mir zeigte, was er herausgefunden hatte. Es konnte einfach nicht wahr sein! Es dürfte vor all Dingen nicht wahr sein! Meine Augen schienen sich am Bildschirm festgesaugt zu haben, während mir die Kinnlade herunter fiel. Dies war ein Scherz, ein einfacher, dummer Scherz und ich war drauf hereingefallen. Hoffte ich zu mindestens, da ich die beiden Dinosaurier auf dem Video der Überwachungskamera für lebensecht hielt.

Irgendwann schaffte ich es mich aus meiner Starre zu lösen und sah Lowery betroffen an, der sich neben mir gegen eine Zeltstange gelehnt hatte. Seinem Blick nach zu Urteilen schien er noch mehr herausfinden zu wollen. Nachdem ich mir mehrmals die Augen gerieben haben, bildete sich in meinem Hals ein Kloß, der nicht verschwinden wollte.

„I-Ich... ähm... Ich hätte nicht gedacht, dass ich Blue jemals wiedersehen würde", murmelte ich leise und sah nur im Augenwinkel, wie Lowery langsam den Kopf hob, um mich wieder anzusehen. Ich traute mich nicht mehr, in seine starren, braunen Augen zu schauen. Irgendwie hatte ich mich in den letzten Tagen unterkriegen lassen. Sonst hätte ich niemals den Kampf gegen General Allek verloren und wäre sicherlich auch nicht so feige gewesen, die Flugsaurier aus dem Gebäude zu lassen.

Wie ein leichter Blitz schoss ein Gedanke durch meine Adern und ich zwang mich, den Mann neben mir anzusehen. Zum Glück waren wir alleine und niemand konnte uns hören. „Lowery?", fragte ich leise und wartete, bis unsere Blicke sich trafen. „Was war eigentlich die Absicht deines Plans? Warum hast du die Flugsaurier herausgelassen? Wenn es nicht wegen Owen war, warum hast du es dann getan?"

Es herrschte eine kurze Pause und ich hatte schon fast damit abgeschlossen, dass er mir den genauen Grund nicht nennen würde. Dann schluckte er jedoch und sah mich besorgt an. „Wegen dem Dinosaurier", murmelte er leise und drückte sich von der Stange ab. Mit leisen Schritten kam er auf mich zu und blieb nur einige Zentimeter vor mir stehen. „Nachdem ich ihn in der Kamera gesehen hatte, hatte ich gehofft, ihn mit den Flugsauriern aufzuschrecken. Ich war so dumm gewesen." Er seufzte und ließ den Kopf hängen.

„Was wolltest du damit bewirken? Du hast doch gesehen, dass die Soldaten kaum gegen die Flugsaurier angekommen sind", hakte ich nach und legte meine Finger unter sein Kinn, um ihm in die Augen sehen zu können.

„Das ist es ja. Damals hatte ich nicht gedacht, dass es so viele Flugsaurier waren, die sie im alten Haus gefangen hielten. Ich war mir so sicher, dass wir den großen Dinosaurier zusammen töten könnten. Du glaubst nicht, wie froh ich bin, dass die Meute ihn nicht aufgeschreckt hat", sagte er leise und fuhr sich durch die Haare. Man konnte die Wut in seiner Stimme kaum überhören und irgendwie tat er mir auch leid.

Mein Kopf schien ihm jedoch nicht Leid zu tun. Immer wieder sah ich vor Augen, was uns hätte passieren können, wenn der Dinosaurier wirklich zu uns gekommen wäre. Sicherlich würden wir hier nicht mehr stehen. Wenn wir überhaupt überlebt hätten. Eine Gänsehaus strich uüber meine Arme, als ich mich dran erinnerte, wie Lowery und ich in der Dunkelheit durch den Wald gelaufen waren. Über uns die Flugsaurier, auf den Weg ins Lager und um uns herum das Unvorhersehbare. Wenn ich nur daran dachte, dass der Dinosaurier uns vielleicht beobachtet haben könnte, begannen meine Knie zu zittern. Und das alles war seine Schuld gewesen.

Ohne, dass ich es irgendwie wollte, begannen meine Venen vor Wut zu kochen. Mein Blick huschte zu Lowery hoch, der mich emotionslos ansah. Ich kniff meine Augen zusammen und schubste ihn von mir weg. „Du hättest uns alle umbringen können!", fuhr ich ihn an und ballte meine Hände zu Fäusten.

Lowerys Augen wurden groß und er kam auf mich zu, um mich die Hand vor den Mund zu halten. „Sei ruhig! Nicht, dass sie uns noch hören!", fuhr er mich mit dunkler Stimme an. Ich war still, damit er mich losließ, was er dann auch tat.

Devil | After Jurassic WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt