Obsession Nr.16: Die wohl größte Lüge der Menschheit

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"Das willst du doch sicher nicht vor deinem alten Herr'n machen, oder?" Meine Augen wanderten von Jimin hinter ihn, auf die Person die soeben gesprochen hatte. Ich erkannte die Umrisse einer breiten Gestalt. Ein Mann mittleren Alters stand in weißem Hemd und dunkler Anzughose vor uns.

Die schwache Beleuchtung, welche an war, erlaubte mir nicht sein komplettes Gesicht zu erkennen. Ich sah nur die groben Gesichtszüge. Auf dem Tisch des Wohnzimmers standen eine fast leere Weinflasche und zwei benutzte Gläser.

Es war also auch Jimins Mum da. Ich vergrößerte die Distanz zwischen Jimin und mir und ging auf seinen Vater zu. Ich streckte die Hand aus: "Hallo, ich bin Na..."

Ich wurde energisch zurückgezogen. Was? Jimin hatte meine linke Hand fest im Griff. Kalt fragte er: "Seit wann bist du denn wieder hier, huh? Ich dachte du bist auf Geschäftsreise." Sein Vater entgegnete: "Tja, da ist man nicht ewig, Jimin. Ich war auf Geschäftsreise." Jimin sagte vorwurfsvoll: "Du hättest wenigstens Bescheid sagen können..."

Sein Dad druckste: "Ich war beschäftigt, Jimin." Jimin schüttelte verständnislos den Kopf und schnaubte verächtlich: "Zu beschäftigt, um eine kurze SMS zu versenden? Verarschen kann ich mich auch selbst."

Das ging in keine gute Richtung. Ich fühlte mich fehl am Platz. Jimin warf einen Blick auf die Weinflasche. "Ich sehe womit du beschäftigt bist! Du brauchst mir nichts vorzumachen!"

Sein Vater verzog die Mundwinkel und erhob die Stimme: "Ich brauche mich nicht vor dir zu rechtfertigen. Das ist mein Haus. Und wenn du Gäste bei dir hast, solltest du mir vorher Bescheid sagen! Und jetzt hör auf so laut zu sein! Es gibt Menschen die hier schlafen wollen..."

Sein Dad musste seine Mum meinen. Jimin ballte seine linke Faust, sodass seine Knöchel weiß hervorstanden. Mit der anderen umgriff er meine nur fester und bestimmter. "Hier schlafen?! Du hast null Respekt und erwartest welchen von mir? Du bist so ein Arschloch..."

Ein aggressiver Blickaustausch fand zwischen den beiden statt. Jimin murmelte, ohne einen Blick in meine Richtung zu verschwenden: "Geh schonmal nach oben, Nana!" Seine Worte bohrten sich wie Stiche in mein Herz.

Ich wollte ihn nicht allein mit seinem Vater lassen. Aber ich konnte jetzt ja schlecht Nein sagen. Ich zog meine Hand aus der seinen. Seine Wärme verließ mich augenblicklich und ich ging die Treppe hinauf. Still beobachtete ich noch ein paar Sekunden, wie sie sich anstarrten, bis die rechte Flurwand mir die Sicht versperrte.

Ich ging auf das Gästezimmer zu und lief an einem Zimmer vorbei, dessen Tür weit auf stand. Eine blonde Frau saß im Morgenmantel auf dem Bett und checkte ihr Make-Up im Spiegel. Die war doch locker erst Mitte 20. Das war nicht Jimins Mutter. Unsere Blicke trafen sich im Spiegel. Ouh verdammt, ich war stehen geblieben.

Sie musterte mich von oben bis unten und murmelte: "Eine Freundin von seinem Sohn?" Ich nickte automatisch. Sie fragte lächelnd: "Sind die da unten bald fertig? Ich warte die ganze Zeit auf Jiho." Auf einmal hörte man Jimins Vater cholerisch brüllen: "VOR GÄSTEN HAST DU MICH NICHT SO ZU NENNEN! HAST DU DAS VERSTANDEN!?"

Es herrschte kurz Stille. Man hörte es klirren. Die Weinflasche. Die Frau blickte kritisch in Richtung Treppe und murmelte augenverdrehend: "Ouhhh... Drama. Das dauert dann wohl noch ein bisschen. Bye, bye, kleine Freundin von Jihos Sohn."

Die Frau schloss die Tür und ich näherte mich wieder der Treppe. Ich konnte sehen, wie die Weinflasche zerstört am Boden lag und der blutrote Wein sich auf dem Marmorboden ausbreitete.

Im nächsten Moment bekam Jimin eine däftige Ohrfeige von seinen Vater verpasst. "Mach das sauber!" Hauchte Jimins Vater rau und kaum hörbar und ging an ihm vorbei, die Treppe hoch. Ich versteckte mich in dem Türrahmen meines Zimmers, bis Jimins Vater in seinen Zimmer bei der Blondine verschwand.

Obsessions [BTS FF] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt