Obsession Nr.17: Traumflucht

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Ich blickte ihn traurig an. Er stand dort, mit dem Rücken zu mir. Ich sagte: "Trotzdem muss man sich nicht auch so verhalten, wie ein Großteil der Menschheit es tut! Ich bin mir sicher, dass ich irgendwann mal jemanden von ganzem Herzen lieben werden kann. Und du könntest es auch, wenn du es zulassen würdest." Er drehte sich zu mir um und kam mir wieder näher.

Wir starrten uns bestimmt eine halbe Minute einfach nur schweigend um. Inzwischen war mir sehr kalt, aber ihn so direkt anzusehen, war wie ein Blick in seine verletztes inneres. In seine Seele. Hatte ich überhaupt schonmal so intensiven Augenkontakt? Er hob die rechte Hand und tippte mir kräftig mit dem Zeigefinger gegen die Stirn, sodass ich leicht schwankte.

"Du lebst in einer Traumwelt, Nana. Und jetzt komm rein! Baby, it's cold outside." 'Und du Park Jimin, du flüchtest vor deinem Traum.' Dachte ich leise für mich. Ich konnte es genau sehen. Aber ich beließ es bei seiner Aussage. Jetzt weiter zu diskutieren wäre sinnlos. Wir gingen wieder hinein und räumten gemeinsam die Scherben weg.

Danach gingen wir wieder in das Stockwerk mit den Schlafzimmern und ich sagte: "Gute Nacht, Jimin. Schlaf gut und gib nicht auf!" Er blickte mich an und grinste schief, mit nur einem Mundwinkel.

Ich drehte mich um und ging auf das Gästezimmer zu. Im nächsten Moment spürte ich Hände an meiner Taille und wie ich geradezu in Jimins Zimmer reingeschmissen wurde. Er trat die Tür mit seinen Füßen zu und zog mich neben sich auf's Bett.

Ich versuchte mich loszureißen, allerdings klammerte er sich lachend mit Armen und Beinen um mich. Ich pustete mir eine meiner Haarsträhnen aus dem Gesicht und zischte: "Lass mich schon los, Jimin!"

Er schüttelte langsam den Kopf und brummte bedrohlich: "Wenn du mich heute Nacht allein lässt, nehme ich dir das auf ewig übel. Ich mache ja nichts. Nur kuscheln. Etwas das mir Halt gibt. Bitte bleib!"

Er verringerte seinen Klammergriff und wartete scheinbar auf eine Antwort von mir. Ich sagte ebenfalls todmüde: "Na gut... da kann ich nicht nein sagen, aber bitte Jimin versprich mir dass du wenigstens versuchst jemanden zu lieben, okay? Sei kein Player... das tut dir auch nicht gut. Du verletzt dich nur selbst."

Es wurde still. Pennte er etwa schon? Nein, ich war mir sicher, dass er mich gehört hatte. Er zog die Bettdecke über uns und murrte: "Gute Nacht, Nana!" Ich lächelte leicht vor mich hin. Idiot! Jemand mit so vielen gemischten Gefühlen wie Jimin, würde sich auf jeden Fall mal in jemanden verlieben. Ganz bestimmt.

Mit diesem Gedanken driftete ich ins dunkle und geborgene Traumland. Dort wo die Sorgen des Alltags oft keinen Raum fanden. Am nächsten Morgen, erwachte ich und sah mich um. Ich spürte einen Arm der um meine Taille gelegt ruhte. Jimin.

Er schlief noch seelenruhig, stellte ich fest als ich mich vorsichtig zur Seite drehte. Seine Haare waren strubbelig und passten zu dem Bild, welches er gestern abgegeben hatte.

Verwirrt. Verzweifelt. Ruhelos. Hilflos? Ich strich ihm die Strähnen aus dem Gesicht und betrachtete den Verlauf der Linien in seinem Gesicht. Wunderschön. Er war eine schöne Person. Eine schöne Person, welche mit einer komplizierten Lebenssituation gestraft war. Sein Mund war halb geöffnet und seine Brust hob sich regelmäßig an.

Wenigstens schlief er sicher und geborgen. Auf einmal bewegte er sich und drückte sich fester an mich. Wow, jetzt hatte er es fertig gebracht meine Oberweite als Kissen zu benutzen. Wunderbar.

Das war eine merkwürdige Situation. Wecken wollte ich ihn nur ungern, aber es einfach so zu lassen...? Ich könnte ja auch einfach noch eine Runde schlafen. Was sprach denn dagegen?

Ich schloss die Augen und döste wieder ein. Jimins Körperwärne war so angenehm... "Nana! Hey, Nana!" Ich blinzelte müde durch das Zimmer. Neben mir lag Jimin, nicht mehr fest an mich gepresst. Er grinste: "Na, gut geschlafen, Kleine? Ach was... ich kenn die Antwort ja schon. Neben mir pennt man immer gut."

Ich schüttelte den Kopf. Zuviel Selbstbewusstsein am morgen. Lachend stand Jimin auf und streckte sich. Ich krallte mir augenblicklich die ganze Decke und wickelte mich ein. Lachend fiel ich vom Bett zu Boden. "Was wird das?" Fragte Jimin belustigt.

Ich lachte: "Ein Nana-Rollo" Er lachte los: "Pfahaha... alles klar. Da braucht wohl jemand eine kalte Dusche, um wieder zu Verstand zu kommen." Ich brummte: "Wehe!"

"Wie willst du mich davon abhalten?" Fragte Jimin während er mich mitsamt der Decke hoch hob und ins Badezimmer beförderte. Er legte mich auf den Boden und zog die wunderbar warme Decke weg. Monster!

Ich richtete mich auf und er versperrte augenblicklich die Tür mit seinem Körper. Fuck. Was jetzt? Ich griff nach einem Zahnputzbecher und füllte diesen mit kaltem Wasser. "Letzte Chance Jimin, geh raus! So kommen wir beide heil aus der Sache raus." Schlug ich vor und hielt den Becher drohend in seine Richtung.

Er lachte: "Als ob ich Angst vor Wasser habe!" Er schnellte auf mich zu und es entstand ein wildes Gerangel. Am Ende bekamen wir beide die Wasserladung ab.

Jimin griff nach dem Duschkopf und drehte diesen auf. Am Ende war ich klatschnass von oben bis unten. Er allerdings auch. Jimin flüchtete dann den Flur entlang in sein Zimmer. Ich rannte mit dem Wasserbecher in der Hand hinterher. Auf einmal kam jemand die Treppe hoch.

Bevor ich sehen konnte wer es war, rutschte ich auf den aalglatten Boden aus und krachte in die Person. Der Becher flog in die Höhe und durchflutete den Flur. Ich hatte Angst die Augen zu öffnen. Bitte ließ es nicht Jimins Vater sein! Ich würde vor Peinlichkeit sterben.

"Störe ich euch bei irgendwas?" Fragte eine vertraute Stimme. Ich öffnete überrascht die Augen. Jungkook? Auch er war nun nass. Jimin streckte seinen Kopf, aus dem Zimmer, in den Flur und lachte: "Nur eine kleine, morgendliche Wasserschlacht, zum wach werden. Ich hab total vergessen, dass du sie abholen wolltest. Sorry, Kookie."

Er half uns beiden auf die Beine und wir schauten uns im Flur um. Es sah aus als hätte ein Tsunami getobt. Die Bilder an der Wand hingen schief und überall war es nass. Wir hatten es vielleicht ein bisschen übertrieben, am Ende. Aber es hatte Spaß gemacht.

Jungkook warf einen Blick ins Bad und murmelte: "Überaus erwachsen, euer Verhalten. Wieso können sich Leute wie ihr nicht... UARRGHHH..." Jimin hatte den Strahl des Duschkopfes auf Jungkook gerichtet und streckte ihm frech die Zunge raus. Zugegeben, das Bild war göttlich.

Lachend hörte Jimin auf und klopfte Kookie auf die Schulter: "Jetzt sind wir fertig, hehe..." Jungkook erwiderte: "Ich würde mich ja rächen, aber ich sehe nichts dass bei dir noch nass gemacht werden könnte."

Als wir zwei Stunden später unten an der Tür standen und wir uns von Jimin verabschiedeten, war es 13:22 Uhr. Jungkook hatte Ersatzklamotten bei Jimin, welche er anzog und ich meinen Vorrat an Klamotten von Meena.

Vorhin war Jungkook mithilfe eines eigenen Schlüssels zu Jimins Haus reingekommen, für Notfälle. Scheinbar verstanden sich die beiden besonders gut. Jetzt ging es auf zu Jungkook und Yoongi nach Hause. Ich war gespannt.

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Kommentare und Feedback wären great.

Alles Liebe euch!

IdleTeenz

Obsessions [BTS FF] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt