Kapitel 1: Campen

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„Campen? CAMPEN? Das kann doch nicht euer Ernst sein.", schrie ich meine Eltern an.

Die glaubten doch nicht wirklich, dass ich mit ihnen Campen fuhr.

„Schatz, es ist dein letzter Urlaub den du mit uns zusammen verbringen kannst bzw. musst. Wir wissen, dass du andere Pläne hattest und du dir eine Reise nach New York gewünscht hast, aber wir wollten in Deutschland bleiben und zu unserem Wohnwagen fahren. Das letzte Mal zusammen als Familie", sagte meine Mutter.

Das Erste was mir in den Kopf kam war, dass sie spinnte. Irgendwas lief bei meinen Eltern doch nicht richtig. Ich meine es wäre ja irgendwie verständlich gewesen, wenn wir kein Geld hätten, aber daran mangelt es bei uns nicht.

Mein Vater ist ein angesehener Arzt und meine Mutter ist eine gefragte Architektin. Beide verdienen dementsprechend auch eine Menge Geld.

„Aber ich will nicht zum Campingplatz. Erstens ist da kaum was los, zweitens habe ich da so gut wie keinen Empfang und drittens ist da nichts. Versteht ihr? GAR NICHTS! Bäume, Berge und Wiesen. Was soll ich da denn die ganze Zeit machen? Mich zu Tode langweilen und meinen 18. Geburtstag nicht mehr erleben?", rief ich sauer aus.

Mein Gott, es konnte doch nicht sein, dass ich mit meinen Eltern nach DA musste. Alle meine Freunde flogen in den Urlaub, ob nach Spanien oder nach Amerika. Nur ich hatte die Arschkarte gezogen und würde Campen fahren. Echt toll.

„Hör mal zu, Maus. Wir wissen natürlich, dass es nicht das ist was du dir wünschst, aber lass es doch erstmal auf dich zukommen. Außerdem ist es doch auch einmal ganz schön ohne Handyempfang und ohne Internet zu sein. Niemand der dich nerven kann mit sinnlosen WhatsApp Nachrichten oder Facebook Likes, Fotos und sonst was", sagte mein Vater und setzte ein Lächeln auf.

Ich wusste nicht mehr was ich sagen sollte. Es gab doch kaum etwas schlimmeres als kein Empfang zu haben. Nicht mit meinen Freunden schreiben zu können, noch mit ihnen telefonieren zu können. Ich wusste von früher noch, dass mein Vater immer zum Telefonieren außerhalb des Wohnwagens gehen musste und dann an einem kleinen Berg herauf klettern musste um zu telefonieren, aber ich konnte doch nicht jedes Mal, wenn ich eine Nachricht checken wollte erstmal eine Weltreise machen.

Ganz ehrlich, wieso musste ausgerechnet ich so einen Urlaub antreten? Ich war immer lieb und nett, habe nie Widerworte gegeben und hatte auch in der Schule super Noten. Natürlich stimmte davon fast überhaupt nichts. Weder war ich lieb noch nett. Außer zu alten Leuten. Ein bisschen benehmen hatte ich dann doch noch. Aber wer mir doof kam und mich anmachen musste, musste halt auch mit den Konsequenzen leben. Gefallen ließ ich mir nämlich gar nichts. In der Schule lief es ganz okay. Mein Abitur hatte ich vor kurzem mit dem Durchschnitt von 2,1 gemacht. Hätte besser sein können, aber die Faulheit hatte gesiegt.

Zurück zu der Diskussion mit meinen Eltern, die von dem ganzen immer noch Feuer und Flamme waren.

„Ich will nicht nach da. Ihr könnt mich außerdem nicht zwingen mit euch nach da zu fahren. Ich bin fast 18 Jahre alt und kann selbst bestimmen, ob ich mit euch nach da fahre oder nicht. Ihr könnt euch zu zweit ja da einen traumhaften Urlaub machen, aber ohne mich. Bitte Papa, lasst mich einfach hier alleine!", flehte ich schon fast meinen Vater an und zog die Lippe nach vorne um einen Schmollmund zu machen, was bis jetzt bei meinem Vater immer geklappt hatte. Doch dieses Mal anscheinend nicht, da mein Vater den Kopf schüttelte.

„Nein Theresa, du kommst mit. Ende der Diskussion. Wir können gerne vereinbaren, dass du einen Tag nach deinem 18. Geburtstag abreisen kannst. Heißt, du wirst auf jeden Fall 3 Wochen mit uns in den Urlaub fahren. Danach kannst du machen was du willst."

Okay, okay. 3 Wochen hörten sich besser an als die ganzen Sommerferien oder auch 6 Wochen oder 42 Tage. Zwar war es immer noch nicht das was ich wollte, aber vielleicht konnte ich den Zeitraum noch ein bisschen verkürzen, indem ich meine Eltern so sehr nerven würde, dass sie mich schon früher nach Hause schicken würden. Mal abwarten. Ich würde mir schon etwas einfallen lassen, wie sonst auch immer.

„3 Wochen und keinen Tag länger. Und danach kann ich wirklich machen was ich will?", fragte ich meine Eltern und versuchte das fiese Grinsen, welches langsam in meinem Gesicht auftauchen wollte, zu unterdrücken.

„Ja, Schatz. Ausgenommen illegale Sachen. Du bist dann volljährig und wir können dir dann eh nichts mehr vorschreiben.", sprach Mama und wir wussten beide das sie recht hatte.

Nachdem ich Mama und Papa in die Augen geguckt hatte und mir alles noch mal gründlich überlegt hatte stimmte ich ihnen zu.

3 Wochen Camping ohne richtigen Empfang, ohne richtige Hygiene und vor allem ohne meine Freunde sollten am nächsten Tag beginnen.

Cheek KissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt