Kapitel 4: Rasenmähen

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Samstag 09.07.2016, noch 21 Tage

"Aufstehennnnn, Tessaaaa!", schrie meine Mutter durch den Wohnwagen, wobei sie beide Wörter extrem in die Länge zog.

Ich öffnete leicht meine Augen und guckte auf mein Handy. Was? 8.58 Uhr erst? An einem Samstag um diese Uhrzeit aufstehen und noch dazu in den Ferien? Die hatten se nicht mehr alle. Schnell schloss ich meine Augen wieder, suchte mir eine bequeme Position und versuchte wieder einzuschlafen. Nur leider hatte ich den Plan ohne meine Mutter gemacht, die angefangen hatte zu staubsaugen. Welcher normale Mensch staubsaugt samstags um kurz vor 9.00 Uhr und hatte auch noch eine so gute Laune?

Anscheinend nur meine Mutter.

Noch ziemlich müde stand ich langsam aus meinem Bett auf und versuchte mich erstmal zurecht zu finden, was gar nicht so einfach war, wenn man noch im Halbschlaf war und die Augen kaum auf hatte. Schnell zog ich mir frische Sachen aus dem Schrank, packte diese in meine Tasche, holte mein Duschzeug, ein Handtuch und meine Schminke und machte mich erstmal mit meinem BMX auf dem Weg zum Waschhaus, in welchem schon reges treiben herrschte. Ich suchte mir eine Duschkabine und duschte erstmal, leider hatte ich nicht daran gedacht, das man, nachdem man eine Duschmünze eingeworfen hatte, nur 5 Minuten warmes Wasser bekam. So dass ich noch gar nicht den ganzen Schaum aus den Haaren hatte. Meine Optionen waren nicht all zu viele, entweder ich wusch mir den Schaum mit kaltem Wasser aus oder ich hätte eine 2. Münze einwerfen müssen, da ich aber keine 2. Münze gefunden hatte blieb mir also nur Möglichkeit eins übrig.

Und es war scheiße kalt. Das aufquietschen nachdem mich der erste kalte Wasserstrahl getroffen hatte konnte ich noch gerade so unterdrücken, aber es kostete mich ziemlich viel Kraft um es nicht doch zu machen, wobei die Leute dann wohl gedacht hätten ich würde in der Dusche abgeschlachtet werden. Aber etwas Positives hatte es dann doch, ich war nach der Dusche hell wach - sehr positiv.

Nachdem ich mich schnell abgetrocknet hatte zog ich mir meine schwarze Unterwäsche, eine schwarze Trainingshose und ein weißes Top an, ging dann zum Waschbecken und putzte mir die Zähne, kämmte meine Haare ließ diese Lufttrocknen und schminkte meine Augen mit Wimperntusche. 'Reicht für hier', sprach ich leise zu mir selbst. Warf noch einmal einen Blick in den Spiegel und machte mich mit dem Fahrrad auf den Weg zurück zum Wohnwagen.

So doof wie ich nun einmal war hatte ich vergessen mir dicke Pullis mit zum Wohnwagen zu nehmen und hatte dementsprechend nur einige dünne dabei und da es hier morgens und abends ziemlich kalt wurde und durch den angrenzenden Fluss eine hohe Luftfeuchtigkeit nachts hinzu kam, war es nicht gerade warm hier.

An unserem Haus für 3 Wochen angekommen hatten meine Eltern schon das Frühstück auf der Terrasse gemacht.

"Morgen", war das einzige was ich sagte, da meine Eltern wussten, dass ich keine gute Laune am Morgen hatte ließen sie mich in Ruhe frühstücken und gaben nur ein "Guten Morgen, Schatz! Wir hoffen, dass du gut geschlafen hast" von sich. Eine Antwort darauf konnten sie sich wohl denken und beließen es dabei.

Als wir fertig mit dem Frühstück waren wurden die Aufgaben für den Tag besprochen.

"Wohnwagen von Außen putzen, Rasen mähen, Badezimmer + Küche neues Wasser in die Kanister füllen, Grundreinigung des Wohnwagens + der Holzhütte und Fenster putzen", sagten meine Eltern, obwohl ich es nicht für nötig empfand alle Aufgaben zu machen, ich meine sauber war es im Wohnwagen doch, da brauchte man nicht noch mal alles sauber zu machen, da meine Mutter anscheinend wusste was ich dachte redete sie auf mich ein.

"Tessa, auch wenn es sauber aussieht heißt es noch lange nicht, dass auch alles sauber ist. Nach 6 Monaten hat sich einiges an Staub im Wohnwagen angesammelt und dieser muss weg gemacht werden."

Klar Mama, ich kenn dein 'Ein bisschen Staub weg machen', jeder Quadratzentimeter des Wohnwagens muss erst mit einem Staubtuch abgewaschen werden und danach noch mal mit einem feuchten Lappen nachgewischt werden.

Wäre ja zu schön, wenn ich nur mit einem Staubtuch überall drüber gehen könnte und die Sache wäre erledigt, aber sagen tat ich es ihr nicht, weil es eh nichts gebracht hätte.

"Okay Mama, ich putze dann die Fenster", blieb mir ja nichts anderes übrig, dachte ich mir und auf den Rest der Aufgaben hatte ich keine Lust, war alles ein bisschen zu viel Arbeit für mich.

"Nein Maus, du bist heute mal für den Rasen verantwortlich. Da du eh nichts zutun hast und dir langweilig ist, ist das eine Aufgabe für dich. Du weißt, sowohl unseren Rasen, als auch den Rasen unserer beiden Nachbarn!", sagte Papa ziemlich erfreut.

Klar, ich hätte mich auch gefreut, wenn jemand anderes den scheiß Rasen gemäht hätte, aber nun durfte ich das machen? Von wegen! Da können sie sich wem anderes suchen. Ich mach doch keine 3 Rasenflächen, nur weil unsere Nachbarn zu faul sind sich hier einmal blicken zu lassen.

"Bestimmt nicht, PAPA! Das kann jemand anderes machen, aber ich werde bestimmt nicht den Rasen mähen. Hast du dir mal angeguckt wie viel das ist? Da bin ich in 5 Stunden noch nicht fertig."

Langsam wurde ich echt sauer, es war eine Sache mit meinen Eltern in Urlaub zu fahren, aber es war eine andere Sachen für alle die 'Rasenmäherfrau' zu spielen. Sollen die ihren scheiß doch selber machen.

"Tessa, wenn du weiterhin mit mir diskutieren willst - bitte. Aber dann wirst du morgen früh immer noch nicht fertig sein. Und außerdem, so viel ist das nun auch wieder nicht. Sobald du einmal angefangen hast bist du ganz schnell fertig. Nun stell dich nicht so an und beweg deinen Hintern zum Schuppen und hole den Rasenmäher!", danach drehte er sich um und ging in den Wohnwagen rein. Typisch, immer ich. Wie ich es hasste, wenn mein Vater die Diskussion einfach so beendete und dann ging, ohne das ich ihm noch etwas darauf antworten konnte.

Mit richtig, richtig schlechter Laune setzte ich meinen Weg zum Schuppen fort, nachdem ich mich durch den ganzen Kram hindurch gezwängt hatte und endlich den Rasenmäher hatte begann das Schauspiel. Für die anderen - für mich ABSOLUT! nicht. Erstens war das Gras noch ziemlich feucht, zweitens war es extrem hoch und drittens kam noch das es so viel war. Nachdem ich begonnen hatte und die ersten 2 langen Bahnen - von einem Nachbarn bis zum anderen Nachbarn - gefahren hatte, konnte ich das erste Mal den Behälter mit dem Gras auskippen gehen. Hieß, 10 Wohnwagen weiter laufen, Gras auskippen, 10 Wohnwagen zurück laufen. Nachdem ich 15 mal den Weg gelaufen hatte und ich endlich fertig war, waren knappe 6 Stunden vergangen - und ich war fertig. Fertig mit der Welt, fertig mit dem Mähen und fertig mit allem.

Mir kam der Schweiß aus allen Poren heraus und ich wollte nur noch Duschen gehen und mich danach auf der frisch gemähten Wiese auf einem Liegestuhl hinlegen und weiter an meinem Buch lesen. Da meine Arbeit nun getan war machte ich mich mal wieder auf den Weg ins Waschhaus.

Als ich da fertig war fuhr ich mit dem Fahrrad wieder zurück zu unserem Wohnwagen. Wie ich da sah waren meine Eltern auch soweit fertig mit dem anderen Kram und beschlossen Einkaufen zu fahren, wobei ich da überhaupt keine Lust zu hatte, also blieb ich alleine in dem Liegestuhl zurück.

Ruhe - nichts als Ruhe. Das einzige was man hörte war das fließende Wasser vom Fluss und die Vögel die in den Bäumen zwitscherten. So eine Stille hatte ich schon lange nicht mehr und ich genoss es! Ich setzte mir meine Sonnenbrille auf und begann weiter im Buch zu lesen bis ich SIE hörte.

Cheek KissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt