Die Abhängigkeit

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Berlin, im Oktober 2012

Zwei Tage nach der Release-Party hatte Benni sich bei Ronny im Bordell angemeldet, um ihm den Rest der Summe für seinen äußerst gelungenen Service persönlich zu überbringen.
Klar, hätte er es auch einfach überweisen können, aber irgendwie zog es ihn doch nochmal in dieses Gewerbe. Außerdem hatte er heute nichts weiter geplant und Eva ging ihm sowieso tierisch auf die Nüsse. Sie hatte wohl gerade ihre Tage, war die ganze Zeit nur am keifen und das schlimmer als jemals zuvor.

„Wo willst du denn jetzt hin?", fragte sie ihn, als sie ihn dabei erwischte, wie er sich leise im Flur anzog. Eigentlich hatte er gehofft, sie würde einfach weiter auf der Couch schlafen, bis er wieder kam.
„Ich habe was zu erledigen", seufzte er.
„Aber ich habe dir gesagt, dass es mir nicht gut geht, Benni. Kannst du nicht mal hier bleiben?", fragte sie ihn beleidigt und verschränkte die Arme.
Benni drehte sich zum Spiegel um und richtete in aller Ruhe seinen Hemdkragen, dann drehte er sich langsam wieder zu ihr um. „Wenn ich neben dir sitze, geht es dir auch nicht besser..."
„Super...", schnaubte sie.
„Boah Mädchen, du hast nur deine Tage, du stirbst schon nicht!"
„Ich würde dich mal gerne sehen, wenn du das Monat für Monat durchmachen müsstest", sagte sie mit bebender Stimme. „Wenn ich mal schwanger bin, wird das mit den Stimmungsschwankungen und so noch viel schlimmer! Dass du das schon mal weißt!"

Schwanger? Wie kam sie denn auf das schmale Brett, dass er vorhatte, sie zu schwängern? Hatte seine Großmutter ihr etwa auch Flöhe ins Ohr gesetzt?
„Wer sagt denn, dass das passieren wird?", fragte er und ging einen Schritt Richtung Haustür.
„Wir sind bald drei Jahre zusammen", sagte sie, als ob ihm das irgendetwas sagen sollte. „Da sollten wir irgendwie mal überlegen, wie das alles weitergehen soll."
„Zweieinhalb", seufzte er. „Und ich bin der Meinung, es ist gut so, wie es gerade ist. Weiter bin ich der Meinung, das ist kein Gespräch, mit dem du mir einfach mal so zwischendurch im Flur auf den Sack gehen solltest..."

„Unsere Zukunft geht dir also auf den Sack, ja?", fragte und stellte sich vor die Wohnungstür. Wie konnte die Situation denn jetzt so plötzlich eskalieren?
„Das Gespräch darüber geht mir jetzt gerade in diesem Moment auf den Sack, ja!", sagte er und griff nach der Türklinke.
„Vielleicht solltest du einfach nicht wiederkommen", meinte sie dann und sah ihn höchst provozierend an.
Er lachte nur und ließ wieder von der Klinke ab. „Ähm... wenn hier jemand gehen würde, dann wärst das wohl du. Ich lass mich wohl nicht von dir aus meiner Wohnung schmeißen."
„Ich denke wirklich, ich wäre mit einem anderen Mann besser dran."
„Wenn du meinst. Versuch doch mal, einen zu finden", sagte er gelassen. Sie wusste genauso wie er, dass sie es niemals schaffen würde, ihn zu verlassen. Sie war viel zu abhängig von ihm. Schon alleine aus finanziellen Gründen. Sie war noch immer mitten im Studium und arbeitete derzeit nicht mal nebenbei. Wer würde ihr sonst diesen ganzen Kram kaufen können, wenn nicht er? Auch wenn ihn das stören sollte, tat es das nicht. Auch, wenn sie ziemlich viel von ihm bekam, fiel das bei ihm kaum ins Gewicht und was sie so aus Dankbarkeit tat für ihn tat, war meistens mehr als angenehm.
„Das mach ich vielleicht auch!", sagte sie und schmiss eine Vase nach ihm, die direkt neben seinem Kopf in tausend Teile zersprang.
Benni zuckte zurück und stürmte im nächsten Moment wortlos aus der Wohnung, sonst wäre sicherlich etwas sehr, sehr unschönes passiert...



Mädchen, mach die roten Lichter aus!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt