Berlin, im Oktober 2012
Innerlich am Überkochen setzte sich Benni in seinen R8 und schlug wie von Sinnen auf das Lenkrad ein. Was dachte sich diese Schlampe eigentlich dabei, eine Vase nach ihm zu schmeißen?
Da schränkte er sich schon seit Jahren wegen ihr ein und dann warf sie einfach Dinge nach ihm!
Er nahm sich vor, sie endgültig abzusägen, wenn sie dafür nicht eine anständige Entschuldigung parat hätte, wenn er wieder nach Hause kam.
Das musste er sich nun wirklich nicht bieten lassen, fand er.
Wenn hier jemand herum schrie, oder mit Dingen warf, dann war das ja wohl er.
Er startete den Motor und raste mit quietschenden Reifen aus der Tiefgarage. Würden Lukas, Timi, Stefan oder sonst wer mitkriegen, was er sich alles von einer Frau gefallen ließ, würden sie wohl auf der Stelle einen Besen fressen und dabei lachend bei Feierabendverkehr über die Autobahn rennen. Nackt.
Warum hatte er das nun schon so lange mitgemacht? Diese ganze Beziehungsscheiße war nie etwas gewesen, was er wollte.
Er war weicher geworden. Viel zu weich. Und es gefiel ihm überhaupt nicht. So war er nicht. Er war nicht so ein verweichlichter Romantiker, wie Timi beispielsweise.Der Sack hatte doch letzte Woche tatsächlich für seine Freundin, an der er nun schon seit einem halben Jahr nahezu Tag und Nacht hing, einen Heißluftballonflug gebucht, nur um ihr dort oben neben Wolke Sieben sagen zu können, dass er sie lieben würde.
Benni schüttelte ungläubig den Kopf bei dieser Vorstellung. Was würde der Idiot denn bei einem Heiratsantrag machen? Disneyland drei Tage lang für Besucher sperren lassen?
Nein, so einer war Benni nun echt nicht. Weder machte er sich für eine Punse zum Affen, noch wurde er von einer zum Affen gemacht! Nicht mit ihm!Er raste wütend um die Ecke und legte auf dem Parkplatz des Bordells eine filmreife Vollbremsung hin, die den Kies an allen Seiten weg spritzen ließ. Ein Anzugträger, der gerade mit zufriedenem Blick aus dem Bordell schlenderte, konnte gerade noch so ausweichen.
Benni stieg aus und der Typ holte Luft, um ein paar Beschimpfungen loszuwerden, bremste sich jedoch noch, als er Bennis Blick sah. Der blitzte ihn nämlich so böse an, dass es ihm fast die Tränen in die Augen trieb.
Benni nickte dem Kerl zu und ging dann kopfschüttelnd durch die Tür. Was war bloß aus den Männern dieser Welt geworden? Selbst, wenn man sie fast totfuhr, wehrten sie sich nicht dagegen.„Ich muss zu Ronny", sagte er drin zu der Bardame Valerie und schlug mit der Faust auf den Tresen, sodass ein paar Gläser klirrten.
„Ich ruf ihn an", sagte sie und warf ihm einen missbilligenden Blick zu, der ihn tatsächlich kurz erschaudern ließ. Jetzt waren sogar die Weiber schon härter drauf, als so mancher Mann...Schon, als sie die Stimme von diesem Benni gehört hatte, der da gerade in den Laden gestürmt war, als würde dieser ihm gehören, war Irina heftig zusammengezuckt. Irgendetwas an diesem Typen gefiel ihr gar nicht, obwohl er rein optisch nicht mal das Allerschlimmste war, was hier Tag um Tag durch die Tür kam. Es war eher diese Art, wie er die Menschen ansah und wie er sich dabei bewegte. Schon von weitem sah man ihm einfach an, dass er sich für etwas besseres hielt, als alle anderen es für ihn waren.
Sie sah verstohlen zu ihm herüber und beobachtete ihn dabei, wie er ungeduldig an der Bar stand und immer wieder mit seiner flachen Hand aufs Holz schlug, als würde er es für das größte Unding halten, dass er jetzt mal kurz auf etwas warten musste.Benni seufzte und versuchte, sich mal ein wenig zusammenzureißen. Schließlich hatte man der Band hier wirklich einen großen Gefallen getan und das nahezu Unmögliche möglich gemacht. Und dann war es auch noch so unverschämt gut gewesen. Wenn er an das Jubelgeschrei der Fans dachte, wurde ihm zum ersten Mal an diesem Tage wirklich warm ums Herz.
Er setzte sich lässig auf den Barhocker und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Viel los war ja hier nicht gerade. Lediglich drei Mädchen saßen im Raum herum. Zwei von ihnen saßen zusammen auf einem Sofa und unterhielten sich leise, während sie immer wieder zu ihm rüber zwinkerten und eine saß alleine, ganz auf der anderen Seite des Raumes auf einem Fensterbrett.
Sie hatte damals auch herumgestanden, als er seine Nutten für die Show ausgesucht hatte. Er erinnerte sich noch an sie und fand sie eigentlich ganz hübsch. Sie schien noch ziemlich jung zu sein, höchstens zwanzig.
Wenn er hier was knallen wollen würde, dann würde seine Wahl wohl auf dieses Püppchen da fallen.
Sie blickte auf und sah ihn kurz an, dann sah sie für seinen Geschmack etwas zu schnell wieder weg. Sah er denn wirklich so schlimm aus, dass nicht einmal eine Prostituierte ihn bedienen wollte?
Dieser Sache wollte er jetzt mal auf den Grund gehen. Er hatte schließlich sowieso gerade nichts zu tun, als darauf zu warten, dass Ronny sich sein Geld bei ihm abholte.
Also stand er auf und ging zu ihr rüber.
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Mädchen, mach die roten Lichter aus!
General FictionBenjamin Kerber ist ein reicher, verwöhnter Luxusproll, dem andere Menschen augenscheinlich nicht besonders am Herzen liegen. Doch eines Tages tritt über ungewöhnliche Umstände die Prostituierte Irina in sein Leben und verändert plötzlich alles. Cov...