Berlin, im März 2012
Am nächsten Morgen war natürlich wieder alles gut zwischen den beiden und Benni wachte mit einem ordentlichen Muskelkater in den Oberschenkeln auf. Er dachte, sehr zufrieden mit sich selbst, an die drei Orgasmen zurück, die er ihr in der Nacht verschafft hatte und rieb sich dabei grinsend die von seiner Meisterleistung schmerzenden Beine.
Jetzt würde sie vermutlich schon etwas besänftigter sein und heute Abend keinen größeren Stress machen, wenn die Jungs kamen. Um aus dieser Vermutung eine Tatsache werden zu lassen, beschloss er, noch einen drauf zu legen und ihr ein Frühstück ans Bett zu servieren. Frauen standen schließlich auf so was, wie er mal gehört hatte.
Während er sich anzog, dachte er mal wieder daran, wie einfach sein Leben mit einer Haushälterin sein könnte. Statt sich anzuziehen und selbst zum Bäcker gehen zu müssen, könnte er sie einfach mit ein paar Scheinchen in der Hand losschicken und im Bett liegen bleiben.
Tatsächlich war Bennis Plan aufgegangen und Eva zeigte sich am Abend von ihrer besten Seite, was bedeutete, sie hielt sich die meiste Zeit im Schlafzimmer auf und man sah sie kaum.Irgendwann kam sie dann doch mal zum Vorschein und gab Benni von hinten einen Kuss auf den Kopf, als dieser gerade einen Schluck Vodka zu sich nahm. Er erschrak tierisch und verschluckte sich an seinem Getränk.
„Boah. Was soll das?", blaffte er nach hinten.
„Sorry, Schatz. Mir war einfach danach. Das was du heute Morgen gemacht hast war so süß, daran musste ich gerade nochmal denken", säuselte sie ihm ins Ohr.
Benni warf einen Blick zu seinen Kollegen. Timi grinste wie so oft in sein Handy hinein und Stefan goss sich mit neutraler Miene einen neuen Vodka ins Glas. Lediglich Lukas schien die Szene beobachtet zu haben und grinste Benni vielsagend an.„Du darfst ruhig auch mal Gefühle zeigen", sagte Lukas, als Eva wieder verschwunden war. „Das tut keinem weh."
Es war nicht zu übersehen, dass Benni die Situation gerade ziemlich unangenehm war. Lukas konnte jedoch gar nicht so recht verstehen, warum eigentlich.
„Ist halt nicht so mein Ding", knurrte er. „Sei leise."
Lukas lachte, zog die Beine auf der Couch an und drehte sich etwas weiter zu Benni.
„Na erzähl mal, was hast du denn süßes gemacht heute Morgen?"
„Sie gefickt", antwortete Benni und trank einen großen Schluck.
„Gar nicht. Das würde sie doch nicht als süß bezeichnen", sagte Lukas und stach Benni mit dem Zeigefinger in die Seite.
„Und wenn doch, hat er definitiv was falsch gemacht", rief Stefan vom Sessel gegenüber und brach in schallendes Gelächter aus. „Oder, Timi?"Timi reagierte nicht, denn er bekam gerade gar nichts mit, sondern tippte mit schwärmerischem Blick auf seinem Handy herum. Eigentlich hatte er vom ganzen Abend noch nicht viel mitbekommen, weil er in Gedanken durchgehend bei seiner Freundin in Bielefeld hing.
Erst, als Stefan zum vierten Mal seinen Namen rief, sah er verwirrt auf. „Mh?"
„Bennis Freundin hat sich für irgendwas Süßes bedankt und er behauptet, sie hätte damit Ficken gemeint. Das glauben wir aber nicht und wollen aus ihm herausbekommen, was er gemacht hat. Denn Ficken sollte doch nicht als süß bezeichnet werden können, denn sonst hätte er wohl was falsch gemacht", fasste er den Sachverhalt zusammen und kicherte.
„Ich glaube, als du's das erste Mal gesagt hast, war's bestimmt witziger", meinte Timi und sah Stefan skeptisch an.
„Würdest du zuhören, müsste man auch nichts wiederholen", sagte Stefan und warf Timi einen genervten Blick zu.
„Ich hab euch lachen gehört", sagte Timi im Versuch, sich zu verteidigen. Dann legte er sein Handy vor sich auf den Tisch. Jedoch positionierte er es dabei so, dass er das kleine Licht nicht verpassen konnte, das ihm eine neue Nachricht ankündigen würde. „Na dann erzähl halt mal, Benni."
„Mein Gott", sagte dieser. „Ich war beim Bäcker und hab ihr ein verficktes Frühstück ans Bett gebracht. Können wir jetzt endlich weiter machen?"„Okay, das ist süß. Ja, wir können weitermachen", sagte Timi und dachte wieder an seine Freundin, wo Benni gerade vom Bäcker sprach. Er hatte seine Sophie nämlich vor einer Bäckerei kennengelernt. Genau sieben Wochen, vier Tage und -er warf einen kurzen Blick auf die Uhr- zehn Stunden war es nun her, dass Heisenberg ihr vor einer Bäckerei in der Bielefelder Innenstadt ans Bein gepinkelt hatte. Wäre das nicht passiert, hätte Timi sich niemals getraut, sie anzusprechen. Aber auf seinen Hund war einfach immer Verlass und er hatte ihm gnädigerweise einen Grund geschenkt, um sie zu einem entschuldigenden Essen einladen zu können.
„Wie auch immer. Ist euch was eingefallen?", fragte Benni, um endlich mal das Thema auf die wichtigen Dinge des Lebens zu lenken.
„Nein. Sorry", sagte Lukas. Timi und Stefan schüttelten ebenfalls die Köpfe.
„Scheiße. Dann müssen wir wohl einfach nackt auf die Bühne, um das FSK 18 zu rechtfertigen. Das ganze andere eklige Zeug ist ja nichts Überraschendes mehr."
Erst, als Benni nochmal detailliert aufgezählt hatte, was schon so alles auf den Konzerten passiert war, bemerkte er seine Freundin, die im Türrahmen stand und ihn mehr als angewidert ansah.
„Boah. Ihr seid doch echt widerlich. Am Besten, ihr fickt einfach noch auf der Bühne eine Nutte, dann passt alles zusammen", sagte sie und rümpfte die Nase.
„Wer genau sollte die denn ficken?", fragte Benni und sah sie interessiert an.
„Das war ein Witz", rief Eva empört.
„Nein, nein. Du bist genial, Schatz! Das ist gar nicht so schlecht", sagte Benni und überlegte. „Leute, denkt ihr, es gibt unter den Fans Leute, die krank genug wären, um auf der Bühne eine Nutte zu ficken? Das wäre doch einfach überkrass!"
„Und wir... ziehen währenddessen einfach unsere Show ab?", fragte Lukas irritiert.
„Genau. Oder wir machen das irgendwie so als Pausenfüller und während der Show machen die Nutten irgendwas total Perverses im Hintergrund."
„Würde dem Altersrating auf jeden Fall gerecht werden", meinte Timi und war von der Idee gar nicht mal so abgetan. „Aber dann müssen das so richtig eklige Weiber sein. Erst nen schönen, vollen Becher Pisse saufen und dann ne richtig fette, hässliche Nutte bangen. Das würde denen gefallen."
Eva stemmte ihre Hände in beide Seiten und holte Luft um etwas zu sagen und Lukas sah ihr erwartungsvoll in die Augen. Sie atmete wieder aus und verließ kopfschüttelnd den Raum.
Lukas grinste und seufzte tief. „Ich wusste, der Asoziale in mir wird bei Plan B sehr glücklich."
„Und wo würden wir die herkriegen?", fragte Stefan und lehnte sich interessiert nach vorne.
„Och, ich kenn bestimmt jemanden, der jemanden kennt, der jemanden kennt...", sagte Benni und grinste zuversichtlich.
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Mädchen, mach die roten Lichter aus!
General FictionBenjamin Kerber ist ein reicher, verwöhnter Luxusproll, dem andere Menschen augenscheinlich nicht besonders am Herzen liegen. Doch eines Tages tritt über ungewöhnliche Umstände die Prostituierte Irina in sein Leben und verändert plötzlich alles. Cov...