Sina musste leicht lachen, als der Braunhaarige seine warmen Hände über ihre Augen legte.
"Wohin führst du mich?", wollte sie neugierig wissen.
"Das wirst du gleich sehen.", raunte er dicht neben ihrem Ohr.
Die junge Frau fröstelte bei der Mischung aus seiner tiefen Stimme und dem heißen Atem an ihrem Nacken. Vorsichtig tastete sie sich voran, bis sie seine warme Stimme vom Weitergehen abhielt.
"Warte kurz.", forderte er sie auf. "Setz dich hier hin."
Noch immer mit geschlossenen Augen tastete sie mit ihren Händen nach einem Untergrund, auf den sie sich setzen konnte. Schnell spürte sie unter ihren Fingerkuppen das kühle Holz, auf das sie sich letztendlich setzte. Auch wenn Sina nur das Dunkel der Handinnenflächen ihres Begleiters vor Augen hatte, wusste sie, dass sie nun auf einer Bank nahe der Warnemünder Dünen saß. Sie hörte und roch das Meer in all seinen Facetten, so wie sie es liebte.
Sie Frau mit den rotblonden Haaren fühlte, wie sich seine Hände von ihren Augen lösten und sich stattdessen kurze Zeit später ein weiches Tuch auf eben diese legte. Sie schmunzelte, denn der weiche Stoff roch nach seinem Parfüm. Herb, aber nicht aufdringlich.
Avriels Hände hingegen streiften nun ihre Füße, zogen die schwarzen Absatzschuhe von ihnen.
"Komm.", hörte sie ihn nun sagen und ergriff seine Hand, die er auf ihre gelegt hatte.
Der Basssänger führte sie weiter durch den Sand. Dann, nach einigen Schritten durch den kühlen, feinkörnigen Meeressand blieb er stehen und sie mit ihm.
"Wir sind da.", flüsterte er und Sina spürte, wie er sich wieder hinter sie stellte und das Tuch, das sie nun als Schal erkannte, von ihren Augen löste.
Kaum war dieses von ihren Augen gefallen, stockte ihr der Atem. Sina konnte nicht glauben, was sie nun vor sich sah. In nicht einmal zehn Metern Entfernung stand ein, mit einem weißen Tuch bedeckter, Tisch mit hunderten von Lichtern um ihn verstreut. Einige lodernde Fackeln bahnten sich einen Weg von dem Punkt, wo Sina und Avriel nun standen, hin zu den beiden Stühlen, die sich an dem kleinen Tisch gegenüberstanden.Lächelnd beobachtete er die Reaktion der jungen Frau auf das, was er für sie und sich selbst vorbereitet hatte. Avi Kaplan sah ihr fassungsloses Gesicht, erkannte die gerührte Überwältigung dahinter. Sanft ergriff er die linke Hand der wunderschönen Rothaarigen und führte sie zu einem der Stühle.
Nachdem sie sich auf den ihr angebotenen Stuhl setzte, nahm der Braunhaarige ihr gegenüber platz und schaute in ihre Richtung.
Sina schien wohl noch immer nicht ganz fassen zu können, was hier gerade vor sich ging, denn nur stockend brachte sie heraus: "I-Ich weiß nicht, w-was ich sagen soll..."
"Du brauchst nichts zu sagen.", lächelte er.
"A-Aber warum?"
"Heute ist ein besonderer Tag, Sina. ich bin froh, dass ich ihn mit dir verbringen kann."
Die junge Frau schmunzelte gerührt.
"Ich auch, aber was ist heute?", wollte sie wissen.
Avriel lachte leise auf.
"Das ist", begann er seine Antwort zu formulieren, während er aufstand und zu dem etwas größeren Nebentisch ging, "nicht so wichtig, wie deine Anwesenheit. Normalerweise feiere ich meinen Geburtstag mit meiner Familie und meinen Freunden, doch dieses Jahr ist es anders. Heute bist du hier."
Avi Kaplan nahm die zwei angerichteten Teller Spaghetti, stellte einen vor Sina und einen vor sich selbst ab und setzte sich wieder auf seinen Platz.Hatte sie gerade richtig gehört? Avriel hatte heute Geburtstag? Hitze stieg ihr in den Kopf. Hätte sie das doch gewusst...
"Avriel, ich... Ich wusste das nicht.", stammelte sie leise.
"Shhh... Das ist egal. Du bist hier, nur das zählt."
"D-Doch, für mich ist das wichtig. Ich hätte doch...", meinte Sina noch immer leise stammelnd.
"Ich bekomme seit dem Erfolg von Pentatonix jeden Tag soviel Zuspruch, so viele Schmeicheleien und Geschenke, dass ich schon nicht mehr weiß wohin damit. Sina, für mich ist es nicht wichtig, dass mir etwas geschenkt wird. Mit nichts kann man mir soviel Freude bereiten, wie du mit deiner Anwesenheit.", unterbrach sie der junge Braunhaarige und lächelte ihr sanft zu. "Aber bitte lass uns nicht mehr darüber reden."
Die schlanke Frau nickte zögerlich. Noch immer beschäftigte sie es, dass er ihr nichts davon gesagt hatte, aber warum sollte er auch? Sina hatte beschlossen, sich nicht mehr dazu zu äußern, wie er es sich gewünscht hatte, doch während des gesamten Essens geisterte ihr ein schlechtes Gewissen durch den Kopf, welches sie zu verbergen versuchte. Der Rothaarigen schien dies auch zu gelingen, denn ihr Gegenüber bemerkte es wohl nicht. Zumindest verlor er kein Wort darüber.
Sie wollte ihre Gedanken beiseite schieben und den gemeinsamen Abend genießen. Die vielen Kerzen auf und um den Tisch herum tauchten die Beiden noch immer in ein warmes, angenehm flackerndes Licht. Die Spaghetti mit der süß-herben Tomatensauce dazu hatten köstlich geschmeckt und noch immer fragte sie sich, wie Avriel all das hatte hierher schaffen können.Sanft umfasste er ihre zarten Finger und zog sie von dem Stuhl, auf dem sie gesessen hatte, zu sich hoch. Sina sah ihm dabei tief in seine grünen Augen. Sie schenkte ihm einen Blick von solcher Intensität, dass ihm ein warmer Schauer über den Rücken lief. Diese Augen, so funkelnd blau, hefteten sich an sein Gesicht. Avi glaubte, ein Flehen in ihnen erkennen zu können, doch er konnte sich das auch einfach nur einbilden.
Voller Zuneigung erwiderte er ihren Blick, sagte dabei aber kein Wort. Sein Herz raste unter dem Einfluss dieser anmutigen Frau. Er spürte die Sehnsucht in sich, die ihn immer näher zu ihrem Gesicht zog. Wieder sah er das Flehen in ihren Augen auflodern, zusammen mit glühendem Verlangen. Sina schien sich ebenso nach seinen Berührungen zu sehnen, wie er nach ihren.
Allmählich hob er seine Hand, die nun zärtlich durch ihre lockigen, fuchsroten Haare fuhr. Die andere umfasste noch immer ihre zarten Finger. Avriel sah mit an, wie Sina lächelnd ihre Augen schloss und sich gänzlich seinen Berührungen hingab.
Leicht schmunzelnd darüber, dass die junge Frau seine Annäherungen sichtlich genoss, legte er seine Hand auf ihre weiche Wange, fuhr mit seinen Fingern über die kleinen Sommersprossen, die ihr Lächeln noch süßer und herzlicher wirken ließen und hob ihren Kopf am Kinn leicht an.
Stirn an Stirn standen sie nun da. Avi Kaplan hörte den tiefen, schweren Atem der wunderschönen Frau, sog ihren blumigen Duft in seine Nase ein und war einfach nur glücklich.
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Basstone
FanfictionEine kurze Auszeit von all dem Rummel sollte es werden. Avi brauchte einmal Zeit für sich. Ohne Fans, ohne Pentatonix, ohne YouTube. Sein Ziel war Deutschland. Hier, so hoffte er, würde er in Ruhe abschalten können, doch dort geschah etwas, das sein...