Kapitel 38

99 11 0
                                    

Zufrieden beobachtete die Rothaarige die Männer und Frauen, die dafür zuständig waren, Tische und Stühle in ihr Café zu tragen, Arbeitsplatten aufzubauen und Barhocker daran aufzustellen. Schließlich fehlte nur noch die angeforderte Kühlvitrine, die kurz darauf auch schon ihren Weg an die für sie vorgesehene Stelle fand. Alles in allem dauerte der gesamte Aufbau weniger, als zu Beginn angenommen. Nach knappen zwei Stunden stand alles dort, wo es hin sollte und dankend verabschiedeten sich Sina und Avriel von den Handwerkern.
Kaum war die Haustür hinter den letzten von ihnen ins Schloss gefallen, nahm der amerikanische Sänger ihren Kopf zwischen seine Hände und platzierte einen langen Kuss auf ihren Lippen.
Hingebungsvoll erwiderte Sina ihn, löste sich aber nach einiger Zeit von ihm und sagte: "Danke, dass du heute dabei warst. Ich glaube, wenn du nicht gewesen wärst, hätte ich jetzt nur am Telefon hängen müssen, um einen neuen Anlieferungstermin auszumachen."
"Nichts zu danken, Schatz. Du weißt, du kannst immer auf mich zählen, aber dafür dass ich diesen Griesgram aushalten musste, schuldest du mir was.", grinste ihr Gegenüber verschmitzt.
"Davon träumst du wohl.", lachte sie.
"Um ehrlich zu sein, ja.", neckte er sie weiter. "Wie gern hätte ich bei einer so schönen Frau wie dir einmal einen Gefallen frei."
Lachend schüttelte die Rothaarige ihren Kopf.
"Schleimer."
Auf solche Ideen kam auch nur Avriel...
"Sag mal, wo ist eigentlich Smokey?"
Der Basssänger zuckte mit den Schultern.
"Der hat sich sicher verkrochen.", vermutete er. "War bestimmt zu laut für ihn."
"Hm, kann sein. Naja... Ich stell ihm ein bisschen Futter hin und dann fahren wir los, okay?", versicherte sie sich noch einmal, dass Avriel wirklich nichts dagegen hatte, mit ihr in ein Möbelhaus zu fahren. Sie hätte aufkommende Bedenken durchaus verstehen können.
"Geht klar. ich warte hier auf dich.", antwortete er und gab ihr einen schnellen Kuss.

Erleichtert ließ sich die junge Frau auf den Fahrersitz des silbernen Renaults fallen. Irgendwie hatte sie sich das einfacher vorgestellt, ein passendes Bett zu finden...
"Hätte mir jemand vorher gesagt, dass es so lange dauern würde, einen Kleiderschrank, zwei Nachttische und vor allem das passende Bett zu finden... Es ist schon halb fünf!", murmelte sie eher zu sich selbst.
Lachend ließ sich Avriel auf dem Sitz neben ihr nieder.
"Du bist aber auch wählerisch..."
"Was?! Stimmt doch garnicht!", erwiderte sie gespielt entsetzt und boxte dem Braunhaarigen leicht in die Seite.
"Es sollte bloß aus Holz sein mit dem perfekten Farbton, weich und doch nicht zu weich die Matratze und modern, aber doch ein bisschen verspielt..."
"Wenn das nun eben meine Vorstellungen sind...", verteidigte sie sich.
Sina startete ihr Auto und fuhr vom Parkplatz des Möbelhauses.
"Letztendlich konntest du dich ja doch noch für eins entscheiden... Zum Glück."
Daraufhin sagte die junge Frau nichts mehr und auch den Rest der Fahrt schwiegen sie.

Wie er Sina dort sitzen sah, konzentriert und irgendwie alles um sich herum ausblendend, was nicht zum Geschehen auf den Straßen gehörte, kam ihm wieder das in den Sinn, was er hatte eigentlich heute ansprechen wollen.
Augenblicklich verdunkelte sich seine Miene. Er wollte nicht zurück, wollte lieber bei ihr bleiben, doch das konnte er Scott, Mitch, Kevin und vor allem Kirstie nicht antun. Er hatte ihnen versprochen, nach seiner Auszeit weiter an ihrer gemeinsamen Karriere zu arbeiten und dieses versprechen konnte er nicht brechen. Er würde sie sonst verlieren.
So verlierst du Sina..., schoss es ihm durch den Kopf.
Nein, dem würde er schon entgegenwirken, irgendwie. Es musste doch einen Weg geben, beides zu erhalten, auch über die große Entfernung hinweg.
"Avriel? Schatz, wir sind da.", riss ihn eine zarte Stimme aus seinen, nicht gerade rosigen, Gedanken.
Er brauchte einen Moment, um wieder ganz zu sich zu feinden.
"Hey... Was ist mit dir?"
Der Braunhaarige versuchte zu lächeln.
"Nichts. Ich war bloß in Gedanken. Alles in Ordnung.", versicherte er ihr.
Besorgt und misstrauisch zugleich musterten ihn die schönen, blaugrünen Augen der jungen Frau.
"Du weißt, du kannst mit mir immer über alles reden."
"Ich weiß.", hauchte er. "Komm, ich helfe dir, die sperrigen Kartons hochzutragen."
Die Rothaarige nickte nur stumm und machte platz, sodass Avi Kaplan aus dem Auto aussteigen konnte.
Hör auf, an sowas in ihrer Gegenwart zu denken!, ermahnte er sich noch selbst, bevor er schließlich zu ihr hinter ging.

Ächzend streckte Avriel sich. Das Aufbauen von Schrank, Nachttischen und Bett war doch nicht so einfach gewesen, wie es auf der Anleitung ausgesehen hatte.
"Wenn du je noch einmal sagen solltest, dass wir keine Anleitung zum Aufbauen eines Bettes brauchen, dann erinnere ich dich an heute!", grinste ihn die Rothaarige an.
"Ich hab sowas noch nie gemacht."
"Ach und da brauch der Herr Kaplan trotzdem keine Hilfe in Form einer Anleitung.", neckte sie ihn.
"Es sah recht einfach aus...", verteidigte er sich.
Sina seufzte.
"Hey..."
Avriel nahm ihre Hände in seine und zog sie zu sich heran.
"Das nächste Mal höre ich auf dich und wir benutzen gleich die Bauanleitung."
Das nächste Mal... zwei Wochen noch!
Der Braunhaarige schüttelte, möglichst unbemerkbar für die schöne Frau, seinen Kopf.
Er setzte ein Lächeln auf und fragte: "Wollen wir vielleicht nochmal kurz ans Meer?"
Ein Schmunzeln legte sich über die Lippen der schönen Rothaarigen und sie nickte. Sanft nahm er ihre schmale Hand in seine und ging mit ihr aus dem Haus die Straße entlang.
Kaum hatten sie die Dünen erreicht, sah der schlanke Mann, wie Sina glücklich die Augen schloss. Sie zog tief die frische Luft des Meeres in ihre Lunge ein. Avi Kaplan lächelte bei diesem Anblick. Sie liebte das Meer und wenn er ihr so eine Freude bereiten konnte, würde er diese Gelegenheit so oft wie möglich ergreifen. Um die Frau mit den rotblonden Haaren und den süßen Sommersprossen glücklich zu machen, würde er alles tun.
Sanft geleitete er sie zu einer Holzbank, auch wenn sie ihre Augen schon längst wieder geöffnet hatte und setzte sich gemeinsam mit ihr darauf. Schweigend zog sich jeder von ihnen Schuhe und Socken aus und stand auf.
Es war schon einige Zeit her, dass Avi Kaplan das letzte Mal unten am Meer war. Er erinnerte sich an das flackernde Kerzenlicht, den klaren Sternenhimmel und ihr wunderschönes, weinrotes Kleid, das sie an dem Abend vor genau einer Woche getragen hatte, und musste schmunzeln. Es war ein Abend gewesen, der nicht unerwarteter hätte enden können, und doch war er unglaublich schön gewesen...

BasstoneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt