-Logan's POV-
Seit Aaron mit Felix vom Balkon zurück gekehrt war, verhielt er sich wirklich mehr als nur eigenartig. Er war so blass wie ein Toter und schien ununterbrochen zu zittern. Hätte Vanessa sich nicht auf meinen Schoss geschmissen, als ich mich auf einen der Stühle niedergelassen hatte, wäre ich zu ihm rüber gegangen und hätte gefragt was los war. Das war ja schließlich meine Aufgabe, als sein Bruder. Zu meiner Überraschung, schien er aber nichts mit mir zu tun haben zu wollen; als ich ihm einen guten Morgen gewünscht hatte, hatte er mich nur verängstigt angesehen und sich dann ganz weit von mir weg gesetzt, meidete meinen Blick und stocherte ziemlich unbegeistert in dem Rührei rum, das Lilly uns allen zu bereitet hatte.
Sie war wirklich eine großartige Köchin! Adam war inzwischen auch wieder hier aufgetaucht und der Blick mit dem er Aaron musterte, gefiel mit ganz und gar nicht. Er sorgte gerne für Ärger, niemand verstand ganz warum aber wenn man ihn mal besser kannte, war er eigentlich ziemlich nett. Als mein Blick zu Felix schweife, der mit vor der Brust verschränkten Armen neben Aaron stand, zuckte ich leicht zusammen. Er sah mich mit einem so dermaßen vorwurfsvollen Blick an, den ich bei ihm schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. Wir hatten zwar schon viel miteinander durchgemacht, positives und negatives, aber über alles waren wir hinweg gekommen, weshalb ich nicht verstand warum er mich so wütend anstarrte.
Als mein Blick wieder zu Aaron glitt, der noch immer wie ein Häufchen Elend auf seinem Stuhl saß, ging mir allmählich ein Licht auf. Felix sah mich wegen ihm so an.Wahrscheinlich war Aaron von der Vorstellung verstört gewesen, was ich gestern Abend im Gästezimmer getan hatte. Ich hatte ihn ja quasi allein gelassen, wo ich doch auf ihn aufpassen sollte. Als mir nun auch aufging, wie das gestern ausgesehen haben muss, konnte ich mir ein schmunzeln nicht verdrücken. Aber es war ganz und gar nicht das gewesen wonach es ausgesehen hatte! Nachdem Vanessa die Tür hinter sich geschlossen hatte, hatte ich mich auf dem Bett zusammen gekauert und ihr mein Herz ausgeschüttet, über all das geredet was mich die letzten Wochen belastet hatte. Sie hatte mir schon immer zugehört, egal was war. Dafür liebte ich sie so unendlich, wobei ich mir in letzter Zeit, bei allem was Gefühle anging gar nicht mehr so sicher war. Das hatte ich natürlich mit keinem Wort erwähnt, das hätte das Ende unserer Beziehung bedeutet! Und das wiederum hätte ich nicht gewollt. Ich hatte gesehen, wie sehr es ihr schmerzte, all diese Worte aus meinem Mund zuhören. Zu sehen, dass es mir nicht so gut ging wie ich tat. Aber ich konnte nicht aufhören, ihr von all dem zu berichten was mich momentan so fertig machte. Ich hatte durchaus gemerkt, dass ich sie verletzt hatte und die Tatsache, dass sie es mir nicht mal verübelte, ließen meine Schuldgefühle nur schlimmer werden.
Als ich meinen Blick das nächste mal Aaron zuwand, sah er mich bereits an und wie schon zuvor festgestellt, war er alles andere als glücklich. Auf seinem Gesicht spiegelte sich Angst, Verwirrung und Verzweiflung wider. Allmählich machte ich mir echt Sorgen um ihn. Ich hatte gedacht es würde ihn glücklich machen, hier her mitzukommen aber es schien genau das Gegenteil der Fall zu sein.
Gerade, als ich Vanessa darum beten wollte mal kurz von meinem Schoss aufzustehen, damit ich rüber zu Aaron gehen konnte, beugte sich Felix zu ihm rüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr, was ich von meiner Position aus aber nicht verstehen konnte. Dabei hatte er ihn eine Hand auf den Oberschenkel gelegt, was Aaron aber offensichtlich nicht zu stören schien, wobei er sonst immer solche Hemmungen vor Berührungen gehabt hatte - besonders bei Fremden! Obwohl man Felix womöglich nicht mehr als Fremden bezeichnen konnte. Trotzdem konnte ich mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass Felix ihn so berührte, dass überhaupt jemand ihn so berührte. Ob das daran lag, dass ich meinen Geschwistern gegenüber einen gewissen Beschützerinstinkt hegte oder daran, dass ich mir meiner Gefühle für ihn nicht sicher war, sei mal dahin gestellt.
Aaron lauschte jedem seiner Worte gebannt. Sein Gesichtsausdruck hatte sie derweil von verängstigt und bedrückt, zu interessiert und regelrechter erfreut geändert. Ein paar mal nickte er kurz und das grinsen auf seinem Gesicht wurde immer breiter. Als Felix seinen Oberschenkel etwas drückte, gab er ein kleines, kaum hörbares kichern von sich. So langsam kochte Wut in mir auf. Was um alles in der Welt, lief zwischen den beiden?!
Aaron murmelte nun ein paar leise Worte, Felix als Antwort zu, worauf dieser ein kehliges Lachen von sich gab, das wahrscheinlich lauter war, als er gewollt hatte, denn nun wandte Lilly, die bis gerade in eine Unterhaltung mit Adam vertieft gewesen war, sich an die beiden und unterbrach sie.
Mir nur recht, dachte ich. Die Vertrautheit zwischen den beiden, ging mir unfassbar gegen den Strich."Was lacht ihr da hinten so, ihr Turteltauben?" fragte sie mit gespielter strenge und fuchtelte wild mit einem Holzlöffel rum. Bei dem Wort 'Turteltauben' errötete Aaron augenblicklich und schaute zur Seite. Was um alles in der Welt, hatte ich gestern Abend alles verpasst?
"Wir haben uns unterhalten, Lilly." Felix räusperte sich kurz und sprach dann weiter. "Wir hatten überlegt ob wir noch in die Stadt gehen, bevor wir nachher den Auftritt haben."
"Ihr zwei allein?" fragte ich etwas gereizter als es beabsichtigt war. Die Eifersucht in meiner Stimme war wahrscheinlich kaum zu überhören, auch die anderen schienen das bemerkt zu haben.
"Euch steht es natürlich frei zu tun und zu lassen was ihr wollt. Also falls ihr euch wieder aufs Zimmer verziehen wollt, könnt ihr das von mir aus gerne tun. Ich und Aaron werden uns jetzt auf jeden Fall erstmal anziehen und los gehen." mit diesen Worten stieß sich Felix von der Wand am und marschierte dicht gefolgt von Aaron in den Flur.
Nächstes Update: 16. Dezember 2016
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My new Brother [boyxboy]
Teen FictionIn dieser Geschichte geht es um den 14 jährigen Aaron. Er ist sehr schüchtern und zurückhaltend. Nach vielen Jahren in den er im einem Waisenheim lebt, wurde er adoptiert. In seinem neuen zuhause erlebt er viel aufregende Dinge, lernt nette Leute ke...