Als ich am nächsten Morgen aufwachte, dröhnte mein Schädel und nahezu jede Faser in meiner Körper schmerzte. Das muss ein Traum gewesen sein. Bitte mach, dass es ein Traum war, war das Erste was mir durch den Kopf ging, als ich an den gestrigen Tag zurück dachte.
Noch immer etwas benommen schwang ich meine Beine über die Bettkante. Alles sah aus wie immer. Man könnte meinen es sei nichts passiert. Aber es fühlte sich keineswegs so an, als wäre nichts passiert und es war auch gar nichts wie immer. Mit beiden Händen fuhr ich mir übers Gesicht. Das kann doch nicht wahr sein. Das alles kann doch gar nicht passiert sein. Mit wackeligen Schritten durchquerte ich den großen Raum und verließ eben diesen kurz darauf. Ich musste einfach jemanden finden, mit dem ich reden konnte, am besten wäre es wenn dieser jemand Logan war - nicht um über das zu reden was gestern passiert war, sondern über ihn selbst. Ich hatte doch die ganze Zeit über, mit ihm reden wollen, doch irgendwie war ich nicht dazu gekommen. Meinen Vorsatz ihm aus dem Weg zu gehen, verwarf ich abrupt. Das hatte ich in letzter Zeit eigentlich viel zu oft getan...
Als wir gestern nach Hause gefahren waren, war ich ohne ein Wort zu sagen auf mein Zimmer gegangen. Natürlich hatte man uns nicht zu Felix zurück gelassen, nach dem was passiert war. Der Auftritt wurde ebenfalls abgebrochen. Deshalb hatte ich selbstverständlich ein furchtbar schlechtes Gewissen aber ich beschloss mich nicht allzu lang mit diesem Gedanken aufzuhalten.Ich kam an den Arbeitszimmer meines Vaters vorbei. Die Tür war nur angelehnt und aus dem Inneren des Raumes drangen seine Stimme und die meines Bruders. Normalerweise war ich niemand der an Türen lauschte, doch im Anbetracht der Situation, gestattete ich es mir eine kleine Ausnahme zu machen.
"... Aber was sollen wir mit ihm machen?" das war offensichtlich Logans Stimme.
Die Antwort die mein Vater darauf gab, war kaum verständlich, so, als hätte er die Hände vors Gesicht geschlagen. Ich schnappte die Satzfetzen "Therapie" und "eigentlich viel zu spät" auf. Daraufhin war Logans Stimme wieder klar und deutlich zu hören.
"Ich hatte gehofft, dass es sich nicht bewahrheiten würde.. Warum hat er bloß nicht gesagt? Was hat er sich dabei gedacht?"
Es verwunderte mich ungemein, dass er sich nach den Geschehnissen, gestern hinter der Bühne so normal verhalten konnte. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und stieß die Tür auf. Sofort ruhten zwei überraschte aber auch tief traurige Blicke auf mir. Beide sahen aus, als hätten sie die ganze Nacht kein Auge zugetan, woraufhin sich bei mir sofort ein schlechtes Gewissen einstellte.
"Aaron, willst du vielleicht über das reden, was-" etwas rüpelhaft unterbrach ich meinen Vater, der sich zu erst zu Wort gemeldet hatte.
"Ich will mit Logan reden. Über.. Über diese eine Nacht." er schien sofort zu wissen, dass ich das meinte, wobei ich ihn vor einer Weile in der Küche erwischt hatte. Er hatte sich aufrecht hingesetzt, wirkte aber keines Wegs in Panik, dass ich vor unserem Vater etwas sagen könnte, das sein Geheimnis lüften würde.
Er hob die Hand um mir zu signalisieren, dass ich nicht weiter zu sprechen brauchte."Das ist nicht nötig. Dad und ich haben uns ausführlich darüber unterhalten. Du brauchst dir was dieses Belangen angeht, keine Gedanken mehr zu machen." er sprach diese Worte mit einer solchen Ruhe und Gelassenheit, als wären sie etwas vollkommen normales. Ja, sogar fast alltäglich. Das Gesicht unseres Vaters verzog sich bei seinen Worten jedoch qualvoll, als wäre es die reinste Folter ihnen zu lauschen. Er blickte Logan mit einem Ausdruck tiefster Enttäuschung an, welchen er jedoch sofort wieder kaschierte, als Logan sich wieder umdrehte.
"Aaron, du..." erneut unterbrach ich meinen Vater.
"Ich möchte nicht darüber reden. Bitte." es kostete mich größte Mühe, diese Worte so ruhig und beherrscht hervorzubringen.
"Nun gut. Aber ich möchte dich wissen lassen, dass du immer mit uns sprechen kannst. Über alles. Vielleicht kam das in der Vergangenheit nicht ganz zur Geltung." er machte eine kurze Pause bevor er weiter sprach. "Ich arbeite zwar viel, ich habe aber dennoch immer ein offenes Ohr für euch." aus dem Augenwinkel betrachtete er kurz Logan, welcher nun auf seine verkrampften Hände schaute. "Du brauchst natürlich über nichts sprechen, über das du nicht sprechen willst. Du wirst von uns zu nichts gedrängt... Noah.. Sagen wir mal so, die Beweislage war mehr als ausreichend. Er hat gestanden. Wir werden also eine ganze Weile nichts von ihm hören." die Überwindung, die es ihn kostete mir das mitzuteilen, war kaum zu übersehen. Da ich nicht vor hatte dieses Thema zu vertiefen, fragte ich auch nicht weiter.
"Gibt es sonst noch etwas?" erkundigte ich mich, und versuchte somit das Thema zu wechseln.
"Onkel André und Onkel Maik kommen in zwei Wochen Woche vorbei. Außerdem... Möchte sich dieser Miles mit dir unterhalten. Dieser dunkelhaariger Junge. Vielleicht erinnerst du dich noch. Noah ist sein Patenonkel. Er wohnte bei ihm während seine Mutter in der Reha war. Wegen den Vorfällen ist sie aber bereits auf dem Rückweg. Auf jeden Fall würde er dich gerne sprechen." dieses mal war es Logan der mir antwortete. Es war kaum zu übersehen, wie schwer es ihm fiel Blickkontakt mit mir zu halten. Ich würde es in nächster Zeit auf jeden Fall vermeiden, mit ihm allein zu sein.
"Äh.. Wie bitte?" angesichts seines letzten Satzes, konnte ich nicht anders als verwirrt drein zu Blicken. Wieso um alles in der Welt, wollte dieser Junge mich sprechen?
"Ich weiß nicht worum es geht. Jedenfalls wird er morgen gegen Mittag hier aufschlagen. Ich hoffe du hast nichts dagegen, andernfalls sorg ich dafür, dass er doch nicht kommt oder das Treffen verschoben wird." alles was er sagte wirkte irgendwie so.. Formell. Als wären wir Fremde.
"Nein. Nein ist schon in Ordnung. Ich werde mir anhören was er zu sagen hat. Ich bin dann wieder auf meinem Zimmer, wenn ihr mich sucht." mit diesen Worten verließ ich den kleinen Raum und begab mich wie gesagt, auf mein Zimmer. Dieses verließ ich für den Rest des Tages dann auch nicht mehr.
Nächstes Update: 19. Dezember 2016
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My new Brother [boyxboy]
أدب المراهقينIn dieser Geschichte geht es um den 14 jährigen Aaron. Er ist sehr schüchtern und zurückhaltend. Nach vielen Jahren in den er im einem Waisenheim lebt, wurde er adoptiert. In seinem neuen zuhause erlebt er viel aufregende Dinge, lernt nette Leute ke...