-Teil 17-

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-LOGANS SICHT-

Als ich am nächsten Tag aufwachte, war es bereits um Zwölf. Ich hatte nicht sonderlich gut geschlafen, in der Nacht war ich immer wieder aufgewacht.

Amanda und Linda saßen bereits im Wohnzimmer und unterhielten sich. Als sie mich sahen, verstummte ihre Unterhaltung. Beide sahen mich mitleidig an. Ich hasste diese Blicke. Sie wirkten so als wäre ich ein verletzter Welpe. So als wäre ich ein hilfloses Kind. Aber ich war schon lange kein Kind mehr.

"Logan wie geht es dir?" fragte Linda sorgvoll.

Ohne sie auch nur einer Antwort zu würdigen, drehte ich mich um und verließ das Wohnzimmer. Sie behandelten mich schon immer wie ein Kind. Aber das war ich nicht, ich wusste wie es ist wenn man auf sich selbst gestellt ist, immerhin war ich das ja die ersten sechs Jahre meines Lebens. Ich hasste es wenn sie mich behandelten wie jemanden den man keine fünf Minuten aus den Augen lassen konnte.

Ich machte mich auf den Weg zur Terrasse. Hier kam ich immer her wenn ich allein sein wollte. Aaron tat das auch. Er saß oft schon dort wenn ich mich zurückziehen wollte und meistens war ich auch froh über seine Gesellschaft.

Aber nun lag er im Krankenhaus und ich hatte noch immer nichts von ihm oder meinem Vater gehört. Und wenn Dad, Ian nicht sagen würde er solle mich beziehungsweise uns ins Krankenhaus fahren, würde ich hier nicht weg kommen.

Das war schon immer so. Und ich hatte es zu hassen gelernt. Ich fühlte mich wie ein Gefangener. Dad tat das um uns zu schützen, das war mir bewusst aber ich war verdammt nochmal sechzehn Jahre alt und somit kein Baby mehr! Ein bisschen Freiheit war doch nicht zu viel verlangt?

Nach den Geschehnissen von gestern Abend bezweifelte ich jedoch, dass uns Dad überhaupt noch etwas erlauben wird.

Mir wirbelten so viele Gedanken im Kopf herum. Wie sollte ich Aaron erklären, dass wir am Wochenende doch nichts mit Felix machen würden? Wie sollte ich Aaron überhaupt noch unter die Augen treten? War es meine Schuld, dass er zusammengebrochen war? Hätte ich ihn nicht zu sehr mit den Fragen bedrängen sollen? War er wütend auf mich? Ich würde es mir nicht verzeihen, wenn es denn so war.

Es vergingen gefühlte Stunden die ich hier noch saß, bis Amanda mir bescheid gab, dass wir nun ins Krankenhaus fahren würden. Als ich mich angezogen und Ian den Wagen vorgefahren hatte, fuhren wir los. Die ganze fahrt über sagte ich kein Wort. Linda versuchte immer wieder ein Gespräch zu beginnen, doch ich dachte nicht einmal daran zu antworten.
Wäre mein Vater nun hier, würde er mir höchstwahrscheinlich eine Standpauke halten. Von wegen ich hätte ja eine bessere Erziehung genossen und was mir denn einfallen würde nicht zu antworten. Und es stimmte ja auch, ich war durchaus besser erzogen. Doch im Moment konnte und wollte ich mich nicht unterhalten.

Als der Wagen vor dem Krankenhaus hielt stieg ich sofort aus und lief vor.

Aaron und Dad standen schon in der Eingangshalle des Krankenhauses und warteten auf uns. Ich wollte Aaron umarmen zögerte aber, ehe ich noch einmal drüber nachdenken könnte fiel er mir um den Hals.

"Du denkst viel zu viel nach großer Bruder." murmelte er so, dass nur ich es hörte. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper als er mich berührte und mein Herz pochte viel schneller.

"Wie geht es dir?" fragte ich nachdem er sich von mir gelöst hatte.

"Schon besser. Der Arzt meinte das war gestern wohl einfach zu viel Stress. Wir können auch jetzt schon gehen." sagte er grinsend so wie immer. Keine Spur davon zu sehen, dass er gestern zusammengebrochen war. Überspielte er es einfach oder ging es ihm wirklich besser? Oh man, er hatte recht ich dachte wirklich zu viel nach.

Ich nickte und lächelte erleichtert. Als ich dann merkte wie die anderen uns ansahen lief ich rot an wie eine Tomate. Ich benahm mich ja wie ein verliebtes Mädchen.

"Ähm also und nun?" stotterte ich und hoffte somit die anderen von meinem erdbeerrotem Gesicht abzulenken.

"Es ist fast um zwei. Ich würde sagen, dass ich ein Taxi rufe und mit Amanda zum Bogenschießen fahre und wir uns später zuhause treffen." sagte Linda eher an unseren Vater gewandt. Dass sie dabei seinen Arm berührte und er darauf ein warmes grinsen auf den Lippen hatte, entging mir keinsten falls. Dieses Verhalten bei den beiden war mir neu. Sie waren zwar immer gut befreundet gewesen aber dieses grinsen und wie er sie ansah, das sah für mich nicht nur nach Freundschaft aus! Aber ich wollte erstmal keine voreiligen Schlüsse ziehen.

"Können wir in die Stadt fahren?" warf Aaron plötzlich ganz aufgeregt ein.

Dad überlegte kurz, sagte dann aber zu. Wenig später waren Amanda und Linda auf dem Weg zum Bogenschießen und wir anderen auf dem Weg in die Stadt.

Nächstes Update: 3. September 2016

My new Brother [boyxboy] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt