-Teil 22-

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Es war vielleicht 9 Uhr, als ich von einem lauten poltern geweckt wurde. Ich war noch hundemüde, weshalb ich mich auf die andere Seite drehte und versuchte weiter zu schlafen. Kurz bevor ich das auch geschafft hatte, polterte es noch einmal, gefolgt von einem fluchen.
Ich setze mich im Bett auf und rieb mir die Augen. Schon wieder ein poltern und darauf folgendes fluchen. Die Geräusche kamen von nebenan. Also aus Logans Zimmer. Was machte der denn um diese Uhrzeit so einen Lärm? Ich beschloss, ihn zur Rede zu stellen.

Sein Zimmer glich einem Schlachtfeld. Überall waren zerknüllte oder zerrissene Notenblätter und Bücher verteilt. Er selbst, lag auf den Boden und rieb sich den Kopf. Murmelte einige Worte, die ich im Traum nicht mal verwenden würde.

"Was machst du denn für einen Lärm?" fragte ich verschlafen. Ich war viel zu müde um die Situation, voll und ganz zu erfassen.

"Du sprichst ja doch noch mit mir." er setzte sich hin und sah mich schuldbewusst an. "Tut mir leid. Ich bin.. Hingefallen. Geh ruhig wieder schlafen." murmelte er um meine Frage zu beantworten.

Anstatt seiner Anweisung zu folgen, schloss ich die Zimmertür hinter mir und setzte mich zu ihm auf den Boden.
Er sah wirklich furchtbar aus. Als hätte er die ganze Nacht nicht geschlafen.

Was war nur los mit ihm?

"Wa-was?" fragte er mich verwirrt. Oh Gott, hatte ich das gerade laut gesagt?

"Was.. Was war das in der Küche?" fragte ich ihn. Er sah mich das erste mal an seitdem, und nun wollte ich auch wissen was das sollte.

"Hast du doch gesehen. Verrate mich nicht. Bitte." murmelte er und sah wieder zu Boden.

"Warum hast du das gemacht?" fragte ich, wütend war ich nun gar nicht mehr. Wie hätte ich auch wütend auf ihn bleiben können? Er saß wie ein Häufchen Elend vor mir.

"Das würdest du nicht verstehen." murmelte er weiter, sah noch immer zum Boden."Es geht dich ehrlich gesagt auch nichts an." fügte er gereizt hinzu.

"Erkläre es mir doch." bat ich. Er seufzte. Antwortete aber nicht. Ich rutschte etwas näher zu ihm.

"Logan?" fragte ich noch einmal verzweifelt. Er stand auf und beantwortete mir meine Frage erneut nicht.

"Das kann ich dir nicht erklären. Du würdest es nicht verstehen. Ich.. Ich muss mich fertig machen." sagte er leise, sah mich nach wie vor nicht an. Ging dann in seinen Schrank. Ich lief ihm hinterher.

"Wofür fertig machen?" fragte ich nun. Ich wurde echt nicht schlau aus diesem Jungen.

"Hab ein Geschäftsessen mit Dad." murmelte er nur vor sich hin. Er wirkte nicht sonderlich glücklich, geschweige denn ganz bei der Sache.

Ein Geschäftsessen an einem Sonntag?

"Wir essen hier. Florian kocht." sagte er, als hätte er eine Gedanken gelesen. Jedoch sprach er mehr zu sich selbst, als zu mir. "Darf keinen schlechten Eindruck machen." murmelte er weiterhin. Sein Blick wirkte regelrecht leer, als er sich sein T-Shirt auszog um sich kurz darauf ein weißes Hemd anzuziehen. "Ich würde ihn so enttäuschen." murmelte er weiter, während er sich sein Hemd zuknöpfte. Er schien meine Anwesenheit, schon wieder komplett vergessen zu haben.

"W-was ist denn los?" fragte ich verunsichert. So kannte ich ihn doch überhaupt nicht.

"Oh.. Aaron. Was machst du denn hier?" fragte er mich benebelt.

"Wir haben doch gerade noch geredet." nun war ich verwirrt.

"Hm oh.. Tatsächlich?" nuschelte er in sich hinein und fing an sich eine Fliege zu binden. Wären da nicht diese Umstände, würde er wahrscheinlich verdammt heiß aussehen. Nein, würde er nicht. Er ist dein Bruder.

My new Brother [boyxboy] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt