-Teil 36-

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Später am Abend, nachdem wir zu Abend gegessen und Weihnachtslieder gesungen hatten, saßen wir gemeinsam im Wohnzimmer. Ich und Amanda saßen nebeneinander auf dem Boden vor unserem Weihnachtsbaum. Während ich die kleine Milla auf dem Arm hielt, die gerade erst wenige Monate alt war, spielte Amanda mit der fünfjährigen Amelie. Milla klammerte sich mit ihren kleinen Fäustchen in meinen Weihnachtspullover und sah mich aus ihren großen schwarzen Augen an, was mir ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Die zwei Mädchen waren ihrer Mutter Liah wie aus dem Gesicht geschnitten. Liah war eine kleine zierliche, zerbrechlich wirkende Frau aber so wie sie mich ansah, als ich ihre Tochter hielt, ließ deutlich werden, dass ich keine falsche Bewegung machen sollte und dass mit ihr nicht zu spaßen war, wenn man sie als Feindin hatte. Ihre schulterlangen Haaren waren schwarz, wie die ihrer Töchter. Milla hatte noch nicht besonders viele Haare auf ihrem kleinen Köpfchen, Amelie hingegen hatte zwei Zöpfe. Maik betrachtete seine Verlobte und seine Kinder, als wären sie das kostbarste was er je gesehen hatte. Was womöglich auch zutraf.

Dad, Linda, Maik und Liah saßen auf dem Sofa und unterhielten sich, ließen uns jedoch nicht aus dem Blick. Als würden sie nur darauf warten, dass wir irgendeinen Unsinn anstellten! Na gut, ich muss zugeben, bei Amelie war diese Sorge durchaus berechtigt, die kleine lief überall herum wo sie nicht herum laufen sollte und erkundete alles was sie nicht erkunden sollte. In der kurzen Zeit in der sie hier war, hatte sie schon drei Gläser und zwei Teller vom Tisch gefegt, darüber hinaus hätte sie sich fast an dem Kaffee ihres Vaters verbrannt, denn sie umgekippt hatte und hätten ich und Amanda nicht rechtzeitig die Küche betreten, hätte sie glatt ihre Hände in den eingeschalteten Ofen gesteckt, weil sie an die Plätzchen wollte! Sie schien schlichtweg nicht begreifen zu wollen, dass sie sich dabei einer Gefahr ausgesetzt hatte. Deshalb hatten wir beschlossen sie keine Sekunde mehr aus den Augen zu lassen. Maik und Liah beteuerten zwar, dass sie zuhause nie so war und, dass es bestimmt an dem neuen Umfeld und dem großen Haus lag aber ich war der Meinung, dass sie einfach eine kleine Entdeckernatur war.

Die Stimme meines Vaters holte mich zurück in die Realität. Er hatte sich erhoben und alle schauten ihn gleichermaßen überrascht an, sogar Amelie hatte damit aufgehört Amanda mit Keksen zu bewerfen.

"Bist du in Ordnung, Louis?" die erste die, die Stimme wieder fand war Liah. Sie beäugte ihn misstrauisch, wobei ich aber nicht wusste ob sie das tat weil er so plötzlich aufgestanden war und jetzt einen ziemlich unbehaglichen Eindruck machte oder weil sie jeden so ansah.

"Ich hab was zu verkünden. Wir haben was zu verkünden!" stieß er in einem Atemzug hervor und ergriff Lindas Hand, die ihn geschockt ansah. Scheinbar wusste sie ganz genau was er sagen wollte, war aber nicht so begeistert davon. Mein Vater sah aus wie ein Schuljunge, der vor seiner Klasse einen Biologievortrag über ein äußerst unangenehmes Thema halten musste, was es mir schwer machte, den Ernst der Situation zu erfassen.

"Lou, ich weiß nicht ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist..." setzte sie an.

"Doch! Es ist genau der richtige Zeitpunkt." erwiderte er, nun vollkommen in Euphorie. "Logan weiß es auch schon und ich will es ihnen auch nicht länger verschweigen." damit wandte er sich wieder an uns. "Was ich sagen wollte, Lin ist nicht länger hier beschäftigt."

"Was?" riefen Amanda und ich wie aus einem Mund. Diese Aussage schien Amanda mehr zu treffen als mich. Was ja auch verständlich war, die zwei waren unzertrennlich, seit Amanda denken konnte.

"Nein, halt. Das war nicht das was ich meinte. Also doch. Aber darum geht es eigentlich gar nicht." quaselte er drauf los. Seine Nervosität war ihm deutlich anzusehen. Er atmete einmal tief durch und fing dann von vorne an. "Sie wird nicht länger hier beschäftigt sein, weil nun ja, weil man keine romantische Beziehung zu seinen Angestellten unterhalten soll. Und, oh Mann, was ich zu sagen versuche ist, wir sind ein Paar. Sie wird bei uns einziehen. Uff, jetzt ist es raus. Was sagt ihr?"

Keiner sagte was. Alle starrten ihn perplex an.

"Amanda, Süße, du bist mir doch nicht etwa böse wegen-" er kniete sich zu seiner Tochter runter und musterte sie besorgt.

"Dad. Natürlich bin ich das nicht." sie wirkte gerade zu empört, dass er das in Betracht gezogen hatte.

"Aber ich will nicht, dass du denkst ich hätte sie ersetzt." sagte er mit gesenkten Stimme. Es war eindeutig, dass er von Amandas verstorbener Mutter sprach. Und ich hatte das Gefühl, dass die zwei das nicht oft taten.

"Mum ist seit elf Jahren tot, Dad. Du warst die ganze Zeit allein." sie lächelte ihm aufmunternd zu, dass sie traurig war, wäre unmöglich zu verstecken gewesen.

"Ich war nicht allein. Ich hatte dich und Logan und-" protestierte er.

"Du weißt was ich meine." unterbrach sie ihn. Die zwei schienen ihre Umgebung komplett ausgeblendet zu haben. In diesem Moment existierten wir anderen nicht.
"Du sollst nicht denken ich hätte sie vergessen. Ich werde sie immer lieben, dass weißt du doch?" erstaunt bemerkte ich, dass es Linda nicht zu stören schien, dass er so über eine andere - wenn auch tote - Frau sprach.

"Ich weiß das. Und ich weiß auch, dass du seit geraumer Zeit glücklicher bist. Zuerst dachte ich, es läge an Aaron aber das tut es nicht, oder? Zumindest nicht vollständig."

Zaghaft nickte er .

"Du weißt doch, dass ich kaum noch was über sie weiß. Nur was du erzählt hast. Ich bin glücklich wenn ihr es seit." als sie das über ihre Mutter sagte, wirkte sie sehr bedrückt und anstatt jemanden anzusehen, starrte sie ihre Hände an.

"Wir reden später noch mal, okay Süße?" er drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel und drückte sie einmal, dann drehte er sich zu mir.

"Aaron-" setzte er an aber ich unterbrach ihn. Nachdem ich Milla, die in meinen Armen angefangen hatte zu zappeln, beruhigt und an ihre Mutter zurückgegeben hatte, sagte ich: "Ich finde es toll, dass ihr euch gefunden habt. Darüber hinaus wäre es mir früher oder später eh aufgefallen. Was Diskretion bedeutet, müsst ihr beide noch lernen." grinste ich. Nun umarmte er auch mich und drehte sich zu guter letzt zu seinem Bruder und Liah.

"André schuldet mir fünfzig Mäuse! Sag, weiß er es schon?" rief dieser erfreut. Liah an seiner Seite verdrehte nur die Augen über die Aussage ihres fast-Ehemanns.

"Ja, ich habe es ihm gestern abend auf der Terrasse erzählt." erwiderte Dad irritiert.

"Dieser verdammte... Oh Verzeihung. Keine Flüche vor den Mädchen. Tut mir leid, Liebling." unterbrach er sich selbst, als er den Blick von Liah bemerkte. Wer bei den beiden die Hosen an hatte, war ja offensichtlich.

"Ihr habt darauf gewettet?" erwiderte Dad jetzt sichtlich empört über seinen Bruder.

"Ganz wie in alten Zeiten, Bruderherz." antwortete dieser grinsend. Ich konnte nur erahnen, was damit gemeint war. Aber um ehrlich zu sein wollte ich es auch nicht wissen.

Den restlichen Abend verbrachten wir damit, uns Geschichten von Maik über Dad in ihrer Kindheit anzuhören, Geschenke auszupacken, Plätzchen zu essen, während wir einen Weihnachtsfilm sahen und kurz vor dem zu Bett gehen, hat Amanda uns ein selbst geschriebenes Gedicht vorgetragen. Alles war perfekt und auch echt schön und überhaupt, aber ich kam nicht drumherum zu denken, dass mir Logan fehlte.

Nächstes Update: 26. Dezember 2016

Wir nähern uns einem Ende!
Falls ihr Vorschläge habt, was im zweiten Teil passieren kann, lasst was hören!

My new Brother [boyxboy] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt