Die nächste Tage verliefen folgendermaßen: Miles kam jeden Tag nach der Schule zu Besuch. Wir spielten Videospiele, waren Weihnachtsgeschenke kaufen (Weihnachten stand immerhin unmittelbar bevor!), sahen uns Filme mit Amanda an, ab und zu lieferten wir uns hitzige Schneeballschlachten mit Linda und Amanda im Garten, kochten mit Florian und unterhielten uns hin und wieder, über dies und das mit meinem Vater. Was Miles mir anvertraut hatte, hatte ich selbstverständlich für mich behalten. Ich wusste, dass Dad und Amanda ihn echt gerne hatten. Eigentlich mochten ihn alle. Alle außer Logan. Der war gar nicht gut auf Miles zu sprechen, was aber keiner außer mir zu bemerken schien. Er hatte ein paar mal versucht mit mir zu reden aber ich war ihm strikt aus dem Weg gegangen, was daran lag, dass er während diesen Versuchen einfach erschreckend unhöflich und teils sogar beleidigend war! Er fuhr mich an und maulte ich solle mich nicht so benehmen, wie ein Kind. Dabei war er doch derjenige, der eingeschnappt war ohne einen Grund dafür zu nennen.
Ich hatte viel nachgedacht, über den Kuss hinter der Bühne und allem, und war zu dem Schluss gekommen, dass ich keine Gefühle für ihn hatte, zumindest nicht solche. Zumindest wollte ich mir das einreden. Das würde eh kein gutes Ende nehmen.
Von Felix hatte ich erfahren, dass Vanessa sich von Logan wegen dieses Kusses getrennt hatte und, dass auch die Band sich bis auf weiteres aufgelöst hatte. Den Grund dafür verstand ich nicht ganz, es hatte auf jeden Fall etwas mit der Trennung zutun. Das würde auch Logans miesepetriges Verhalten der letzten Tage erklären.Heute war Freitag. Das bedeutete, dass heute die Weihnachtsferien begannen und, dass Onkel André und Onkel Maik heute zu Besuch kommen würden! Maik würde über die Feiertage bleiben, mit ihm auch seine Frau und seine zwei Töchter. André hingegen würde mit Logan aufs Land fahren, das beteuerte unser Vater zumindest. Er hatte sich ein Haufen relativ unglaubwürdige Ausreden dafür ausgedacht; von »Logan genießt die Zeit mit André so sehr und wir dachten wir tun ihm was gutes.« über »Die Zeit auf dem Land tut ihm bestimmt gut. Es hat keinen bestimmten Grund warum er Weihnachten nicht mit uns verbringt.« bis zu »Er hat über das Ende seiner Beziehung gesprochen. Er muss einfach ein bisschen seine Gefühle ordnen.« war alles dabei. (Bei letzterem hatte Dad einen komischen, fast krampfhaften Gesichtsausdruck aufgelegt, als würde ihm die Tatsache, dass er so von der Beziehung seines Sohnes erfahren hatte, überhaupt nicht gefallen. Was ja auch durchaus verständlich war.)
Ich war aber nicht dumm. Ich wusste, dass André die Ferien in London mit seiner Freundin und seinen Söhnen verbringen würde, das hatte ich gehört, als Dad mit ihm telefoniert hatte. Ich wusste auch, dass er nicht mit André mit fahren würde sondern, dass er einen Entzug machen würde. Und auch, dass er länger weg bleiben würde, als nur ein paar Wochen. Er hatte mir aber mehr als einmal klar gemacht, dass das alles nicht mein Problem sei. Deshalb hatte ich schließlich aufgehört, mir Gedanken darüber zu machen. Ehrlich gesagt verschwendete ich kaum noch einen Gedanken an ihn - wenn ich mit Miles zusammen war erst recht nicht.
Vielleicht war mein Verhalten ja nicht gerechtfertigt aber Logan hatte mir so viele Sorgen bereitet und Miles eben nicht. Mit ihm war alles so einfach.
Seit fast zwei Wochen, würden wir uns heute zum ersten Mal nicht sehen. Was irgendwie komisch war. In dieser kurzen Zeit waren seine täglichen Besuche zur Gewohnheit geworden. Aber es war natürlich mehr als selbstverständlich, dass er die Feiertage mit seiner Familie verbringen wollte.Als mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte, wäre ich fast von meinem Stuhl gefallen. Ich hatte noch nie einen Anruf erhalten, schon gar nicht wenn ich gerade am Frühstückstisch mit meiner Familie saß! Etwas ungeschickt fischte das Handy auf meiner Hosentasche, entschuldigte mich mit ein paar undeutlichen Worten und verließ denn Tisch. Dann nahm ich ab. Zu meinem verblüffen war es Miles, der mich anrief.
"Hey, kannst du gerade reden? Also, klar kannst du sprechen. Aber hast du Zeit? Oder ist es gerade ungünstig?" begrüßte er mich. Er bemühte sich leise zu sprechen, wahrscheinlich wollte er nicht, dass seine Familie das Gespräch mit bekam. Seine Stimme die sonst immer von Selbstbewusstsein nur so triefte, schien plötzlich ziemlich unsicher.
"Ja, klar. Was gibt's?" ich lehnte mich gegen eine Wand und wartete auf seine Antwort - welche wirklich auf sich warten ließ. Aus dem Hintergrund drangen gedämpfte Stimmen aus dem Telefon.
"Mileeees? Machst du mir Frühstück? Ich habe Hunger!" fragte eine kindliche, quängelnde Stimme. Ohne Zweifel sein kleiner Bruder.
"Ja, gleich. Warte in der Küche auf mich. Ich telefoniere jetzt, Ty.Ich bin gleich bei dir." murmelte er daraufhin seinem Bruder zu.
"Ist da Luna? Kommt sie bald nach Hause? Oh, ich hab Luna so lange nicht gesehen. Ich vermisse sie! Darf ich mal mit ihr reden? Oh und Mama will bestimmt auch mit ihr reden!" fragte der Kleine aufgeregt drauf los. "HALLO LUNA. ICH BIN ES. ICH BIN ES, TYRESE! DEIN KLEINER BRUDER!" schrie er nun, sodass es mehr als deutlich zu hören war. Die Freude in seiner Stimme war auch nicht zu überhören. Es tat mir fast schon leid, dass ich nicht seine Schwester war, was ihn bestimmt enttäuschen würde.
"Das ist nicht Luna. Sie kommt heute Abend an. Schrei nicht so. Du weckst Mam." wies er seinen Bruder im typischen ich-bin-dein-großer-Bruder-und-du-tust-was-ich-sage Ton zurecht. Daraufhin waren keine Proteste mehr zu hören und Miles meldete sich wieder zu Wort.
"'tschuldigung. Ich hätte ihm wohl erstmal Frühstück machen sollen." ich konnte es mir bildlich vorstellen, wie er sich verlegen am Hinterkopf kratzte und fast doppelt so verlegen grinste, so wie er es immer tat, wenn er sich wegen irgendwas schämte oder der Gleichen. "Also, warum ich anrufe, klingt wahrscheinlich verdammt absurd. Aber morgen und die Tage darauf kann ich nicht anrufen, weil meine Schwester dann da ist - wunder dich also nicht wenn du nichts von mir hörst. Also wollte ich dir ein schönes Weihnachtsfest wünschen, dir und deiner Familie. Wenn auch einen Tag verfrüht." es war kaum zu überhören, dass er diese Rede eingeübt hatte. Sofort stahl sich ein Grinsen auf Meine Lippen. Er rief an, nur um mir frohe Weihnachten zu wünschen.
"Danke. Ich wünsche euch auch frohe Weihnachten und grüße deine Familie doch bitte von mir." antwortete ich noch immer grinsend.
"Mach ich. Du, ich würde gerne noch weiter reden aber Ty wartet auf sein Frühstück. Sehen wir uns noch, in den Ferien?" erkundigte er sich hektischen.
"Das hoffe ich doch! Es gibt da so einen ganz tollen Rodelberg. Da müssen wir hin! Zu Silvester soll da glaub ich ein Feuerwerk stattfinden. Das müssen wir uns unbedingt ansehen." beschloss ich.
"Super! Ich freu mich drauf." damit legte er auf.
Ich steckte mein Handy zurück in die Hosentasche und schlenderte zurück zu den anderen an den Tisch. Noch immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Nächstes Update: 22. Dezember 2016
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My new Brother [boyxboy]
Novela JuvenilIn dieser Geschichte geht es um den 14 jährigen Aaron. Er ist sehr schüchtern und zurückhaltend. Nach vielen Jahren in den er im einem Waisenheim lebt, wurde er adoptiert. In seinem neuen zuhause erlebt er viel aufregende Dinge, lernt nette Leute ke...