-Teil 18-

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-AARON'S SICHT-

Nach meinem, zum Glück recht kurzem, Aufenthalt im Krankenhaus, waren wir nun, mit dem Auto, auf dem Weg in die Stadt. Ich freute mich sehr darauf. Ich war auch unglaublich erleichtert, dass ich endlich aus diesem Krankenhaus raus war. Ich hasste Krankenhäuser schon immer. Als ich noch klein war, war ich oft im Krankenhaus. Ich hatte oft diese Art von Zusammenbrüchen gehabt.
Die Ärzte haben jedoch nie eine Ursache gefunden.
Ich hoffte nur, dass sich die Geschehnisse von gestern Abend nicht noch einmal so wiederholen.

Gerade machte ich mir eigentlich ziemlich viele Sorgen, besonders wegen Noah. Ich konnte einfach nicht verstehen wie man ihn für schlecht halten konnte, er war doch immer da für mich! Und doch schien Logan das anders zu sehen. Wegen Logan machte ich mir auch Sorgen. Er war so furchtbar still, seit sie mich abgeholt hatten. Er lächelte auch gar nicht mehr so wie er es sonst tat, auf diese warme und freundliche Art und Weise. Wenn er mich jetzt anlächelte wirkte es so gequält und traurig. Es schien auch so als wäre jeglicher Glanz aus seinen Augen gewichen, jetzt waren sie voller Sorge. Außerdem sah er so aus als hätte er kaum geschlafen oder zumindest ziemlich schlecht. Er hatte auf gequollene Augen, als hätte er geweint. Er war auch blasser als sonst, als würde er sich gleich übergeben müssen. Ich wollte nicht, dass es ihm so erging. Ich wollte nicht, dass er sich die Schuld für gestern gab. Es war nicht seine Schuld. Ich war einfach viel zu sensibel, vielleicht sollte ich das ändern?

Ich vernahm ein leises, kaum hörbares Schluchzen aus Logans Richtung. Ich war mir nicht sicher ob die anderen es gehört hatten. Ich sah zu ihm rüber. Er sah nach unten auf seine Hände, die Tränen die ihm über die Wangen rollte entging mir jedoch nicht.
Es zerbrach mir das Herz ihn so zu sehen. Ich packte seine Hand und drückte sie leicht, ich konnte es nicht sehen wenn er weinte.
Als er zu mir aufsah, drückte ich ihm kurzerhand einen Kuss auf die Wange und legte meinen Kopf auf seine Schulter, um ihm zu signalisieren, dass ich nicht wütend wegen gestern war. Es war ja nicht seine Schuld gewesen. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass er sich die Schuld daran geben würde.
Er atmete erleichtert aus und verschränkte unsere Finger miteinander. Es war nur eine kleine Geste und doch kribbelte sofort wieder alles in mir. So wie eigentlich immer in seiner Nähe. Ich verstand nicht was er mit mir machte. Er war doch mein Bruder, das konnte doch nicht richtig sein! Aber eigentlich wollte ich mir darüber doch keine Gedanken machen. Ich wollte einfach dieses atemberaubende Gefühl fühlen, ohne, dass mir auch nur der kleinste Gedanke sagte es wäre nicht richtig.
Zuletzt hatte ich mich so gefühlt bei.. Noah. Bei ihm war es doch auch nicht falsch gewesen, also wieso sollte es das bei Logan sein?

Logan hat eine Freundin. Er liebt sie und nicht dich.

Rief ich mir ins Bewusstsein. Sofort war ich schockiert über diesen Gedanken. War das dieses ständige Gefühl? Liebte ich ihn? Liebte ich meinen Bruder? Und viel wichtiger, wollte ich, dass er das selbe für mich empfand?

Ja, natürlich tust und willst du das! Schrie mich mein Unterbewusstsein an.

Aber er ist mein Bruder!
Schrie ich innerlich zurück.
Nein, das konnte einfach nicht so sein. Ich meine, ich mochte ihn, ja, aber doch nicht so!

Adoptivbruder.

Aber was ist mit Noah?

Noah ist nicht mehr da.

Dieser innere Konflikt ging so weiter bis wir in der Innenstadt angekommen waren. Zu einem Ergebnis war ich jedoch nicht gekommen. Ich war schon fast komplett weggetreten, als Logan mich darauf aufmerksam machte, dass wir da waren.
Als Logan, Louis und ich ausgestiegen waren und Ian sich auf den Weg in seine Pause gemacht hatte, fingen wir mit dem Schaufensterbummel an. Wir hatten viel Spaß. Obwohl wir nichts kauften, wir hatten ja alles was man sich wünschen konnte. Logan wirkte immer noch sehr bedrückt aber wenigstens lächelte er jetzt ehrlich, das hoffte ich zumindest. Auch Louis wirkte als wäre er nicht ganz bei sich. Die Stimmung war auch irgendwie ziemlich angespannt, obwohl wir Spaß hatten. War das meine Schuld?

Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass Logan noch das Wochenende mit mir verbringen wollte. Immerhin würde ich ihm ja nur Ärger machen.
Wie als hätte er geahnt, dass ich daran dachte, sprach Logan das Thema an. Er sprach jedoch leise, so als würde er nicht wollen, dass ich ihn höre.
Er und Louis liefen etwas weiter hinter mir und sie schienen zu denken, dass ich sie nicht hörte.

"Ich denke, Aaron sollte am Wochenende mitkommen." sagte Logan bedrückt.

"Ich habe dir schon gesagt, dass ich das nicht verantworten kann." antwortete Louis ernst wie immer.

"Wir werden alle auf ihn achten. Es wäre gut für ihn raus zu kommen, besonders nach den letzten Ereignissen."

"Die sind ein Grund ihn nicht weg zu lassen, Logan."

"Wir haben das Treffen auf nächstes Wochenende verlegt. Dad, bitte. Er mag die Jungs und wir sind bei Felix zu hause. Lass es dir durch den Kopf gehen, bitte." flehte Logan.

Ich war verwirrt. Ich dachte Louis hätte schon längst erlaubt, dass ich mit darf? Aber dies schien ja nicht so. Warum hatte Logan mir das nicht gesagt? Warum war er nicht ehrlich zu mir, als ich gesagt habe wie sehr ich mich freue? Er wusste es doch!

Ich schaffte es nicht mehr lange das Gespräch der zwei zu verfolgen, da ich auf der anderen Straßenseite etwas sah, was mich mehr als nur schockierte.

Es war Noah. Ich hatte nicht gedacht, dass ich ihn jemals wieder sehe. War das wirklich er? Das konnte doch nicht er sein? Aber ich würde ihn immer wieder erkennen. Was machte er hier? Er sah genau zu mir. Warum sah er zu mir? Irrte ich mich oder lächelte er mich an?
Ich wusste nicht so recht, ob ich mich freuen sollte ihn zu sehen und ihm in die Arme springen sollte oder ob ich panisch werden und weg laufen sollte, wegen der Erinnerungen die neulich wieder hochgekommen waren.

Mir wirbelte tausende Gedanken im Kopf herum. Was machte er hier verdammt? War es ein Zufall, dass wir uns hier sahen? Oder wollte er mir begegnen? Und wenn ja, warum und wie hatte er mich gefunden? Hatte er mich die letzten Jahre vermisst? Hatte er sich gefragt was aus mir geworden war, als er ging? Warum hat er sich nie gemeldet?
Ich schrack zusammen, als Logan mich von hinten ansprach. Er legte eine Hand auf meine Schulter und fragte: "Wo schaust du hin? Da ist doch nichts?"

Er sah genau in die Richtung, in die ich gesehen hatte. Ich schaute kurz rauf zu ihn und dann wieder in die Richtung wo Noah stand. Aber dort stand er nicht mehr. Dort war tatsächlich niemand. War er wirklich dort gewesen oder hatte ich es mir nur eingebildet?

"Da.. Da war.. Ach nichts. Lass uns weiter." log ich. Ich wollte den zweien nicht noch mehr Sorgen bereiten, als so schon.

Der restliche Tag verlief recht schön. Wir haben Fritten, an einer Frittenbude gegessen, was mal ein angenehmer Unterschied zu dem Sterne-Essen, welches wir sonst gekocht bekamen war. Es war gut zu wissen, dass Louis trotz des Geldes bodenständig geblieben war und auch seinen Kinder, die gleichen Werte vermittelte.
Obwohl mich der Tag hätte ablenken sollen, gelang es mir nicht. Ich dachte die ganze Zeit an die Erinnerungen und sie spielten sich immer wieder vor meinem inneren Auge ab. Auch die Begegnung von vorhin konnte ich nicht vergessen. War er nun wirklich dort gewesen? Was hatte das zu bedeuten?

Abends lag ich allein in meinem Bett, zu meinem Glück schlief ich schnell ein. Jedoch so unglaublich unglücklich wie ich es lange nicht mehr war.

Ich hätte mit Logan reden sollen.

Nächstes Update: 1. Oktober 2016

My new Brother [boyxboy] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt