Kapitel 2 "Weißt du eigentlich wer vor dir steht?"

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Rückblick:
Ich sperrte mich in mein Zimmer ein und mir kullerten die ersten Tränen hinunter. Wie konnte er mir das antun! Er hatte den Islam komplett verlassen, denn eine Zwangsheirat ist verboten, doch wenn ich diesen Mann nicht heiraten würde, würde mein eigener Vater mich umbringen oder umbringen lassen zumindest.
Ich war aber nicht bereit zu sterben, dafür hatte ich nicht genug getan!
Apropos ich nahm mir meinen Gebetsteppich und fing erstmal an zu beten.

Nach dem Gebet öffnete ich mein Fenster und blickte einfach nur starr hinaus, bis jemand an meiner Tür klopfte. "Mira, baba ist weg! Mach bitte die Tür auf!" sagte Amir. Ich drehte mich um und öffnete die Tür. Amir kam rein und umarmte mich sofort. "Du wolltest doch nicht springen?" fragte er geschockt, als er das offene Fenster sah. Ich schüttelte einfach nur den Kopf, da ich nicht in Stimmung war etwas zu sagen. "Baba hat gesagt wir sollen ein Kleid für Freitag kaufen, die restlichen hat er schon." sagte mein Bruder und guckte mich vorsichtig an. Ich atmete tief aus und zwang mir ein Lächeln auf. Ich nickte erneut. Wir gingen in unsere Tiefgarage und stiegen in Amirs Auto ein. "Darf ich bitte fahren?" fragte ich hoffnungsvoll. "Immerhin habe ich auch schon meinen Führerschein und bin mit versichert" fügte ich noch hinzu, als ich sein Gesichtsausdruck sah. "Okay, aber nur das eine Mal!" sagte er und warf mir die Schlüssel zu.
Ich rannte förmlich zur Fahrerseite und stieg schnell ein. Ich steckte den Schlüssel ein und startete auch schon den Motor, währendessen schnallte ich mich an und Amir stieg ein.
Ich fuhr aus der Tiefgarage und fuhr in die nächst größere Stadt, was hieß, dass wir über die Autobahn fahren mussten.
Ich liebte es einfach Gas zu geben und mich frei zu fühlen. Natürlich war ich dennoch sehr wachsam und konzentriert im Straßenverkehr, da ich mein Führerschein erst 1 Jahr hatte.
Amur und ich redeten kaum während der Fahrt, da er immernoch etwas sauer war, dass er nicht fuhr.
Er liebte die Autobahn mindestens genau so wie ich. "Die Rückfahrt kannst du wieder fahren!" sagte ich mit aufmunternden Worten.
Er seufzte nur und blieb still. In der Stadt angekommen parkte ich das Auto in irgendeinem Parkhaus und wir stiegen auch schon aus. Wir gingen in die verschiedensten Geschäfte und nach einer Zeit fand ich ein schlichtes bordeaux farbenes Kleid. Ich probierte es an und es passte zum Glück. Es war bodenlang und hatte lange Ärmel, was mir sehr gut gefiel, nur von der betonten Taille war ich kein besinders großer Fan, aber dennoch nahm ich es, da ich kein besseres finden würde. Ich bezahlte das Kleid und wir verließen das Geschäft. Wir gingen zurück zum Parkhaus und Amir fuhr diesmal. Er wollte unbedingt noch etwas essen gehen, was uns später zum Verhängnis wurde. Wir standen also nichtsahnend an der Ampel, als uns plötzlich jemand hinten rein fuhr. Mein Bruder fing an sich aufzuregen und stieg aus dem Auto aus. Ich blieb einfach sitzen, da mein gesamter Tag nicht sonderlich schön war. Ich sah vom Seitenspiegel aus, dass auch der Fahrer des anderen Autos Ausstieg und er und mein Bruder anfingen zu reden. Man sah meinem Bruder deutlich an, dass er wütend war, vorallem, weil es seinen gegenüber garnicht interessierte. Ich entschloss mich auch dazu auszusteigen, um alles besser nachvollziehen zu können. "Uff Geh zur nächsten Werkstatt und schick mir die Rechnung, mein Vater bezahlt das dann!" sagte der Typ extrem arrogant.
"Idiot!" nuschelte ich kaum hörbar. "Wie bitte?" fragte der Typ, dessen Namen ich nicht kannte. "Ach nichts... obwohl.. Ich hab gesagt das du ein Idiot bist und dazu noch ein mies arroganter!" sagte ich dann mit einem gefakten Lächeln. "Weißt du eigentlich wer vor dir steht?" Stellte er eine Frage, auf die er eigentlich selbst antworten wollte. "Nein und es interessiert mich auch nicht! Klärt das einfach und dann will ich nur noch nach Hause! Nächstes Mal passt du gefälligst mehr auf! Nicht mal ich fahre so schlecht!" sagte ich dann und stieg einfach wieder ins Auto ein. Nach einer Zeit steig auch Amir ein und wir fuhren erstmal zurück in unsere Stadt. Der Unbekannte hatte ihm eine Telefonnummer und eine Anschrift gegeben, damit sie das mit dem Schaden klären konnten. "Wie eingebildet war der denn?" fragte ich ruhig. Mein Bruder zuckte nur mit den Schultern. In unserer Stadt angekommen brachte er mich erst nach Hause und anschließend das Auto in die Reparatur. Meine Mutter stand in der Küche und kochte etwas. Ich half ihr dabei und versuchte mein Leben völlig normal weiter zu leben und so zu tun, als würde ich mich heiraten müssen.
Es gelang mir sogar und eine ganze Woche verging ohne das ich daran denken musste.
Ich traf mich oft mit Melek und wir schauten und zusammen die Studiengänge an unserer Universität an.
Wir gingen aber auch sehr oft zusammen in die Moschee oder einfach nur spazieren. Ich erzählte ihr nichts von der Zwangsheirat, da ich den Gedanken längst verdrängt hatte, doch am besagten Freitag holte mich meine Familie wieder auf den Boden der Tatsache zurück.

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Aus Zwang wird Liebe~ Mira & YassinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt