Kapitel 3 "Alles wird gut!"

8.3K 193 16
                                    

Rückblick:
Ich traf mich oft mit Melek und wir schauten und zusammen die Studiengänge an unserer Universität an.
Wir gingen aber auch sehr oft zusammen in die Moschee oder einfach nur spazieren. Ich erzählte ihr nichts von der Zwangsheirat, da ich den Gedanken längst verdrängt hatte, doch am besagten Freitag holte mich meine Familie wieder auf den Boden der Tatsache zurück.

Der Tag begann für mich schon sehr früh, denn mein Vater hämmerte gegen die Tür und erinnerte mich daran, dass sie heute kommen würden. Ich ignorierte ihn einfach und ging unter die Dusche. Ich betete anschließend und zog mir frische Sachen an.
Als ich auch damit fertig war rief ich Melek an und schüttete ihr mein Herz aus. Ich hatte es erfolgreich geschafft die Gedanken daran zu verdrängen, doch nun kamen wir wieder die Tränen. Melek versuchte mich zu trösten, doch es brachte nichts! Wir redeten noch am Telefon, als es plötzlich an der Haustür klingelte. Ich hatte die Befürchtung, dass sie bereits da waren um nach meiner Hand zu bitten, doch ich lag zum Glück falsch! Es war Melek, die völlig außer Atem in mein Zimmer stürmte und mich fest umarmte! "Alles wird gut!" sagte sie und strich mir über den Rücken. Diese Aktion beweist erneut, was für eine gute Freundin sie war. Ich Kopftuch war vom rennen total vertuscht, was mich sehr zum Lachen brachte. Wir redeten noch etwas und dann sollte ich mich auch schon fertig machen. Ich zog also das Kleid an und bund mir ein einfaches, schwarzes Kopftuch um. Ich schminkte mich nicht, da ich einfach keine Lust hatte mich für so eine aufgezwunge Sache schön zu machen. "Du siehst wunderschön aus in diesem Kleid! Ich hoffe er hat es auch verdient!" sagte sie und küsste meine Wange. Sie war einfach zu süß. Es klingelte erneut an der Tür und ich bekam Panik.Ich schickte Melek, damit sie guckte, wer kam, aber es war nur meine große Schwester und ihr Mann. Meine Schwester kam in mein Zimmer und umarmte mich. "Du hast mir nie erzählt, dass du jemanden kennengelernt hast!" sagte sie skeptisch. "Das ist nur Babas Geschäft! Ich will das garnicht!" sagte ich und war den Tränen nah. Meine Schwester verstand sofort und nahm mich erneut in die Arme. "Alles wird gut!" sagte sie. Dieser Satz brachte mich nur noch mehr zum weinen, da er einfach nichts an der Situation ändern würde! Der Willen meines Vaters wird immer durch gesetzt!
Auch meine Mutter betrat mein Zimmer und als sie sah, dass ich am weinen war, nahm sie mich fest in den Arm und weinte einfach mit. "Bitte weine nicht! Mein Herz bricht dadurch!" sprach meine Mutter und ich hörte unwiderruflich auf zu weinen. Ihr Wort war mein Befehl! Ich wischte mir die Tränen weg und versuchte zu lächeln. "Ich packe das schon!" sagte ich und wir gingen alle in die Küche. Mein Schwager, mein Bruder und mein Vater waren währendessen im Wohnzimmer. Meine Schwester Fatima nahm mich plötzlich in den Arm und sagte dabei "Ich bete dafür, dass du auch glücklich wirst!" Ich nickte nur und wartete auf die Gäste. Als diese an der Tür leuteten, öffnete ich die Tür und bat sie herrein. Es waren eine Frau, ein Mann und ihr vermutlicher Sohn. Der Sohn sah ganz nett aus, den würde ich also heiraten? Er scannte mich von oben bis unten, was mich sehr nervös machte. "Ich bin Nabil, dein zukünftiger Schwager" sagte er. "Und wen muss ich dann heiraten?" fragte ich dann skeptisch. "Meinen großen Bruder Yassin! Er parkt noch das Auto, aber er sollte jeden Moment kommen." sagte er dann. Ich nickte und bat ihn ins Wohnzimmer zu den anderen. Ich brachte schonmal den Tee ins Wohnzimmer und setzte mich anschließend neben meinen Bruder, bis es erneut an der Tür klingelte! Ich wollte aufstehen, doch meine Mutter wollte selbst die Tür öffnen. Ich hatte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Ich spielte nur mit meinen Fingern und bemerkte garnicht, dass ER schon ins Zimmer kam. "Das kann doch nicht wahr sein!" nuschelte Amir, was mich dazu brachte hinauf zu schauen! Ich konnte meinen eigenen Augen nicht trauen. Yassin ist der eingebildete Idiot und den sollte ich auch noch heiraten!! Da wäre mit der Tod deutlich lieber, aber ich blieb einfach ruhig und ignorierte alles und jeden. "Mira? Dein Vater hat gesagt, dass wir zusammen raus gehen sollen!" sagte auf einmal Yassin. Ich blickte zu meinem Vater und er nickte nur. Dann blickte ich einmal in die Runde und schaute meinen Bruder flehend an, doch ihm waren die Hände gebunden! "Er ist nicht mein Mahram!" sagte ich und blickt hoffnungsvoll zu meiner Mutter und meiner zukünftigen Schwiegermutter, der man auch anmerken konnte, dass sie gegen die Ehe war. "Mira hat recht!" sagten beide fast zeitgleich. "Das ist uns egal! Ihr geht jetzt sofort in ein anderes Zimmer und lernt euch kennen!" sagte mein Vater und hatte die Unterstützung von Yassins Vater. Ich guckte beide mit einem monotonen Blick an und dann schaute ich einmal hoffnungslos in die Runde. Jedem waren die Hände gebunden! Ich stand widerwillig auf und verließ das Wohnzimmer. Ich ging einfach in die Küche und Yassin kam mir nach. "Ich hab ein paar fragen! Wie alt bist du? Hattest du schonmal einen Freund? Oder deinen ersten Kuss? Bist du Jungfrau? Hast du Kontakt zu Jungs?" kam es dann aus ihm. "18, Nein, Nein, Ja, Nein." antwortete ich so kurz wie möglich. "Also ich bin 25, hatte schon ein paar Freundinnen, meinen ersten Kuss auch schon vor Jahren und den Rest kannst du dir ja denken;)" sagte er und zwinkerte mir zu. "Ich hab nicht nach deiner Lebensgeschichte gefragt!" sagte ich ruhig.

Aus Zwang wird Liebe~ Mira & YassinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt