Kapitel 2

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Von nun an würde sich mein Leben komplett verändern. Ich hatte mein Zimmer zu Hause mit Cal geteilt, doch in der Akademie waren Mädchen und Jungs getrennt. Es war ungewohnt ohne ihn in einem leeren Zimmer aufzuwachen und ich vermisste es, dass er mich morgens weckte, denn leider war ich eine ziemliche Schlafmütze.

Als ich Cal davon erzählte, lachte er.

»Keine Sorge, ich lass mir was einfallen. Ich schleich mich einfach in euren Teil des Gebäudes. «

Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen und stellte mir vor, wie er im Schlafanzug versuchte in die Mädchen-quartiere zu gelangen.

»Und wie willst du an den Wächtern vorbei?"

Er sah mich feixend an.

»Du solltest es doch wissen, dass ich alles schaffe.«

Ich seufzte.

»Stell lieber mal den Wecker«, meinte mein Bruder grinsend bevor er aus der Tür ging.

»Ich fürchte den überhör ich und schlafe weiter!«, rief ich ihm hinterher. Er drehte sich noch einmal um und konterte zurück.

»Keine Sorge ich nehme einen nassen Wachlappen mit.«

Das brachte ein Lächeln auf sein Gesicht und mit ihm schloss sich die Tür. Ich stöhnte genervt.

»Warum muss es unbedingt Wasser sein.«

Trotzdem war ich glücklich, denn irgendwie schaffte er es sich jeden Tag an den Wächtern vorbei zu schleichen und mich dann zu wecken.

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So vergingen die Jahre in der Obhut der Akademie und als ich in der neunten Klasse war, kletterte ich abends aus meinem Zimmer.

Ich wusste ganz genau, dass es eine bescheuerte Idee war, aber das Leben in einer Hochsicherheitsschule war nicht gerade unterhaltsam. Ich wollte endlich mal wieder im Dunkeln einen Spaziergang unternehmen, die Sterne betrachten und endlich diesem langweiligen Alltag entrinnen. An Kreativität jedoch fehlte es mir nicht und wenig später hatte ich aus einem Bettlaken ein Seil gedreht und an den Bettpfosten festgebunden.

Mein gefährliches Unterfangen wurde, als ich auf halber Höhe die Mauer runterkletterte, zu einem Desaster. Der Grund dafür war, dass das Bettlaken riss und ich zwei Meter in die Tiefe fiel. Mit einem lauten Schrei fiel ich und rollte mich geschickt ab. Nur dank meiner Kampftraining überlebte diesen Sturz. Ich heulte allerdings leise auf und fluchte, weil ich hart auf dem Boden gelandet war. Im Anschluss fluchte ich lautstark, weil ich mich soeben verraten hatte.

Da Wächter um den gesamten Campus patrouillierten, war mein Schrei natürlich nicht unbemerkt geblieben und leider kam direkt einer der Wächter auf mich zu. Seine Taschenlampe und die Scheinwerfer am oberen Ende des Gebäudes beleuchteten den gesamten Hof.

Meinen nächtlichen Ausflug konnte ich vergessen, denn blöderweise entdeckte mich der Wächter, obwohl ich mich hinter einem Strauch geworfen hatte.

Mist!

Der würde mich bestimmt zum Direktor schleifen und zu allem Unglück entdeckte er beim Vorbeilaufen das halb zerfetzte Laken. Mit erstem und vorwurfsvollen Blick sah er mich an und vermutlich wollte er mich als Erstes auf die Krankenstation bringen und mich dann zum Direktor schleifen, wo ich mir dann einen ellenlangen Vortrag anhören konnte. Grimmig stand ich auf und ging mit gesenktem Blick zu ihm.

Doch mit einem Mal schien sein Interesse an einer zu liegen.

»Schrei nicht«, flüsterte er mir zu und sein Blick wanderte nach rechts, wo eine Reihe von Bäumen stand. Ich sah nichts in dieser Dunkelheit, aber als ausgebildeter Wächter entging ihm selbst bei dieser Dunkelheit keine einzige Bewegung.

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