Er umklammert den Griff seiner Reisetasche so fest, dass die Knöchel seiner Finger weiß hervortreten. Sein Schritt ist fest, wirkt selbstsicher und entschlossen – doch noch nie in seinem Leben war Andrew so zerrissen wie jetzt. Das kleine verkümmerte Herz, das in der letzten Woche so viel mehr gefühlt hat als in den gesamten letzten fünf Jahren seines Lebens zusammen, tobt und wütet in seiner Brust. Doch trotzdem weiß er genau, dass er das richtige macht. Sie zu verlassen ist die einzige Möglichkeit, die sich ihm überhaupt bietet. Es gibt keine Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft für sie. Obgleich ihre Körper wie füreinander bestimmt zu sein scheinen und jeder Gedanke an ihr Lächeln seinen Herzschlag beschleunigt, kann – nein – darf er nicht zulassen, dass sie mit ihrer kleinen Liaison noch mehr zerstören, als nur die Beziehung seines Dads zu ihr. Es würde sie zerstören und deswegen muss er gehen.
„Sir?"
Er zuckt überrascht zusammen und sieht auf. Der Fluggast vor ihm, der eine gefühlte Ewigkeit mit der Mitarbeiterin am Check-In diskutiert hatte, ist offensichtlich verschwunden und Andrew tritt schnell einen Schritt vor, um seinen Pass auf den Schalter zu legen.
„First Class?", fragt sie, während sie schon mit langen künstlichen Fingernägeln auf die Tastatur, die vor ihr liegt, eindrischt.
Er nickt geistesabwesend und tippt ungeduldig mit der Schuhspitze auf den glatten Fliesenboden der Abflughalle. Je schneller er diesen Bundesstaat verlässt, desto besser. Jede Sekunde die er noch auf kalifonischem Boden verbringt, lässt seine Entschlossenheit bröckeln und zerrt stärker an seinen Nerven, als jede noch so lange Nacht in irgendwelchen beliebigen Clubs von Atlantic City. Der Gedanke an die vielen bedeutungslosen Gesichter, die ihn dort erwarten und an seine kalte leere Wohnung lassen ihn gequält aufseufzen. Noch nie war etwas so richtig und hat sich gleichzeitig dermaßen falsch angefühlt wie eben diese Entscheidung, die er heute Nacht getroffen hat.
„Haben sie Gepäck?", reißt ihn die Dame hinter dem Schalter abermals aus seinen Gedanken. Ihr Lächeln wirkt jetzt angestrengt und sie sieht sichtlich genervt aus.
Andrew räuspert sich, nimmt sein Flugticket entgegen und schultert die Reisetasche: „Nur mein Auto und das habe ich schon an ihren Kollegen abgegeben. Passen sie gut darauf auf."
„Das werden wir, Sir. Haben Sie einen guten Flug."
Er lächelt die Flughafenmitarbeiterin entschuldigend an, dreht sich um und macht sich mit schnellen Schritten auf den Weg zu den Warteräumen.
Mit jedem dumpfen Pochen seiner Stiefel blutet sein Herz ein wenig mehr und sein Kopf scheint zu explodieren. Und doch ist es das Beste, was er jetzt noch für sie tun kann. Er hätte ihren reinen Geist nur noch weiter mit seinen dunklen Dämonen vergiftet und sie am Ende mehr verletzt, als er es ohnehin vielleicht schon tut. Er weiß, wie feige es ist, sich einfach aus dem Staub zu machen, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Doch er hätte es nicht ertragen den Ausdruck in ihrem Gesicht zu sehen, hätte er reinen Tisch gemacht und ihr gezeigt, wer er wirklich ist. Nein, sie wird niemals erfahren, welch tiefe Abgründe in ihm schlummern – dafür wird er sorgen.
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Vielen Dank an alle, die es bis zum bitteren Ende mit dabei geblieben sind. <3 Ihr motiviert mich jeden Tag weiterzuschreiben und so macht es gleich noch viel mehr Spaß.
Weiter geht es mit Andrew und Ella im zweiten Teil: Sugarlove - Verzweifelte Leidenschaft
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Sugarlove - Verborgene Leidenschaft
Romantik1. Teil der Geschichte von Ella und Andrew ***** Ella lebt mit ihrem Freund und Sugardaddy Roger in Beverly Hills. Nach einigen Turbulenzen scheint ihr Leben endlich wieder in geordneten Bahnen zu verlaufen - doch der Schein trügt. Als Rogers Sohn A...