„Mensch Andrew, gut siehst du aus!", dröhnt plötzlich Richards Stimme in die Nacht und er klopft ihm, weitaus sanfter, als er es sonst tut, auf die Schulter. Der Bann scheint gebrochen und im Haus springt die nächste Platte, jetzt mit melancholischen Bluesstücken, holprig an.
„Sie sind Rogers Sohn?", fragt Terence interessiert und Andrew, der inzwischen, einen Arm über der Lehne hängend, auf seinem Stuhl lümmelt, nickt knapp.
Auch Lou starrt ihn an, als wäre er von Toten auferstanden und murmelt unverständliche Worte vor sich hin. Jackson legt ihr, was im allgemeinen Trubel keinem außer mir auffällt, einen Arm um die Schulter und streicht ihr beruhigend eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Äh, ja genau. Das ist mein Sohn, Andrew. Andrew, das sind Terence und Spencer Shaw. Freunde von mir. Und das ist Richards Frau Nikki. Richard kennst du ja."
Andrew sieht Terence und Spencer mit ausdruckslosem, fast gelangweiltem Gesicht an und murmelt eine Begrüßung.
Nikki, die sich inzwischen scheinbar von ihrem ersten Andrew-Schock erholt hat, drückt bei der Erwähnung ihres Namens den Rücken durch und wirft sich kokett die braunen Locken über die Schulter.
„Hallo, Andrew.", haucht sie.
Sein Blick scheint sich zu verfinstern, während er sie abschätzig ansieht und dann mit gerunzelter Stirn und gespitzten Lippen abermals nickt.
Ihr Lächeln gefriert und verrutscht zu einer traurigen Grimasse. Sie tut mir leid und ich, so wie jeder andere an diesem Tisch, kann Andrew genau ansehen, was er von ihr hält.
Roger räuspert sich, während er mit wackeliger Stimme den Nächsten in der Runde vorstellt: „Das ist Jeremy, einer meiner wertvollsten Kunden und inzwischen sehr guter Freund und das hier sind Rachel und Phil, Bekannte von mir. Lou und Jackson kennst du ja."
Da Philipp und Andrew im gleichen Alter zu sein scheinen, hebt mein Freund nur lässig die Hand: „Hey, Alter."
Kurz huscht die Andeutung eines Lächelns über Andrews Gesicht und ich muss mich beherrschen nicht in Ohnmacht zu fallen oder ihm andächtig zuzujubeln. Er sieht einfach verboten gut aus.
Auch Rachel, die von Andrews Äußerem nicht einmal ansatzweise so beeindruckt zu sein scheint wie Spencer, Nikki und ich, winkt Andrew über den Tisch hinweg zu. Sie konnte schon immer besser mit Männern umgehen als ich, da sie mit zwei älteren und einem jüngeren Bruder aufgewachsen ist. Egal auf welcher Party oder Veranstaltung – während ich Mühe hatte peinlichen Smalltalk zu führen, war Rachel bei allen Männern stets beliebt und geschätzt für ihre Schlagfertigkeit und ihre Gelassenheit. Ein echter Kumpeltyp eben, mit dem Mann gerne mal Pferdestehlen geht. Im Gegensatz zu mir, einem nervösen Nervenbündel, die beim kleinsten Annäherungsversuch hysterisch lachend Reißaus nimmt.
„Und das, ist meine Freundin Ella.", reißt mich Roger aus meinen Gedanken und ich spüre, wie sich zehn Augenpaare, inklusive einem, zum Dahinschmelzen schönen, türkisblauem, auf mich richten.
„Äh, Hallo.", quieke ich und mir wird heiß, als das Blut in meine Wange rauscht.
Andrews Blick wird kalt und abschätzig, ähnlich dem, mit dem er Nikki wenige Augenblicke zuvor angesehen hatte: „Das ist deine neue Freundin?"
Ich starre entmutigt auf das halbvolle Champagnerglas vor mir und versuche tief ein- und auszuatmen.
„Ja, das ist sie.", antwortet Roger und es klingt, als hätten die beiden schon über mich gesprochen.
„Wie alt bist du?", seine Stimme ist schneidend und kalt.
Ich räuspere mich ein paar Mal und piepse dann: „Ähm, dreiundzwanzig." Es klingt eher wie eine Frage, als eine Antwort und im Geist kann ich meine frühere Grundschullehrerin Mrs. Fishburn sehen, die mich mit hochgezogenen Augenbrauen fragt, ob ich mir nun mit meinem Alter sicher bin, oder nicht.
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Sugarlove - Verborgene Leidenschaft
Romance1. Teil der Geschichte von Ella und Andrew ***** Ella lebt mit ihrem Freund und Sugardaddy Roger in Beverly Hills. Nach einigen Turbulenzen scheint ihr Leben endlich wieder in geordneten Bahnen zu verlaufen - doch der Schein trügt. Als Rogers Sohn A...