Kapitel 9 - Richard

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Am nächsten Tag stehen wir um Punkt zehn Uhr vor Richards Haustür. Ich halte Rogers Hand und streiche mit meinem Daumen unablässig über seinen Handrücken. Er lächelt mir zu, als wollte er mir sagen: Diesen Tag überstehen wir beide schon – du beim Wellness, ich beim Golfen und heute Abend sehen wir uns wieder. Ich trage ein weißes sommerliches Maxikleid und dazu goldene Louboutins in denen meine Zehen jetzt schon anfangen zu schmerzen. Außerdem auch eine Kette mit einem großen diamantenen Anhänger in Herzform, die er mir bei einem unserer Treffen in Seattle geschenkt hatte. Roger trägt eine beigefarbene Leinenhose und darüber ein weißes Hemd, bei dem er die Ärmel bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt hat.

Richards Villa versprüht einen schlichten mediterranen Stil. Wir stehen unter einem riesigen Torbogen, der gleichzeitig als Vordach der Veranda fungiert, im Schatten einiger kleiner Buchsbäume und Palmen in terrakottafarbenen Töpfen, die über das gesamte Anwesen verteilt zu sein scheinen. Alles sieht so hell und freundlich aus, dass ich automatisch anfange das Haus zu mögen. Nachdem wir uns schon an einem großen schmiedeeisernen Tor, welches das Grundstück vor neugierigen Blicken und ungebetenen Besuchern schützt, angekündigt haben, wird die Haustür aufgerissen sobald wir die Treppenstufen hochsteigen.

Mit einem breiten Lächeln schließt uns Nikki in die Arme und flötet: „Da seid ihr ja endlich!", bevor sie zurück tritt und uns ins Haus winkt. Auch im Inneren des Hauses ist alles äußerst geschmackvoll eingerichtet und ich betrachte beeindruckt das Echtholzparkett, auf dem Nikki ungeniert mit ihren Stilettos herumklackert. Ich setze vorsichtig meine Füße auf den Boden und trete ein. Die Wände sind in sanften Braun- und Sandtönen gestrichen und überall stehen kleine goldene Tischchen mit Blumenvasen, Bilderrahmen und Dekokugeln in Gold und Bronze herum. In der Mitte der Eingangshalle liegt ein dicker persischer Teppich und zu meiner Rechten führt eine geschwungene Treppe in die oberen Stockwerke. Es sieht wirklich fantastisch aus und ich erkenne Nikkis prunkvollen Geschmack in beinahe jedem Detail. Sie trägt einen knallengen kurzen Rock aus hellbraunem Leder und dazu eine weiße ärmellöse Bluse. An ihren Armen baumeln unzählige goldene Armreifen und klimpern bei jeder ihrer Bewegungen aneinander.

„Richard müsste so gut wie fertig sein.", sagt sie gut gelaunt und deutet mit klirrenden Bewegungen in Richtung Treppe. Ich lege den Kopf in den Nacken und spähe nach oben, kann aber niemanden entdecken. Was mir allerdings auffällt, ist eine schwarze Golftasche, die am Durchgang zum Wohnbereich lehnt, und die scheinbar so schwer ist, dass sie einen Schiebetrolley braucht. Oben ragen mehrere Schläger in unterschiedlichen Längen und Größen heraus, manche aus Holz, manche aus Eisen. Richard muss diesen Sport wirklich sehr ernst nehmen und ich grinse in mich hinein, während ich mich an Roger lehne und den Blick weiter durch den Raum schweifen lasse.

Über unseren Köpfen hört man plötzlich polternde Schritte, dann erscheint Richard am Treppenabsatz und kommt mit breitem Grinsen und ausgestreckten Armen auf uns zu. Er trägt ein hellblaues Poloshirt, das sich über seinem beträchtlichen Bauch spannt, dazu karierte Shorts und edle weiße Herrenschuhe mit braunen Gamaschen.

Als er bei uns ankommt, wird sein Grinsen noch breiter und er wendet sich mir zu: „Zuerst die Dame." Seine Stimme dröhnt durch die Eingangshalle, als er meine Hand in seine riesige Pranke nimmt und mit schraubstockartigem Griff schüttelt.

„Richard.", stellt er sich überflüssigerweise vor und ich versuche über den Schmerz in meiner Hand hinweg höflich zu lächeln.

„Ella."

Er überragt Roger um einen ganzen Kopf und auf seiner Glatze stehen schon jetzt Schweißperlen, die sich in den Hautfalten seines bulligen Nackens sammeln.

Ich massiere mir unauffällig meine schmerzende Hand, während sich Richard Roger zuwendet und eine riesige Pranke auf dessen Schulter niedersausen lässt.

Sugarlove - Verborgene LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt