Kapitel 4

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Lexie erwachte am nächsten Morgen schon erfrischter als die Wochen davor. Sie hatte durch das Kisten schleppen die Tage vorher, jetzt auch keinen Muskelkater vom Holz umstapeln.
Sie ging noch in Schlafanzug und mit den Kuschelsocken an den Füßen ins Wohnzimmer und erneuerte das herunter gebrannte Feuer.
Nachdem sie sich frische Kleidung rausgesucht hatte, ging es damit ins Badezimmer. Sie ließ sich die Badewanne voll laufen und gab noch etwas Badesalz "Rosenduft" hinzu. Sie blieb wieder so lange im Wasser bis es abgekühlt war und machte sich danach fertig. Ihre frisch gewaschenen langen Haare machte sie zu einem festen Zopf. Da ein Blick aus dem Fenster schönes Winterwetter zeigte, wollte Lexie einen ausgiebigen Spaziergang machen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück, bestehend aus Rührei mit angebratenem Speck und einem großen Glas Orangensaft, zog sich Lexie winterfest an.
Sie wollte einmal um den Berg herum. Es gab da einen recht ausgetrampelten Pfad, der im Sommer gut zu Fuß zu bewältigen war. Lexie wollte schauen, ob er auch jetzt im Winter begehbar war. Wenn ja, wäre sie in ca. drei Stunden rechtzeitig zum späten Mittagessen wieder da.
Es war seit gestern kein weiterer Schnee mehr gefallen. Das erste Stück ging es noch recht zügig voran. Doch je weiter sie sich von der Hütte entfernte, desto beschwerlicher wurde es. Der Schnee war teilweise zu hüfthohen Schneeverwehungen zusammen gekommen. Lexie versuchte diese zu umgehen. Dabei kam sie zwangsläufig unbemerkt vom Weg ab. Es war zwar klar, aber es ging ein leichter Wind. Dieser sorgte dafür, das ihre Spuren verweht wurden und sie sich immer weiter verlief. Schon nach einer Stunde wusste Lexie nicht mehr, wo sie war. Die Umgebung sah mit dem ganzen Schnee auch anders aus, als im Hochsommer. Zusätzlich hob das Wolfsgeheul in der Nähe wieder an. Für Lexies Geschmack viel zu nah. Sie versuchte sich an der Baumstellung zu orientieren, aber musste schon kurz darauf feststellen, das sie sich heillos verirrt hatte.
Darüber hinaus hatte sie das unheilvolle Gefühl nicht mehr alleine zu sein. Aber sie sah nichts. Nur das Gefühl blieb.
Als sie sich am Stand der Sonne orientieren wollte, knackte es plötzlich hinter ihr. Sie zuckte zusammen und drehte sich ruckartig herum. Dann erstarrte sie zur Salzsäule.
Vor ihr stand der wohl größte Wolf, den sie jemals gesehen hat. Er hatte braunes zotteliges Fell und hielt witternd seine Schnauze in Lexies Richtung. Als er ihre Witterung aufgenommen hatte, knurrte er angsteinflössend. Lexie ging ganz langsam zurück. Der Wolf beobachtete sie aufmerksam und folgte ihr. Da er aber keine Anstalten machte anzugreifen, nahm Lexie ihren Mut zusammen und drehte sich um und lief vor ihm davon, so schnell der Schnee es halt zuließ. Der Wolf hinter ihr knurrte wieder und setzte ihr nach. Aber auch er wurde vom Schnee gebremst. Als er sich auf ihre rechte Seite wandte lief Lexie mehr nach links bis er wieder direkt hinter ihr war. Er versuchte es auf der anderen Seite mit dem selben Ergebnis. Lexie war schon ganz außer Atem, als ihr was auffiel. Der Wolf hatte sie zur Hütte zurück getrieben. Ihr kam die Umgebung mittlerweile wieder bekannt vor. Es trieb ihr vor Erleichterung die Tränen in die Augen. Sie hetzte über den Hof und rannte auf die Haustür der Hütte zu. Sie schlug diese sofort hinter sich zu und lehnte sich dagegen, in Erwartung der Wolf würde sich dagegen werfen. Doch nichts geschah. Als nach einem Moment immer noch alles ruhig blieb und nur ihr hektischer Atem zu hören war, rutschte sie an der Tür herunter und blieb erst mal sitzen.

Der WeihnachtswolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt